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Veröffentlicht am 05.09.2020

Zeitgenössische Lyrik

Ousia
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Mit Ousia ist überraschenderweise auch ein Gedichtband in der Longlist des Österreichischen Buchpreis. Es ist der zweite Gedichtband der österreichischen Autorin Verena Stauffer, die über eine bemerkenswerte ...

Mit Ousia ist überraschenderweise auch ein Gedichtband in der Longlist des Österreichischen Buchpreis. Es ist der zweite Gedichtband der österreichischen Autorin Verena Stauffer, die über eine bemerkenswerte Sprache verfügt.

Über das altgriechische Wort Ousia musste ich erst googeln. Es bedeutet soviel wie Substanz und ist damit auch passend zu vielen Bestandteilen der Gedichte.

Die Gedichte sind komplex, oft spielt die Natur mit Flora und Fauna eine große Rolle.
Unterteilt in verschiedene Abschnitte (z.B. Treibluft, Para dies, Hummingbird, Paes, Tetsu-sen, Flämmchen und andere) wechseln auch die Stimmungen.

Verena Stauffers Ousia zeigt die zeitgenössische, deutschsprachige Lyrik auf einer neuen Ebene.

Das Buch ist beim Berliner Verlag Kookbooks erschienen und außergewöhnlich schön gestaltet.

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Veröffentlicht am 05.09.2020

Auf der Longlist des Deutschen Buchpreis

Triceratops
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Triceratops, dieses urzeitliche Nashorn, der letzte Dinosaurier, ist Sinnbild und titelgebend für diesen Roman, der von einem Jungen in einer dysfunktionalen Familie erzählt.
Der Großvater, ehemaliger ...



Triceratops, dieses urzeitliche Nashorn, der letzte Dinosaurier, ist Sinnbild und titelgebend für diesen Roman, der von einem Jungen in einer dysfunktionalen Familie erzählt.
Der Großvater, ehemaliger Kriegsteilnehmer, hat sich erhängt, der Vater sitzt stoisch trinkend und teilnahmslos meistens vor dem Fernseher und die labile Mutter ist ständig auf dem Weg aus der Psychiatrie und wieder rein. Das lässt den Jungen und seine Schwester in eine schwierige Situation zurück und er spricht konsequent immer von einen wir um das alleinsein zu überwinden.

Auch die Schwester wird mit dem Leben nicht fertig und folgt den Weg der Mutter.
Eine tragische Geschichte, unbarmherzig erzählt.

Literaturkritiker Jörg Magenau bringt den Vergleich mit Das große Heft von Agota Kristof ins Spiel. Das finde ich etwas hoch gegriffen, aber die Richtung stimmt.

Die sprachlichen Mittel des österreichischen Autors Stephan Roiss sind radikal.

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Veröffentlicht am 04.09.2020

Sätze wie Fragmente der Welt

Aus der Zuckerfabrik
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Dorothee Elmigers ungewöhnliches und reichhaltiges Buch ist schon eine Herausforderung an den Leser. Die Schweizer Autorin selbst nennt Aus der Zuckerfabrik ein Recherchetagebuch. Themen sind ausgehend ...

Dorothee Elmigers ungewöhnliches und reichhaltiges Buch ist schon eine Herausforderung an den Leser. Die Schweizer Autorin selbst nennt Aus der Zuckerfabrik ein Recherchetagebuch. Themen sind ausgehend von dem Siebzigerjahre Lottogewinner Werner Bruni u.a. Reichtum, Gier und Ausbeutung sowie Literatur.
Es gibt eine Spurensuche, der man nicht leicht folgen kann und es gibt viele literarische, biografische wie autobiografische oder Film- bzw. kunsthistorische Bezüge. Diese kann ich genießen, wenn ich einen eigenen Bezug dazu habe, zum Beispiel mit Marie Louise Kaschnitz, James Joyce, Kleist, D.H.Lawrence oder Deborah Levy, die Elmiger zitiert. Diese Zitate können manchmal auch im Original, also in Englisch oder Französisch sein.
Weniger begeistert haben mich die Abschnitte mit Das Kapital von Karl Marx, aber ich verstehe, das selbst das einbezogen werden musste.
Ich persönliche habe aber die Abschnitte, in der Literatur eine Rolle spielt, am meisten gemocht, z.B. das Kapitel Montauk. Da geht es um Max Frisch. Für mich ein Höhepunkt des Buches.

Es sind immer wieder Abschnitte mit ausgezeichneten Formulierungen dabei.

Am Ende hat Dorothee Elmiger es tatsächlich geschafft, für den Lottokönig zu interessieren.

Was die Autorin anmerkt oder zitiert ist in der Regel nicht das offensichtliche, deshalb muss man sich auf den Text einlassen und man wird nicht alles sofort verstehen. Eine zweite Lektüre des Buches habe ich mir schon vorgenommen.

Veröffentlicht am 04.09.2020

Außer Kontrolle

Dunkler Raum
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Dunkler Raum von Peter Robert ist ein komplexer Gesellschaftsroman mit Mystery und Horror-Anteil, der durch einen geradlinigen Stil und kraftvoller Sprache auffällt.

Das Paar Lutz und Marion bekommen ...

Dunkler Raum von Peter Robert ist ein komplexer Gesellschaftsroman mit Mystery und Horror-Anteil, der durch einen geradlinigen Stil und kraftvoller Sprache auffällt.

Das Paar Lutz und Marion bekommen Arbeitsstellen an einem Eliteinternat , wo sie mit ihren Kindern hinziehen können.
Eine weitere wichtige Figur ist Regina, die in einem Problemviertel wohnt.
Die meiste Zeit der Handlung folgt man aber Lutz, der die zentrale Hauptfigur ist.

Die Stimmung in der Gesellschaft ist schon latent aggressiv, doch dann gerät alles außer Kontrolle. Die Jugendlichen werden kollektiv auf brutalste Weise aggressiv und gewalttätig und schrecken auch vor Totschlag nicht mehr zurück. Es ist wie ein Virus, der sie zu Killerkindern macht.
Die Handlung entwickelt sich zu einer drastischen Horrorstory im Geiste von Stephen King und vergleichbaren Autoren. Das verwundert nicht, da der Autor Peter Robert auch Übersetzer von Science Fiction und Horror-Romanen ist.
Und er hat viel in seinen düsteren Plot gelegt, der daher auch stellenweise ein wenig überfrachtet wirkt.

Als Gleichnis auf aktuelle gesellschaftliche Zustände funktioniert der Roman für mich nur bedingt. Als Spannungsroman, der zeigt, wie und wohin sich eine Gesellschaft verändern kann und was das zur Folge hat, schon eher.

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Veröffentlicht am 03.09.2020

sprachgewaltig

Die Infantin trägt den Scheitel links
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Die bildgewaltige Sprache dieses unkonventionellen Romans ist fantasievoll und erschlägt den Leser am Anfang nahezu.
Die Handlung ist im bäurischen Österreich angesiedelt und erzählt von einer Mehrgenerationen-Familie, ...

Die bildgewaltige Sprache dieses unkonventionellen Romans ist fantasievoll und erschlägt den Leser am Anfang nahezu.
Die Handlung ist im bäurischen Österreich angesiedelt und erzählt von einer Mehrgenerationen-Familie, deren Oberhaupt das Urgroßvater und Urgroßmutter-Paar sind, die dann sterben und die Familie führungslos zurücklassen. Geschildert wird die Situation aus der wütenden Perspektive eines Kindes. Für sie ist der Vater ein Grizzly, die Mutter ein Greifvogel mit Frauenkopf. Man merkt schon, was für große Sprachbilder die Autorin Helene Adler entstehen lässt.

Der Roman wird ein Coming of age im Anti-Heimat-Milieu. Zentral ist der Kampf der Infantin gegen ihre garstigen Schwestern und für einen Weg in die Kultur.

Ich liebe es, wenn Autoren mit Sprache wirklich arbeiten, dazu auch noch Sprachwitz beweisen und Helene Adlers Debüt erreichte schon eine Nominierung für sowohl den deutschen als auch den österreichischen Buchpreis.

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