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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.10.2021

Driften über den Strahl der Zeit

Charly Hübner über Motörhead oder Warum ich James Last dankbar sein sollte
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Keine Ahnung, auf was für einen Trip der Schauspieler Carly Hübner war, als er dieses Buch schrieb, aber es wirkt wie auf einen Drogenrausch, in dem man zwischen Motörhead-Klassikern und Schlagern hin ...

Keine Ahnung, auf was für einen Trip der Schauspieler Carly Hübner war, als er dieses Buch schrieb, aber es wirkt wie auf einen Drogenrausch, in dem man zwischen Motörhead-Klassikern und Schlagern hin und her schwankt. Dabei auch noch im steten Dialog mit dem Teufel!

Charly Hübner zeigt viele seiner Jugenderfahrung mit der Musik, die prägte:
AC/DC, Black Sabbath, Deep Purple. Das alles mündete in Motörhead.

Immer wieder werden Motörhead-Songzeilen geqoutet und ich staune, wie großartig, sogar poetisch sie sind. Sie zeigen das pure Leben. Das hat echte Größe!

Und es werden nicht unbedingt nur die bekanntesten Motorhead-Songs erwähnt sondern auch ein paar spezielle wie Emergency, Back at the Funny Farm, I Dont believe a word, Love me Forever, Till the end, Love me like a reptile usw.

Das Buch ist Fun pur und ein großer Spaß für Motörköpfe und Snaggletooth, aber es zeigt auch einen Freiheitsdrang einer ostdeutschen Jugend und das hat mich beeindruckt.

Veröffentlicht am 03.10.2021

Äthiopiens Soldatinnen

Der Schattenkönig
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Maaza Mengiste beschreibt ein Thema, dass den meisten deutschen Lesern vermutlich weitgehend nicht so bekannt ist. Die Rolle der Frauen im Abessinienkrieg 1935-1936 gegen die italienischen Soldaten.
Im ...

Maaza Mengiste beschreibt ein Thema, dass den meisten deutschen Lesern vermutlich weitgehend nicht so bekannt ist. Die Rolle der Frauen im Abessinienkrieg 1935-1936 gegen die italienischen Soldaten.
Im Vordergrund stehen Frauen, die auch in die Kriegsgeschehen einwirkten.
Da ist Hirut, die als Dienstmädchen bei Kidane und dessen Frau Aster lebt.

Es ist ein anspruchsvolles Buch. Stilistisch ist der Roman ungewöhnlich, er hat einen an Klassikern orientierten hohen Erzählton und gelegentlich wird sogar ein Chor eingesetzt. Auch offenbar dokumentarisches Material findet seinen Weg in das Buch.
Es gelingt Maaza Mengiste mit ihren sprachlichen Mitteln eindrucksvolle Bilder der Geschehnisse zu vermitteln und die Leser in die Vergangenheit und die Schrecken des Krieges eintauchen zu lassen.

Veröffentlicht am 03.10.2021

Die inneren Monologe

Das Archiv der Gefühle
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Ein neuer Roman des Schweizer Schriftsteller Peter Stamm weckte natürlich mein Interesse. Peter Stamms ruhiger Stil, sein lakonischer Tonfall und sein Erzählgeschick lassen Das Archiv der Gefühle zu einem ...

Ein neuer Roman des Schweizer Schriftsteller Peter Stamm weckte natürlich mein Interesse. Peter Stamms ruhiger Stil, sein lakonischer Tonfall und sein Erzählgeschick lassen Das Archiv der Gefühle zu einem besonderen, wenn auch ungewöhnlichen Roman werden. Eigentlich ist es wie ein Ein-Mann-Stück.
Der Archivar ist halbfreiwillig ein Einsiedler, der sich in der Stille seines einsamen Hauses dem Sammeln und Ordnen widmet und sich seinen Erinnerungen hingibt. Dabei ist die melancholische Stimmung, die vom Protagonisten ausgeht, spürbar.
Diese Erinnerungen umfassen schließlich auch sein Kindheit und Jugend und vor allen seine Liebe zur Jugendfreundin Franziska.
Mit ihr, die ein bekannte Sängerin wurde, steht er fast durchgängig im inneren Monolog, obwohl sie sich seit mehr als 30 Jahren nicht mehr gesehen haben.
Es gibt einige bemerkenswert ausformulierte Sätze im Roman, die Peter Stamm gut gestaltet hat. Es wird ein Roman, den man nicht so schnell vergessen wird. Vielleicht sein bestes Buch!

Veröffentlicht am 02.10.2021

Vater-Sohn-Beziehung

Erstaunen
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Erstaunen ist ein Roman von hoher Qualität, der eine besondere Vater-Sohn-Beziehung zeigt. Theo ist Astrobiologe, der seine Frau bei einem Autounfall verloren hat. Sein 9jähriger Sohn Robin zeigt Züge ...

Erstaunen ist ein Roman von hoher Qualität, der eine besondere Vater-Sohn-Beziehung zeigt. Theo ist Astrobiologe, der seine Frau bei einem Autounfall verloren hat. Sein 9jähriger Sohn Robin zeigt Züge von Asberger.
Beide sind natürlich schwer in Trauer.
Aber Robin hat auch Angst um die Welt, insbesondere um die gefährdeten Tiere und will am Beispiel von Greta Thunberg mit einem warnenden Plakat vor dem Kapitol protestieren.
Aber es sind die Trump-Jahre und wissenschaftliche Erkenntnisse und Umweltschutz sind für die Gesellschaft und Regierung bedeutungslos.

Der Roman wird durchgängig aus der Sicht des Vaters erzählt, der sich um seinen Sohn sorgt und versucht, ihn in jeder Art zu fördern. Robin ist ein Junge, der fähig ist, genau in die Natur zu sehen und sie in all ihrer Schönheit zu erkennen.
Ihre enge Beziehung hat Richard Powers liebevoll geschildert.
Umso kritischer sieht er die amerikanische Gesellschaft, die so egoistisch und gleichgültig ist.

Richard Powers ist ein bedeutender US-Amerikanische Schriftsteller, der gesellschaftliche Zustände zeigen kann und der zu Recht Pulitzer-Preisträger ist. Erstaunen steht dieses Jahr auf der Shortlist des renommierten Booker-Prize und ich wünsche dem Buch viel Erfolg.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.09.2021

von der Familie getrennt

Wenn ich wiederkomme
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Ein ansprechender Roman über eine Familie aus Osteuropa. Da ist der anfangs 12jährige Manuell, seine 8 Jahre ältere Schwester Angelica und sein Vater Filip Matei.
Die Mutter Daniela hat die Familie verlassen. ...

Ein ansprechender Roman über eine Familie aus Osteuropa. Da ist der anfangs 12jährige Manuell, seine 8 Jahre ältere Schwester Angelica und sein Vater Filip Matei.
Die Mutter Daniela hat die Familie verlassen. Sie ist zum Arbeiten und Geld verdienen nach Mailand gegangen. So will sie ihren Kindern das Studieren ermöglichen.
Im zweiten Teil des Romans wird aus ihrer Perspektive erzählt. Sie hat es als Migrantin nicht leicht und dann hat ihr Sohn auch noch einen schweren Unfall. Man leidet ls Leser sehr mit ihr mit, das schafft natürlich nur ein Buch, das einen packt.

Man gewinnt einen Blick in das Leben einer Familie der unteren Mittelschicht und der Migration. Das ist sehr gut gemacht. Aber an Marco Balzanos bedeutenden letzten Roman „Ich bleibe hier“ reicht dieses Buch nicht ganz ran. Dennoch ist es natürlich ein wichtiges Thema und unbedingt lesenswert.