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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.01.2021

Die schöne Epoche

Der Mann im roten Rock
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Der englische Schriftsteller Julian Barnes hat mit Der Mann im roten Rock ein essayistisches Werk über eine Zeit der Jahrhundertwende in Frankreich vorgelegt, das sehr unterhaltsam ist. Im Mittelpunkt ...



Der englische Schriftsteller Julian Barnes hat mit Der Mann im roten Rock ein essayistisches Werk über eine Zeit der Jahrhundertwende in Frankreich vorgelegt, das sehr unterhaltsam ist. Im Mittelpunkt stellt er den Arzt Dr. Samuel Pozzi (1846–1918), der viele bekannte Persönlichkeiten kannte. Es ist ein scharfsinniges Buch und sehr interessant. Man folgt Barnes gerne, wenn er nicht nur Pozzis Leben folgt sondern auch immer wieder die Leben vieler andere einbezieht:
Oscar Wilde, Robert de Montequieu, Maupassant, Marcel Proust, Sarah Bernhardt und viele andere.
Die Geschichten dieser Persönlichkeiten sind vielfach miteinander verquickt. Julian Barnes schreibt detailreich, ohne sich darin zu verlieren. In der Summe entsteht ein Gesamtbild!
Ein opulentes, lesenswertes Buch!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.01.2021

Vater-Tochter-Beziehung

Warten auf den Vater
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Manfred Böhme war Politiker, der zurücktreten musste als sein Doppelleben, seine IM-Spitzeltätigkeit in der DDR bekannt wurde.
An diesem Buch interessierte mich, wie ein Mensch so täuschen kann, dass er ...

Manfred Böhme war Politiker, der zurücktreten musste als sein Doppelleben, seine IM-Spitzeltätigkeit in der DDR bekannt wurde.
An diesem Buch interessierte mich, wie ein Mensch so täuschen kann, dass er viele andere überzeugt. Und dass das Buch aus Sicht der Tochter geschrieben ist.
Ein ist ein sehr persönliches Buch über eine problematische Vater-Tochter-Beziehung.
Tatjana Böhme-Mehner schreibt allerdings ehrlich und glaubhaft. Es ist aber deutlich ein schmerzhafter Prozess für sie, die Taten und Tod ihrer Vaters zu verarbeiten. Der Vater war in ihrer Kindheit selten da, er ist zu einem Teil wie ein Fremder.

Es wird die Zeit der DDR in den Achtziger Jahren gezeigt. Das macht die Autorin sehr gut, indem sie sich selbst als Kind als Beispiel nimmt. Durch sie lernt man den Alltag kennen. Während mir der Vater ein Fremder bleibt, lernt man die Autorin ein Stück weit kennen.

Böhme gab nie etwas zu, redet nicht über sich selbst. So blieb der Schatten.
Daher halte ich ein Buch für dieses für wichtig!

Veröffentlicht am 09.01.2021

Dem Deutschrap auf den Zahn gefühlt

Ben Salomo bedeutet Sohn des Friedens
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Obwohl ich mit Deutsch-Rap nicht ganz so viel zu tun habe, interessiert mich an Ben Salomo, dass er in seinen HipHop-Stücken meistens eine ganze Geschichte erzählt. Oft haben die Geschichte mit seiner ...

Obwohl ich mit Deutsch-Rap nicht ganz so viel zu tun habe, interessiert mich an Ben Salomo, dass er in seinen HipHop-Stücken meistens eine ganze Geschichte erzählt. Oft haben die Geschichte mit seiner Herkunft zu tun, da ist es folgerichtig, dass er Buch über sein Leben schreibt.
Dabei schildert er auch eine jüdische Kindheit in Deutschland. Aber auch sein Geburtsland Israel bedeutet ihm viel.
Dann geht bald um Rap und HipHop.
Wichtiges Thema ist aber auch der Antisemitismus. Detaliet geht Ben Salomo auf dem Echo an Kollegah und Farid Bang ein und auf andere Auswüchse im Deutsch-Rap.

Ben Salomo schreibt geradlinig, manchmal ein wenig schlicht, aber das ist okay.

Veröffentlicht am 30.12.2020

Routinierter Thriller

Amissa. Die Verlorenen
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Amissa. Die Verlorenen ist ein Thriller von Frank Kodiak und Band 1 einer neuen Reihe.
Die Grundidee des Romans über eine Organisation namens Amissa zu schreiben finde ich interessant. Amissa ist darauf ...

Amissa. Die Verlorenen ist ein Thriller von Frank Kodiak und Band 1 einer neuen Reihe.
Die Grundidee des Romans über eine Organisation namens Amissa zu schreiben finde ich interessant. Amissa ist darauf spezialisiert, vermisste Menschen zu finden.
Die Ermittler Han und Rica sind die Hauptfiguren.

Zunächst lernen wir Leser aber Martin Eidinger und seine Frau Lydia kennen, deren 17jährige Tochter Leila nach einem Streit verschwunden ist. Sie wird entführt. Eine bedrohliche Situation. Der Romanplot ist stringent und geradlinig gestaltet. Ich hätte mir aber mehr Einsatz von Spezialistenwissen der Organisation gewünscht. Eigentlich wirkt es wie eine ganz normale Ermittlung.
Es ist Band 1 einer Reihe, dennoch gibt es Andeutungen an vergangene Erlebnisse, z.B. um Rica. Diese Erzählmethode mag ich eigetlich nicht so sehr, aber es ist ja nur ein Element im Roman.
Ansonsten ist das Buch so routiniert geschrieben, wie man es von einem so erfahrenen Autor erwartet. Vielleicht zu routiniert. Thrillerfans werden sich dran vermutlich nicht weiter stören. Für mich ist das gute 3 von 5 Sternen wert!

Veröffentlicht am 30.12.2020

Auf nach Neukaledonien

Miss Bensons Reise
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Das Buch ist gewohnte Kost von Rachel Joyce, also sehr amüsant und gute Unterhaltung, aber nicht ganz ernst zu nehmen.
Mit Margery Benson ist eine Frau mittleren Alters aufgebaut, die beschließt, ihr Leben ...

Das Buch ist gewohnte Kost von Rachel Joyce, also sehr amüsant und gute Unterhaltung, aber nicht ganz ernst zu nehmen.
Mit Margery Benson ist eine Frau mittleren Alters aufgebaut, die beschließt, ihr Leben drastisch zu ändern. Sie gibt ihren Job als Lehrerin auf und reist nach Neukaledonien auf der Suche nach einen Käfer. Dieses Vorhaben speist sich aus der Sehnsucht ihres Vaters, der schon in ihrer Kindheit starb.
Als Begleitung hat sie die junge, extrovertierte Miss Enid Pretty dabei.
Es ist 1950 und diese Zeit, in der der Krieg noch nicht lange zurückliegt, prägt Verhalten der Frauen und der Gesellschaft.

Die beiden Protagonistinnen sind sehr unterschiedlich und ergänzen sich daher gut. Margery ist eher zurückhaltend und zögerlich, aber sie hat ein Ziel. Und Enid ist chaotisch, aber doch durchsetzungsfähig.

Es gibt Passagen, die comicartig gestaltet sind, z.B. dass ein wirrer Mann namens Mundic die Frauen bis nach Neukaledonien verfolgt.
Das finde ich teilweise übertrieben.
Die leisen, ernsten Themen leiden unter dem lauten Wortwitz.

Der Stil von Rachel Joyce ist aber schon wie in ihrem Erfolgsroman Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry sehr lesbar. Die Buchseiten fliegen nur so dahin.