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Veröffentlicht am 30.12.2020

Auf nach Neukaledonien

Miss Bensons Reise
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Das Buch ist gewohnte Kost von Rachel Joyce, also sehr amüsant und gute Unterhaltung, aber nicht ganz ernst zu nehmen.
Mit Margery Benson ist eine Frau mittleren Alters aufgebaut, die beschließt, ihr Leben ...

Das Buch ist gewohnte Kost von Rachel Joyce, also sehr amüsant und gute Unterhaltung, aber nicht ganz ernst zu nehmen.
Mit Margery Benson ist eine Frau mittleren Alters aufgebaut, die beschließt, ihr Leben drastisch zu ändern. Sie gibt ihren Job als Lehrerin auf und reist nach Neukaledonien auf der Suche nach einen Käfer. Dieses Vorhaben speist sich aus der Sehnsucht ihres Vaters, der schon in ihrer Kindheit starb.
Als Begleitung hat sie die junge, extrovertierte Miss Enid Pretty dabei.
Es ist 1950 und diese Zeit, in der der Krieg noch nicht lange zurückliegt, prägt Verhalten der Frauen und der Gesellschaft.

Die beiden Protagonistinnen sind sehr unterschiedlich und ergänzen sich daher gut. Margery ist eher zurückhaltend und zögerlich, aber sie hat ein Ziel. Und Enid ist chaotisch, aber doch durchsetzungsfähig.

Es gibt Passagen, die comicartig gestaltet sind, z.B. dass ein wirrer Mann namens Mundic die Frauen bis nach Neukaledonien verfolgt.
Das finde ich teilweise übertrieben.
Die leisen, ernsten Themen leiden unter dem lauten Wortwitz.

Der Stil von Rachel Joyce ist aber schon wie in ihrem Erfolgsroman Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry sehr lesbar. Die Buchseiten fliegen nur so dahin.

Veröffentlicht am 19.12.2020

Dicht in Wien

Dicht
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Der Titel Aufzeichnungen einer Tagediebin ist Programm.
Die Wienerin Stefanie Sargnagel zeichnet ein Bild ihrer Jugendzeit, die sie nicht selten mit abhängen und kiffen oder saufen zugebracht hat.
Schließlich ...

Der Titel Aufzeichnungen einer Tagediebin ist Programm.
Die Wienerin Stefanie Sargnagel zeichnet ein Bild ihrer Jugendzeit, die sie nicht selten mit abhängen und kiffen oder saufen zugebracht hat.
Schließlich bricht sie die Schule ab. Später wird sie aber doch noch Studentin am der Akademie der bildenden Künste Wien

Es wimmelt in dem Buch von ungewöhnlichen Typen. Zu nennen ist da besonders der durchgeknallte, aber liebenswürdige Michi.

Es ist ein eigenwilliger Humor, voller Ironie. Diese Form muss man natürlich mögen, sonst ist der Text wohl kaum bekömmlich.

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Veröffentlicht am 19.12.2020

Sanft flüstere ich dem Meer zu: Ich bin eine Insel. Und du hast mich nach Hause getragen

Vor mir nichts als Meer – Meine langsame Rückkehr vom Rande des Abgrunds
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Ein autobiografischer Lebensbericht einer Frau, die zusammen mit ihrem Mann London verlässt und auf die schottischen Hebriden zieht.

Sie hat viel Pech im Leben, z.B. ein schlimmer Unfall, sie kann keine ...

Ein autobiografischer Lebensbericht einer Frau, die zusammen mit ihrem Mann London verlässt und auf die schottischen Hebriden zieht.

Sie hat viel Pech im Leben, z.B. ein schlimmer Unfall, sie kann keine Kinder bekommen, die Ehe zerbricht, sie bleibt allein zurück auf der Farm.
Alleine ist die Arbeit auf der Farm hart. Während sie die Tiere und die Natur liebt, bleiben ihr die Menschen der Insel fremd.
Sie wird von den Einheimischen nicht akzeptiert und so bleibt sie ganz für sich.

Ihr Entschluß trotz aller Widerstände zu bleiben ist stark.
Wie der Untertitel des Buches „Meine langsame Rückkehr vom Rande des Abgrundes“ andeutet, beginnt sie sich mit ihrem Leben zu arrangieren und ihren Platz in der Welt zu finden. Therapeutisch wird für sie das Schwimmen im Meer.

Die Beschreibungen sind sehr authentisch. Und oft nicht einfach zu verdauen, zum Beispiel die offene Feindseligkeit, die die Inselbewohner ihr entgegenbringen. Das ist manchmal beklemmend zu lesen.

Es gibt auch intensive Natur- und Tierbeschreibungen. Es ist kein Wunder, das Amy Liptrot, Autorin von Nachtlichter, im Zusammenhang genannt wird. Auch „Vor mir nichts als Meer“ ist ein gelungenes Stück Nature Writing!

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Veröffentlicht am 15.12.2020

Strahlung und Materie

Captain Future 09: Jenseits der Sterne
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Edmund Hamilton hat seine Serie konsequent vorangetrieben.
Diesmal überzeugt mich der Plot sofort und man erkennt natürlich Parallelen zu unserer momentanen Situation. Gesellschaftliche Unzufriedenheit ...

Edmund Hamilton hat seine Serie konsequent vorangetrieben.
Diesmal überzeugt mich der Plot sofort und man erkennt natürlich Parallelen zu unserer momentanen Situation. Gesellschaftliche Unzufriedenheit und massive Umweltprobleme.

Eine Gesellschaft in Gefahr. Ihre einzige Chance ist Captain Future, der im Auftrag der Regierung mit seinen Freund Otho auf den Merkur angekommen ist, um die Atmosphäre-Probleme zu lösen.
Curt Newton, so Futures bürgerlicher Name, weiß geschickt sich an die Menge zu wenden. Ich finde es gut, dass Edmund Hamilton seinen Helden mit Intelligenz ausgezeichnet hat.
Natürlich kommen auch die anderen Futuremen Simon und Grag vor.
Sie planen das Problem wissenschaftlich zu lösen, der zyklische Wechsel zwischen Strahlung und Materie.
Und los geht die Reise mit wieder einigen Abenteuern.

Viele Sätze sind übertrieben überborden, aber auch ausdrucksstark. Der Autor schafft es bildgewaltig zu schreiben und Welten entstehen zu lassen.

Auch diesmal hauen mich Cover und Illustrationen einfach um. Grandios!

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Veröffentlicht am 11.12.2020

Die Geschichte von Irma Weckmüller und Erich Bragenheim

Wo du nicht bist
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Der Roman von Anke Gebert basiert auf einem realen Ereignis und zeigt Deutschland ab 1930 bis in die Nachkriegszeit.
Die Berlinerin Irma verliebt sich in den jüdischen Arzt Erich. Doch bevor sie heiraten ...

Der Roman von Anke Gebert basiert auf einem realen Ereignis und zeigt Deutschland ab 1930 bis in die Nachkriegszeit.
Die Berlinerin Irma verliebt sich in den jüdischen Arzt Erich. Doch bevor sie heiraten können, kommen die Rassengesetze, die es ihnen verbieten und dann wird Erich deportiert. Zunächst nach Theresienstadt. Er wird dann später Auschwitz ermordet.

Mein Problem ist ein wenig, dass der Clou des Plots schon von vornherein bekannt ist. Das lässt nicht gerade viel Spannung zu. Dafür halte ich die Darstellung der Beziehung zwischen dem Liebespaar für ganz gut gelungen. Das wird auch in Rückblicke noch später im Buch vertieft. Das Paar hatte in der schlimmen Zeit zueinander gestanden, soweit es ging.
Dann wird die Nachkriegszeit glaubwürdig gezeigt. Dass schließt auch eine spürbar andauernde antisemitische Stimmung mit ein.

Bei den Nebenfiguren finde ich es schade, dass Irmas Schwester Martha zu blass bleibt. Sie wurde ungewollt schwanger. Daraus hätte man mehr machen können.

Anke Geberts Erzählungskünste sind gut. Sie schaffte es, das Leben in dieser Zeit zu verdeutlichen.
Erich halte ich für die stärkste Figur des Buches. Irma steht für eine Frau, die nicht aufgibt.

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