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Veröffentlicht am 10.11.2020

Deutsche Literatur

Herzenssache
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Gerhard Wolf war der Mann von Christa Wolf, der großen Schriftstellerin.
Er war stets an ihrer Seite und unterstütze sie und ihr Werk. Außerdem engagiert er sich für viele andere Schriftsteller. In diesem ...

Gerhard Wolf war der Mann von Christa Wolf, der großen Schriftstellerin.
Er war stets an ihrer Seite und unterstütze sie und ihr Werk. Außerdem engagiert er sich für viele andere Schriftsteller. In diesem Buch schreibt er über die Begegnungen mit einer Reihe von ihnen.
Ich hatte, ehrlich gesagt, auf mehr Christ Wolf gehofft, so außer Gesprächen und ein paar Briefen gibt es wenig von ihr. Dennoch bleibt sie irgendwie immer auf eine spirituelle Art und Weise dabei.

Im Buch gibt es die offiziellen Reden und Ansprachen, zum Beispiel über Walter Jens. Noch stärker sind die Abschnitte über vielleicht nicht ganz so bekannte Persönlichkeiten, z.B. das lange Memorial über die Holocaust-Überlebende Franci Faktorova.

Veröffentlicht am 09.11.2020

Der Schrei der Ratten

Kreuzberg Blues
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Kreuzberg Blues ist tatsächlich ein richtiger Berlin-Roman, wie ich es mag.
Die Stadt hat ihre guten wie schlechten Seiten , vor allen aber Atmosphäre, die in diesem Buch auch rüberkommt.
Beim Privatermittler ...

Kreuzberg Blues ist tatsächlich ein richtiger Berlin-Roman, wie ich es mag.
Die Stadt hat ihre guten wie schlechten Seiten , vor allen aber Atmosphäre, die in diesem Buch auch rüberkommt.
Beim Privatermittler Georg Dengler läuft es ganz gut. Zu seinen neuen Fall kommt er über Silke, eine Bekannte seiner Freundin Olga. Sie hat Probleme mit ihren Vermieter, der seine Mieter mit unfairen Mitteln rausdrängen will. Das liest man, wenn man selbst Mieter ist, mit Grausen.
Die Mitproblematik ist sicher einer der schlechten Seiten Berlins.
Es gibt einige drastische Szenen mit Ratten.

Dengler zögert nicht und ermittelt zusammen mit Olga beim Immobilienhai Kröger.
Ich mag Dengler und Olga als Team.
Wolfgang Schorlaus Erzählstruktur funktioniert. Es gibt viele kurze Kapitel. Führend sind die Kapitel mit dem durchnummerierten Titel Ermittlungen, er setzt aber z.B. auch Rückblenden ein, bei dem auch eine Reihe anderer Figuren gut zur Geltung kommen.

Ungewöhnlich, aber durchaus gelungen sind die letzten Abschnitte, die mitten in der aktuellen Situation in Deutschland platziert sind.

Veröffentlicht am 09.11.2020

Schicksal oder der Zauber des Zufalls

Die Farbe von Glück
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Clara Maria Bagus erzählt in einem geschmeidigen Stil von Momenten, die das Leben von Menschen nachhaltig beeinflussen.
Es ist eine Geste des Mitfühlens gewesen, als Charlotte den kleinen Antoine bei sich ...

Clara Maria Bagus erzählt in einem geschmeidigen Stil von Momenten, die das Leben von Menschen nachhaltig beeinflussen.
Es ist eine Geste des Mitfühlens gewesen, als Charlotte den kleinen Antoine bei sich aufnimmt, nachdem der von seiner Mutter verlassen wurde.
Dadurch macht sie sich aber auch verletzbar. Der Richter Jules zwingt sie, die als Krankenschwester arbeitet, sein neugeborenes krankes Baby gegen ein anderes auszutauschen. Eine Tat, die schwer wiegt.
Man folgt als Leser aber nicht nur Charlotte und Antoine sondern jetzt auch Jules, der mit seiner Schuld nur schwer leben kann.

Es ist ein melodramatischer Roman mit philosophischen Gehalt. Die Figuren versuchen stets ihr Leben und ihr Schicksal zu verstehen. Es gibt einige schöne Gedanken, manche Sätze sind aber auch wie aus Glückskekse.
Es gibt dann ein paar Begegnungen, die nicht mehr Zufall sein können. Das verursachte bei mir ein wenig Zweifel an der Wahrscheinlichkeit.
Davon mal abgesehen ist es ein sehr lesbares Buch.

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Veröffentlicht am 07.11.2020

Ein bunter Kessel Berlin

Fräulein Gold: Scheunenkinder
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Fräulein Gold – Scheunenkinder setzt unmittelbar an den ersten Teil „Schatten und Licht“ an und hält erfreulicherweise das hohe Niveau. Es ist jetzt 1923 und Hulda Gold ist weiterhin in Berlin als Hebamme ...

Fräulein Gold – Scheunenkinder setzt unmittelbar an den ersten Teil „Schatten und Licht“ an und hält erfreulicherweise das hohe Niveau. Es ist jetzt 1923 und Hulda Gold ist weiterhin in Berlin als Hebamme tätig.
Es ist eine besondere Zeit, widersprüchlich und mit viel Unruhe. Es ist aber auch eine spannende Zeit, über die es viel zu berichten gibt. Insbesondere die Schilderungen des Scheunenviertels und der jüdischen Bevölkerung dort beeindrucken.
Hulda sucht nach einem verschwundenen Baby und sie lässt sich mit ihrem Dickkopf nicht aufhalten. Eine so gute Hauptfigur, empathisch und stark, ist selten. Ihr glaubt man ihr Engagement und ihr mitfühlen.
Spannend ist auch, wie die Autorin Anne Stern die Beziehungen beschreibt, zum Beispiel die schwierige von Hilda zu ihrem Freund Karl, zu ihrem Vater, ihrer Hauswirtin und ihren Freunden.

Es ist ein bunter Kessel Berlin in den nur scheinbar goldenen Jahren und ein dritter Teil der Reihe ist schon angekündigt.

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Veröffentlicht am 07.11.2020

Eigenwillig und leidenschaftlich

Mr. Crane
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Im deutschen Sanatorium Badenweiler war einst Tschechow zur Behandlung und auch der amerikanische Schriftsteller Stephen Crane.

Andreas Kollender wählt für seinen Roman 2 Erzählzeiten, die sich kapitelweise ...

Im deutschen Sanatorium Badenweiler war einst Tschechow zur Behandlung und auch der amerikanische Schriftsteller Stephen Crane.

Andreas Kollender wählt für seinen Roman 2 Erzählzeiten, die sich kapitelweise abwechseln. 1900, als sich die Krankenschwester Elisabeth und Stephen Crane treffen und verlieben.Und 1914, als Elisabeth einen verwundeten Soldaten namens Fischer pflegt und ihm von Mr.Crane erzählt.
So ergänzen sich die Abschnitte gut.

Es gefällt mir auch gut, dass es sich um eigenwillige und leidenschaftliche Figuren handelt.
Die Dialoge zwischen Elisabeth und Crane halte ich sehr gelungen.

Das Buch weckt das Interesse auch mal einen Roman von Stephen Crane zu lesen. Er ist bekannt für Die rote Tapferkeitsmedaille. Ein Klassiker, der auch verfilmt wurde.

Andreas Kollender schreibt gut und er hat auch einen Sinn für Ironie, wenn er immer wieder Zitate aus „Die Frau als Hausärztin“ zwischenschaltet, ein ziemlich altmodisches Nachschlagebuch.

Mr.Crane hingegen kann man trotz des historischen Kontext der modernen Literatur zurechnen.

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