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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.09.2020

Beeindruckendes Porträt

Wer ein einziges Leben rettet, rettet die ganze Welt
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Dagmar Fohl hatte mich schon mit ihrem letzten Roman Frieda beeindruckt. Dieses neue Buch hat ganz ähnliche Qualitäten.
Die Autorin erzählt vom Leben eines portugiesischen Konsuls, der wirklich existierte. ...

Dagmar Fohl hatte mich schon mit ihrem letzten Roman Frieda beeindruckt. Dieses neue Buch hat ganz ähnliche Qualitäten.
Die Autorin erzählt vom Leben eines portugiesischen Konsuls, der wirklich existierte. Dieser Konsul stellte in Bordeaux entgegen dem Befehl des Diktators Salazar vielen Flüchtlingen, darunter auch Juden, Transitvisa aus. Damit rettete er tausende von Leben.
Natürlich fiel er dadurch in Portugal in Ungnaden und wurde abgesetzt. Ein hoher Preis, den er zahlen muss.

Das Buch ist ein Porträt dieses Mannes. Die große Begabung der Autorin ist es, den Leser dicht an die Gefühls- und Gedankenwelt des Protagonisten heranzuführen. Sie hat einen Ton gefunden. Dadurch wird das Lesen so intensiv und ein Erlebnis.

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Veröffentlicht am 09.09.2020

Tod und Trauer

Sterben im Sommer
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Zsuzsa Bank erzählt in ihrem autobiografischen Bericht vom Sterben ihres Vaters. Er stammte aus Ungarn, war ein 56ziger, der beim Aufstand in den Westen flüchten musste. Trotzdem war der Balaton immer ...

Zsuzsa Bank erzählt in ihrem autobiografischen Bericht vom Sterben ihres Vaters. Er stammte aus Ungarn, war ein 56ziger, der beim Aufstand in den Westen flüchten musste. Trotzdem war der Balaton immer ein Stück von ihm.

Es wird ein langer schwerer Abschied. Die Autorin schreibt ausführlich über die Details, die dazu gehören, z.B. bei den Klinikaufenthalten, später auch über die Trauer.
Obwohl das Buch teilweise wirklich schmerzhaft ist, bereue ich nicht, es gelesen zu haben. Zsuzsa Bank überzeugt einmal mehr mit ihrer sprachlichen Qualität.

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Veröffentlicht am 08.09.2020

Donald und der Hüter der Lady Liberty

Das Ding – Der Tag, an dem ich Donald Trump bestahl
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Ein anscheinend teilweise autobiografischer Roman, herrlich ironisch überspitzt von und mit Jürgen Neffe, der tatsächlich Donald Trump getroffen hatte.
Beim Lesen hat man das Gefühl, dass der Autor viel ...

Ein anscheinend teilweise autobiografischer Roman, herrlich ironisch überspitzt von und mit Jürgen Neffe, der tatsächlich Donald Trump getroffen hatte.
Beim Lesen hat man das Gefühl, dass der Autor viel Spaß mit seinem Buch hatte.
Jürgen Neffe flog in die USA und wird da bei der Einreise festgehalten. Diese Verhöre nehmen einen zentralen Raum im Buch ein, für meinen Geschmack zu viel.
Aber die Interview-Passagen mit Donald Trump sind brillant.

Dem Trump-Szenen setzt Jürgen Neffe aber noch ein Porträt eines einfachen amerikanischen Mannes entgegen. Charlie DeLeo. Sohn italienischer Einwanderer und er kümmert sich als Teil des Wartungspersonal um die Freiheitsstatue. Seine Bescheidenheit ist ein Gegensatz zum Aufschneider Trump. Keine Frage, wenn man mehr mag und wenn man lieber treffen möchte.

Das Buch ist im Europa-Verlag erschienen und ich gebe gerne 4 von 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 07.09.2020

Eindringlich

Der Mann im Strom
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Der Mann im Strom kennt wohl fast jeder. Zwei mal wurde der Roman richtig groß verfilmt.
Ich mag Siegfried Lenz ruhigen, gelassenen Stil sehr. Gepaart ist er stets mit inneren Konflikten seiner Figuren.
Überraschenderweise ...

Der Mann im Strom kennt wohl fast jeder. Zwei mal wurde der Roman richtig groß verfilmt.
Ich mag Siegfried Lenz ruhigen, gelassenen Stil sehr. Gepaart ist er stets mit inneren Konflikten seiner Figuren.
Überraschenderweise hatte ich das Buch aber nie gelesen und bin froh, mit dieser Neuauflage bei Atlantik jetzt die Chance zu haben.

Der Plot ist bekannt, darauf muss ich wohl nicht mehr im Detail eingehen.
Lenz hatte einen moralischen Ansatz, aber keinen moralinsauren. Im Gegenteil kann man sich mit seinem Protagonisten, der aus Not mit seinem Alter schummelt, gut identifizieren. Obwohl der Stoff aus den fünfziger Jahren stammt, sind die Probleme in der Arbeitswelt auch heute keineswegs verschwunden. Aber so eindringlich und doch mit Ruhe wie Lenz wird das kaum von jemanden thematisiert. Dazu kommen so einige Szenen, die durchaus spannend sind.

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Veröffentlicht am 07.09.2020

Tief abtauchen

Der verlorene Sohn
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Beim Lesen von Olga Grjasnowas großartigen, neuen Roman „Der verlorene Sohn“ habe ich mir keine Gedanken gemacht, was ich schlaues als Rezension schreiben kann. Dazu war keine Zeit, da ich ganz und gar ...

Beim Lesen von Olga Grjasnowas großartigen, neuen Roman „Der verlorene Sohn“ habe ich mir keine Gedanken gemacht, was ich schlaues als Rezension schreiben kann. Dazu war keine Zeit, da ich ganz und gar in die Handlung und ins 19.Jahrhundert in Russland und im Nordkaukasus versunken war.
Man erlebt Jamalludins Entwicklung von Ende der 30ziger bis Ende der 50ziger Jahre des 19.Jahrhunderts mit. Seine kurze Kindheit bei seiner Familie als Sohn eines Imams, dann jahrelang als Geisel in Russland, wo er aber auch eine hochwertige Offiziersausbildung erhält, bis er schließlich nach 15 Jahren zurückkehrt. Aber das wird eine schwierige Heimkehr, zu sehr wurde er inzwischen von dem moderneren Russland geprägt. Diese Wandel von einer Welt in die andere und zurück, bewirken etwas bei einem Menschen.
Zudem kommen andauernde Konflikte, denn die anfangs erhoffte Annäherung scheitert, weil die Führer zu sehr Hardliner sind.
Eigentlich ist der Roman nicht so kurz, aber ich habe ihn innerhalb einiger intensiver Lesestunden gelesen. Diesem Roman wünsche ich so viel Erfolg wie möglich!

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