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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.01.2021

Die Rache der Anna Kiel

Leichenblume
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Leichenblume ist ein dänischer Krimi, der erster Teil einer Reihe wird und schon aufgrund des aufsehenerregenden Covers besticht.

Mit einem Filetmesser soll Anna Kiel den Anwalt Christoffer Mossing ermordet ...

Leichenblume ist ein dänischer Krimi, der erster Teil einer Reihe wird und schon aufgrund des aufsehenerregenden Covers besticht.

Mit einem Filetmesser soll Anna Kiel den Anwalt Christoffer Mossing ermordet haben.

Dann bekommt die Journalistin Heloise Kaldan einen Brief von Anna Kiel, der sie zu einer Recherche bewegt.Dann begegnet sie dem Kommissar Erik Schäfer, der in dem Fall ermittelt.
Grundsätzlich finde ich es nicht schlecht, dass eine Journalistin als Hauptfigur eingesetzt wird, obwohl Heloise nicht gerade Annika Bengtzon ist. Dazu fehlt ihr an ausreichend Profil, aber vielleicht kommt das noch, denn ein paar Ansätze gibt es. Schließlich ist Heloise aus privaten Gründen in den Fall verwickelt.

Anne Mette Hancock schreibt zwar nicht sensationell. Aber doch ganz ordentlich. Ein Vergleich mit Jo Nesboe halte ich aber für unangemessen.
Daher gibt es von mir 3 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 30.01.2021

Bemerkenswerter autobiografischer Roman

Das achte Kind
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Erzählt wird die Geschichte von Alem, der in Deutschland als Sohn einer Kroatin und eines Bosniers geboren wird.
Am Anfang wird in starken Passagen geschildert, wie die Mutter Smilja aus einem armen Dorf ...

Erzählt wird die Geschichte von Alem, der in Deutschland als Sohn einer Kroatin und eines Bosniers geboren wird.
Am Anfang wird in starken Passagen geschildert, wie die Mutter Smilja aus einem armen Dorf nach Deutschland kommt und dort Emir kennenlernt, heiratet und ein Kind bekommt. Aber Emir ist ein Dieb und Säufer und schon bald kommt es zur Trennung.
Erst als Erwachsener erfährt Alem von seinem Vater, der bereits gestorben ist und besucht sein Grab in Serbien.
Dann schwenkt das Buch zurück in Alems Kindheit und Jugend. Er wächst bei Pflegeeltern auf. Alem ist hin und hergerissen zwischen seiner Mutter und deren
gewalttätigen Freund und seinen Pflegeeltern.

Viele Elemente dieser Zeit, der frühen Achtziger werden gezeigt, so dass man sich gut einfühlen konnte.

Ab und zu ist Alem auch in der ehemaligen Heimat seiner Mutter in Kroatien und besucht seine Verwandten, aber 1991 beginnt der Krieg in Jugoslawien und es kommt zu Vertreibungen.

Der Roman zeichnet sich durch einen eigenständigen Ton aus, der den Leser ans Buch fesselt. Der Ton ist nüchtern und klar, was ich sehr schätze. Und das Buch ist offensichtlich autobiografisch, was die Intensität noch verstärkt.

Veröffentlicht am 26.01.2021

Harte Zeiten

Die Kannenbäckerin
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Johannas ganze Familie. Bei Pest und 30jährigen Krieg ist das normal.
Als Junge verkleidet sucht sie ihren unbekannten Onkel auf und beginnt eine Lehre als Töpferin bei ihm. Sie brennen Töpfe und Teller, ...

Johannas ganze Familie. Bei Pest und 30jährigen Krieg ist das normal.
Als Junge verkleidet sucht sie ihren unbekannten Onkel auf und beginnt eine Lehre als Töpferin bei ihm. Sie brennen Töpfe und Teller, verzieren sie und fabrizieren so wertvolle Stücke, Johanna hat Fleiß und Talent, aber die verkehrte Geschlechterrolle, die aufrecht erhalten hat, belastet sie. Dieses Handwerk könnte sie als Mädchen auch trotz ihrer Begabung nicht ausüben.
Der Autorin Annette Spratte gelingt es , ein Gefühl für Johanas emotionalen Zustand zu wecken. Man bekommt auch eine guten Einblick in die Zeit und den gesellschaftlichen Konventionen.
Realistischerweise kann Johanna ihre Rolle irgendwann nicht mehr halten.
Es sind weiterhin harte und gefährliche Zeiten und der nächste Schicksalsschlag wartet. Als Leser leidet man ordentlich mit. Aber Johanna ist stark und meistert ihr Leben. Es ist ein emotional berührendes Buch.

Veröffentlicht am 26.01.2021

Meisterwerk

Krass
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An dem neuen Roman des Büchnerpreisträgers Martin Mosebach ist schon das Cover in Rot und dem gespiegelten Vogel auffällig.So wird man magisch vom Buch angezogen. Martin Mosebachs opulenter Schreibstil ...

An dem neuen Roman des Büchnerpreisträgers Martin Mosebach ist schon das Cover in Rot und dem gespiegelten Vogel auffällig.So wird man magisch vom Buch angezogen. Martin Mosebachs opulenter Schreibstil ist auch in „Krass“ voll und ganz da. Für genießerische Leser ist das ein Leckerbissen.
Der Roman handelt in verschiedenen Orten. Zuerst Neapel, da ist der Ausflug nach Capri eine besondere Passage. Danach Frankreich. Später dann Kairo.
Mosebach war selbst in diesen Orten und seine Beschreibungen sind exquisit.

Auffällig sind die Charaktere der Figuren.Der titelgebende Geschäftsmann Ralph Krass ist undurchschaubar. Seine Geschäfte sind vielleicht zweifelhaft. Er hat einen Tross an Angestellten und Leute, die er aushält dabei.
Eine wichtige Figur ist sein Angestellter Matthias Jüngel.
Dann die Belgerin Lidewine, die einem Zauberkünstler namens Harry Reno assistierte und dann zu Krass stößt.

Überraschenderweise wechselt der Roman im zweiten Teil zum Erzählen in der ersten Person. Das gibt dem ganzen noch einmal eine andere Note.
Es folgt noch ein dritter Teil, über den ich hier aber noch nichts verraten möchte.

Krass ist ein Meisterwerk!

Veröffentlicht am 23.01.2021

Die Persönlichkeit eines Schimpansen

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Ein Forscherteam kümmert sich um den Schimpansen Sam, der die Gebärdensprache gut beherrscht. Sam wird hervorragend als Figur aufgebaut, in diesem Zeitabschnitt aber ausschließlich von außen durch die ...

Ein Forscherteam kümmert sich um den Schimpansen Sam, der die Gebärdensprache gut beherrscht. Sam wird hervorragend als Figur aufgebaut, in diesem Zeitabschnitt aber ausschließlich von außen durch die Perspektive der Menschen betrachtet.
Doch es kommt der Tag, als die Sprachforschung mit Primaten nicht mehr weiter gefördert wird. Ein schmerzlicher Abschied folgt. Die Studentin Aimee, die Sam besonders liebt, will sich damit nicht abfinden.
Mit Sam werden inzwischen Tierversuche absolviert. Für den Leser werden die Qualen dadurch, das sich Sam artikulieren kann, besonders deutlich.
Die Figurenkonstellationen sind gut gemacht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieser Roman jemand kalt lassen kann.
T.C.Boyle hat hier ein weiteres mal ein bemerkenswertes Buch vorgelegt, das mich streckenweise wirklich gefesselt hat.