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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.04.2021

Viel Wortwitz

Irgendwo ist immer irgendwer verliebt
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Der Anfang des Romans mit dem Dialog zwischen der Protagonistin Chelsea und ihrem Vater ist witzig. Sie ist schockiert, dass ihr Vater wieder heiraten will.

Doch schließlich erkennt sie, dass sie auch ...

Der Anfang des Romans mit dem Dialog zwischen der Protagonistin Chelsea und ihrem Vater ist witzig. Sie ist schockiert, dass ihr Vater wieder heiraten will.

Doch schließlich erkennt sie, dass sie auch mal wieder etwas für sich tun muss und nicht nur Arbeiten. Sie nimmt sich eine berufliche Auszeit und verreist.

Auch später gibt es viel Wortwitz, Das konzentriert sich zunehmend auf die Dialoge zwischen ihr und ihrem Kollegen/Konkurrenten. Mit der Zeit haben mich die gegenseitigen Frotzeleien aber etwas genervt. Neben den Spitzen Bemerkungen, die sie austauschen, gibt es aber auch eine gewisse Anziehungskraft.
Das Buch driftet zu sehr in Richtung Frauenunterhaltung mit Chicklitanleihen. Dafür bin ich nicht so ganz das richtige Zielpublikum. Dennoch erkenne, dass der Roman „Irgendwo ist immer irgendwer verliebt“ für sein Genre einige Qualitäten hat.

Veröffentlicht am 18.04.2021

Rasant und energiegeladen

Drei Kameradinnen
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Drei Kameradinnen, das sind die 3 Freundinnen, die sich schon lange kennen und alle einen Migrationshintergrund haben. Hani, Kasih und Saya leben in Deutschland und erleben im Alltag immer wieder Vorurteile ...

Drei Kameradinnen, das sind die 3 Freundinnen, die sich schon lange kennen und alle einen Migrationshintergrund haben. Hani, Kasih und Saya leben in Deutschland und erleben im Alltag immer wieder Vorurteile und Benachteiligungen, sei es durch automatisch schlechte Zensuren von Lehrern oder den Busfahrer, der sie anschnauzt oder der Kaufhausdetektiv, der sie misstrauisch beäugt.

Es ist eine Art Berichtsform, in der erzählt wird und gelegentlich spricht die Erzählerin Kasih die deutsche Öffentlichkeit direkt an und verdeutlicht die Unterschiede.

Wie Shida Bazyar ihren Roman gestaltet ist geschickt und intensiv, oft auch sehr originell. Dabei denke ich zum Beispiel an die Passage, als Kasij einen Auftritt der 3 Freundinnen in der Bärbel Schäfer-Show in den neunziger Jahren imaginiert und dabei einige Punkte klarmacht.

Dann gibt es auch Momente, in denen der NSU-Prozess gerade abläuft und da wird die Stimmung der Zeit abgebildet.

Der Roman beeindruckt auch besonders durch eine sehr starke Figur: Saya, cool, aber immer auch wütend. Nicht auf den Mund gefallen, aber dadurch zu oft auf Konfrontationskurs. Ihre Freundinnen Hani und Kasih sind weniger kämpferisch, obwohl sie den unterschwelligen Alltags-Rassismus genauso spüren.

Shida Bazyar hat nach „Nachts ist es leise in Teheran“ mit Drei Kameradinnen wieder einen eigenwilligen und starken Roman geschafft.

Veröffentlicht am 18.04.2021

Das unbekannte Mee

Wenn Haie leuchten
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Wenn Haie leuchten ist ein Sachbuch, das beweist, dass Meeresbiologie spannend und unterhaltsam sein kann, aber dennoch gründlich und informativ. Das Meer und seine Bewohner sind unglaublich vielfältig ...

Wenn Haie leuchten ist ein Sachbuch, das beweist, dass Meeresbiologie spannend und unterhaltsam sein kann, aber dennoch gründlich und informativ. Das Meer und seine Bewohner sind unglaublich vielfältig und rätselhaft. Das allermeiste von dem Buch, was geschildert wird, war mir vollkommen unbekannt.
Es geht um mehr als nur Haie, auch wenn deren Anteil wichtig für das Buch ist. Es geht aber auch um Quallen, Delfine, Insekten, Fische, Viren, Riesenkalmar, Muscheln und anderen ungewöhnliche Arten.

Nach dem Lesen des Buches hätte man fast Lust, selbst Meeresbiologie zu studieren und die Weiten des Meeres zu erforschen. Die Autorin Julia Schnetzler macht aber auch deutlich, dass das nebenbei auch harte Arbeit erfordert. Das macht es eigentlich umso reizvoller, denn große Erkenntnisse kommen nicht ohne Anstrengung.

Veröffentlicht am 18.04.2021

Mehr als nur eine Musikerbiografie

Hauskonzert
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Igor Levit, der erfolgreiche Pianist, ist ein extrovertierter Mensch, der sich engagiert. Er steht den Grünen nahe, spricht gegen Antisemitisus, gegen Ausgrenzung, unterstützt Fridays for Future.
Er äußert ...

Igor Levit, der erfolgreiche Pianist, ist ein extrovertierter Mensch, der sich engagiert. Er steht den Grünen nahe, spricht gegen Antisemitisus, gegen Ausgrenzung, unterstützt Fridays for Future.
Er äußert sich auch öffentlich, z.B. in einer Talkshow.
Für manche Rechte ist er ein rotes Tuch, es gibt auch Morddrohungen.

Der Autor Florian Zinnecker nähert sich dem Thema vorsichtig. Man spürt die Schwierigkeit dem gerecht zu werden, aber mit der Zeit findet er seinen Schreibfluß.

Eigentlich ist Hauskonzert mehr e als klassische Biografie, obwohl natürlich die Stationen seiner Karriere, die auch nicht ohne Schwierigkeiten war, geschildert wird. Zum Teil ist es auch ein politisches Sachbuch.

Dieses Buch wird Igor Levit weitere Aufmerksamkeit bescheren, die er auch verdient und es lohnt sich auch, seine Musik zu hören.

Veröffentlicht am 18.04.2021

Origineller Roman

Die Erfindung der Welt
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Der Roman hat eine interessante Ausgangssituation. Eine Schriftstellerin mit dem Pseudonym Aliza Berg bekommt unerwartet einen anonymem, aber hochdotierten Auftrag über das Leben und die Menschen in dem ...

Der Roman hat eine interessante Ausgangssituation. Eine Schriftstellerin mit dem Pseudonym Aliza Berg bekommt unerwartet einen anonymem, aber hochdotierten Auftrag über das Leben und die Menschen in dem Dorf Litstein zu schreiben.
Das ermöglicht ein Spiel mit literarischen Mitteln und der Entstehung eines Romans, in der die Schriftstellerin schließlich selbst ein Teil wird.
Es bleibt auch ein Drang, die Identität des geheimnisvollen Mäzen G. herauszufinden.

Bestimmt wird der Roman anfänglich vom Blickwinkel der Icherzählerin, dem man gerne folgt, denn sie lässt das Ganze auf sich wirken und hat auch viel Wortwitz. Die Begegnung mit den Menschen in Litstein, die sie schon freudig erwartet haben, sind hinreißend geschrieben.
Im zweiten Teil wechselt die Perspektive und lässt eine Blick von Außen auf die Schriftstellerin und ihrer literarischen Recherche zu.
Im dritten Teil ist es dann wieder überwiegend Alizas Perspektive.

Es ist typisch für viele Bücher des Picus-Verlags, dass sie originell und anspruchsvoll, aber auch ansprechend und voller Leichtigkeit sind. Und Thomas Sautner macht mit seinem einfallsreichen Roman „Die Erfindung der Welt“ da keine Ausnahme. Das schätze ich sehr.