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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.01.2022

Familiendrama

Die falsche Zeugin
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Karen Slaughters Romane sind wegen viel Gewalt oftmals problematisch. In dem umfangreichen Roman Die falsche Zeugin sind die anfänglichen Vergangenheitspassagen beklemmend. Interessant ist der heutige ...

Karen Slaughters Romane sind wegen viel Gewalt oftmals problematisch. In dem umfangreichen Roman Die falsche Zeugin sind die anfänglichen Vergangenheitspassagen beklemmend. Interessant ist der heutige Handlungsrahmen, als die Anwältin Leigh die Verteidigung des Vergewaltigers Andrew übernimmt. Ein moralisches Dilemma,aber als Anwältin muss man damit fertig werden. Doch dann stellt Leigh fest, dass Andrew ein Teil ihrer eigenen Vergangenheit darstellt, die durch eine Gewalttat geprägt wurde. Jetzt ist das ganze sehr persönlich.
Als Leser steht man auch im Zwiespalt. Leigh ist keine Figur, mit der man bedingungslos einverstanden sein kann.Sie hat Geheimnisse..Aber vielleicht macht sie gerade das interessanter als konventionelle Romanhelden.
Für sie spricht auch ihre Besorgnis um die Schwester Callie und die Liebe zu ihrer Tochter Maddie.
Die Passagen, in denen Callie im Mittelpunkt steht, sind gut gemacht. Überhaupt ist die Verbundenheit der Schwestern spürbar.

Die Handlung ist ganz zeitgemäß angelegt, also mit Pandemie und Maske tragen. Auch MeToo wird thematisiert.

Der Roman leidet ein wenig darunter, dass man Leigh Geheimnis schon sehr früh erfährt und dass es das psychologische Duell zwischen den Protagonisten woanders schon überzeugender gab.

Dennoch mochte ich das Buch.Es ist ein ordentlicher Thriller und nach meiner Lesart vor allen ein packendes Familiendrama.

Veröffentlicht am 14.01.2022

2 Persönlichkeiten: Christa Wolf – Franz Führmann

Monsieur – wir finden uns wieder
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Dieser interessante Briefwechsel zwischen den DDR-Schriftstellergrößen Christa Wolf und Franz Führmann ging von 1968 bis zu Führmanns Tod 1984.
Dabei sind die Briefe nicht besonders literarisch verfasst. ...

Dieser interessante Briefwechsel zwischen den DDR-Schriftstellergrößen Christa Wolf und Franz Führmann ging von 1968 bis zu Führmanns Tod 1984.
Dabei sind die Briefe nicht besonders literarisch verfasst. Insbesondere Christa Wolfs Briefe sind etwas bieder, als würde einen Tante Christa einen Brief schreiben. Einige Briefe wirken banal und überwiegend humorbefreit.
Bei ihren Romanen funktionierte ihr sachlicher Erzählton besser.
Führmanns Briefe sind emotionaler, er traut sich auch mal eine kleine Spitze gegen Christa auszusprechen.

Aber lesenswert wird es immer, wenn es um das zeitgeschichtliches geht. Zum Beispiel sind zwischendurch auch Briefe an Obrigkeiten der Diktatur gerichtet, Honecker oder Konrad Wolf
Da beklagen Wolf und Führmann den Umgang mit Schriftstellern und setzen sich z.B. für junge Schriftsteller ein, die verhaftet wurden.
Aber auch bei den privaten Briefen spürt man besonders bei Franz Führmann die Verbitterung und Verzweiflung über den Zustand im DDR-Literaturbetrieb. Manchmal scheint er zu resignieren. Den Bruch mit dem System haben beide aber nie in Betracht gezogen, im Gegensatz zu vielen anderen Schriftstellern, die das Land Richtung Westen verlassen hatten.

Abgerundet wird der Briefwechsel mit einem umfangreichen Anhang mit Anmerkungen und Reden und einem Nachwort von Christa Wolf.

Veröffentlicht am 12.01.2022

Hellas und Junis Reise

Ende in Sicht
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Das Hörbuch ist ca. 6 Stunden lang und ungekürzt. Eine angemessene Länge für diesen Text.
Ronja von Rönnes Stimme ist sicher Geschmackssache, aber ich schätze es generell, wenn Autoren ihre Texte selber ...

Das Hörbuch ist ca. 6 Stunden lang und ungekürzt. Eine angemessene Länge für diesen Text.
Ronja von Rönnes Stimme ist sicher Geschmackssache, aber ich schätze es generell, wenn Autoren ihre Texte selber einlesen. Das erhöht oftmals die Intensität und verrät mehr von den Stimmungen, den die Autorin ihren Figuren mitgibt.

Die 69jährige Hella und die junge Juli wollen sterben, wenn auch aus ganz unterschiedlichen Gründen. Ihre unfreiwillige Begegnung löst nach einer längeren Annäherungsphase eine gemeinsame Reise aus.
Man kann problemlos lange am Stück zuhören.
Die beiden Protagonisten sind trotz ihrer Probleme sympathisch und mit der Zeit verstehen sie sich trotz ihrer Unterschiede ganz gut. Sie werden ein Team.

Vordergründig wirkt der Plot humorvoll, da Ronja von Rönne mit ihrer Lakonie so einen Ton anklingen lässt. Aber die Themen Krankheit, Tod und Suizidversuch sind ernst genug.

Veröffentlicht am 29.12.2021

Die Zeit der Motte

Misfits
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Misfits ist zwar kein Roman, aber doch erzählend gestaltet. Außerdem ist es sehr autobiografisch.
Das Buch ist zwar seitenmäßig relativ kurz, aber so ökonomisch geschrieben, dass dennoch viel mitgeteilt ...

Misfits ist zwar kein Roman, aber doch erzählend gestaltet. Außerdem ist es sehr autobiografisch.
Das Buch ist zwar seitenmäßig relativ kurz, aber so ökonomisch geschrieben, dass dennoch viel mitgeteilt wird.
Diese Form ist logisch, denn das Herstück des Bucches entspricht einer Rede, die Michaela Coel in Edinburgh gehalten.
Ergänzt wird die Rede durch eine Einleitung und einen Epilog.

Anfangs gibt es gut gemachte Passagen über Michaelas Kundheit und Jugend. Sie wuch als einziges schwarzes Mädchen in einer weißen Gegend auf und wurde mit Rassismus konfrontiert.
Sie erzählt das so, dass es nachvollziehbar wird. Überhaupt erzeugt das Buch Empathie.
Später liegt der Schwerpunkt auf der Fernsehbranche. Michaela Coel gelang es mit ihrer eigene Idee erst ein Stück und dann daraus eine Fernsehserie zu realisieren.
Ich kannte diese und auch ihre zweite Serie nicht, denke aber, dass ich sie bald einmal sehen werde.

Veröffentlicht am 27.12.2021

Lady Astronaut

Die Berechnung der Sterne
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Mary Robinette Kowals Roman Die Berechung der Sterne ist vielfach preisgekrönt, obwohl er eher konventionell erzählt ist.
Es ist ein Alternativwelr-Roman, in dem 1952 ein Meteorit in den USA einschlägt ...

Mary Robinette Kowals Roman Die Berechung der Sterne ist vielfach preisgekrönt, obwohl er eher konventionell erzählt ist.
Es ist ein Alternativwelr-Roman, in dem 1952 ein Meteorit in den USA einschlägt und Veränderungen wie z.B. Klimaveränderungen bewirkt. Viele Menschen starben.
Die USA wird ambitioniert und schneller bereit für Reisen in den Weltraum und Frauen als Astronautinnen werden eingesetzt.

Hauptfigur ist die zurückhaltende, aber brillante Physikerin Elma York, die ihren Weg zur Astronatin gestaltet. Aber unter Widerständen, denn es sind die fünfziger Jahre und Frauen wird nicht viel zugetraut.
Diese Zeit hat die Autorin in Ansätzen sichtbar gemacht. Manchmal wirkte es auch konstruiert, dennoch glaubhaft.
Immerhin unterstützt ihr loyaler Ehemann sie.
Elma ist eine gute Figur, manche der Nerbenfiguren bleiben leider Staffage.
Als Nebenfigur taucht einmal in einer kurzen Episode Wernher von Braun auf, mit dem Elma zusammenarbeiten muss. Für sie als jüdische Amerikanerin durchaus ein Problem.
Solche Passagen sind dann doch etwas besonderes.
Die technischen Weiterentwicklungen auf dem Weg in den Weltraum werden meistens nur in einem jeweilss kurzen Vorspann vor den Kapiteln angedeutet. aber das funktioniert ganz gut.

Der Roman ist eigentlich ganz gut lesbar, dennoch bin ich mehrfach in Stocken geraten.
Die Stärke des Romans ist die glaubhafte Entwicklung der Hauptfigur. Manchmal hätte ich mir mehr Tempo und ein paar Brüche gewünscht und daher konnte mich der Plot mit seinen Längen aber auch nicht ganz überzeugen.
Doch die Handlung ist breit angelegt auf 2 weitere Bände. Das relativiert diese Längen dann wieder.
Mal sehen, wann die Fortsetzung erscheinen wird.

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