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Veröffentlicht am 22.02.2019

Alfred im Wunderland

Alfred
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Wohl in kaum einem anderen Stück Literatur begegnet man dieser besonderen Ausdrucksweise. Innerhalb eines Satzes wechselt Alfred Komarek hier teilweise zwischen Fantasie, Gesellschaftskritik und Märchen ...

Wohl in kaum einem anderen Stück Literatur begegnet man dieser besonderen Ausdrucksweise. Innerhalb eines Satzes wechselt Alfred Komarek hier teilweise zwischen Fantasie, Gesellschaftskritik und Märchen mit einer Prise (österreichischem) Humor.

Allgemein darf man als Landsmann oder Landsfrau auch die Austriazismen loben, mit denen man in diesen Fällen natürlich wenig Probleme haben sollte. Aber auch Leser aus Nachbarländern können meiner Meinung nach Alfred auf seiner Reise wunderbar begleiten, notfalls hilft das Internet.

Nicht nur Ausdruck und Stimmung wechseln schnell, Schauplätze, Gedanken und Personen drehen sich wie ein Karussell und reißen den Leser mit in einen Strudel voller skurriler Begegnungen und Abenteuer. Und sobald man dann etwas zur Ruhe kommt und ein paar Sätze entdeckt hat, die wieder gewohnter klingen, mehr “Realitätsbezug” haben, gehts ab auf die nächste wilde Fahrt.

“Alfred im Wunderland” wäre auch ein guter Titel und könnte den einen oder anderen davor bewahren, mit falschen Erwartungen zu starten. Wobei, das tut Protagonist Alfred auch immer wieder. Ein solcher Leser bekommt also quasi nicht nur Unerwartetes, sondern auch einen Spiegel vorgehalten.

“Alfred” ist kurzweilig und gleichzeitig herausfordernd, intellektuell vor allem für jene, die sich bemühen, sich all die Szenen, Begegnungen und Metaphern bildlich vorzustellen (Ja, der Wortwitz ist Absicht und würde auch gut ins Buch passen). Wer davon irgendwann genug hat, geht einfach in sich und verschwindet.

Veröffentlicht am 14.02.2019

Warm werden in Leipzig

Eisige Tage
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“Eisige Tage” ist der erste Band einer geplanten Krimireihe aus und in Leipzig. Da ich bisher erst ein Mal ganz kurz (Buchmesse) dort war, kann ich zum Setting an sich nichts sagen, wohl aber zum sehr ...

“Eisige Tage” ist der erste Band einer geplanten Krimireihe aus und in Leipzig. Da ich bisher erst ein Mal ganz kurz (Buchmesse) dort war, kann ich zum Setting an sich nichts sagen, wohl aber zum sehr besonderen Ermittlerduo.
Man muss erst einmal “warm werden” mit ihnen. Und das liegt nicht nur daran, dass das Buch im Winter spielt, einem der kältesten Winter von Leipzig. Dass Kommissar Milo Novic so seine Probleme mit der tiefen Temperatur hat, macht ihn für viele Leser sicher sympathisch. Er ist ansonsten aber oft eigenwillig, im Gehabe wie im Dialog und in seinen Handlungsweisen, die zugleich schleppend wie sprunghaft sein können.

In kleinen Auszügen und Gedankenrückblenden erfährt man ein wenig mehr über die Protagonisten. Ihre Herkunft, ihre Sorgen und ihre nicht so rosige Vergangenheit. Um einen wie Novic ganz verstehen zu können, braucht es aber sicher noch mehrere Krimis aus dieser Reihe in Zukunft.

Er arbeitet im Team mit Kommissarin Hanna Seiler, alleinerziehend (soweit zum Klischee) - aber nicht durch Scheidung. Auch sie hat ihr Päckchen zu tragen und versucht wie der Leser, Novic zu entschlüsseln. Die beiden verstehen sich zwischendurch sehr gut, ergänzen quasi ihre Gedanken und müssen gar nicht allzu viel reden. Sie sind sich in vielen Punkten einig und es gibt ein paar wenige, seltene Momente, wo sich nicht alles um den brutalen Fall eines ermordeten Anwalts dreht.

Besagter Anwalt scheint in dubiose Machenschaften verstrickt zu sein. Die Spur führt in zwei verschiedene Richtungen, die auf den ersten Blick aber miteinander verbunden sind. Russen haben in Leipzigs Unterwelt das Sagen und genau dorthin scheinen Jugendliche systematisch zu verschwinden. Ausreißer, die niemand so schnell vermisst.

“Eisige Tage” ist ein Krimi, der Lust auf eine Fortsetzung macht. Er hat an den richtigen Stellen Tempo, dann wieder ruhigere Momente (mehr als man erwarten würde, was sicher auch einer etwas intensiveren Einführung von Seiler und Novic geschuldet ist) und einige spezielle und auch verzweifelte Charaktere zu bieten, die wiederum eine ständige Unruhe und Ungewissheit, Unberechenbarkeit mit sich bringen.

Zudem schreibt Alex Pohl im Präsens, was die Erzählung unmittelbarer und gewollt hektischer wirken lässt, was gut zum Tempo und der ständigen Unruhe passt. Man muss aber definitiv mit den beiden eigenwilligen Ermittlern klarkommen, die die Story mitsamt ihrer Rückblenden tragen, ansonsten könnte man den Krimi eher als “mühsam” empfinden

Veröffentlicht am 11.02.2019

Gelungene Fortsetzung im Deutschland der Nachkriegszeit

Der Hunger der Lebenden (Friederike Matthée ermittelt 2)
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Wieder ein wunderbar historisch-fiktionaler Krimi von Beate Sauer. Sie schließt nahtlos an den Vorgänger “Echo der Toten” an und als Leser schlüpft man mühelos ins Deutschland des Jahres 1947. Die Lage ...

Wieder ein wunderbar historisch-fiktionaler Krimi von Beate Sauer. Sie schließt nahtlos an den Vorgänger “Echo der Toten” an und als Leser schlüpft man mühelos ins Deutschland des Jahres 1947. Die Lage für die Bevölkerung ist nicht mehr so schlimm wie im Jahr nach dem Krieg, aber dennoch haben viele keine Zuhause, wenig zu essen und Zukunftsängste wie Vergangenheitsbewältigung bestimmen den Alltag.

Friederike Matthée, Mitglied der Weiblichen Polizei, wird zu einem Tatort hinzugezogen, weil Personalmangel herrscht. Zu Beginn fügt sie sich in ihre Rolle als Protokollantin während die über ihr stehenden Herren Ermittlungen anstellen. In flagranti ertappt wird eine junge Frau, die jedoch behauptet, die Frau, deren Leiche gefunden wurde, nicht getötet zu haben. Ein Motiv ist schnell gefunden, alles scheint klar. Doch Friederike folgt ihrer Intuition und ruht nicht eher bis sie, langsam aber stetig, falsche Eindrücke und Vorverurteilungen geraderücken kann und der Gerechtigkeit genüge getan wird.

Friederike Matthée ist eine wunderbar grüblerische, empathische und an den richtigen Stellen hartnäckige Hauptperson. Anhand ihrer Arbeit als Polizistin, während derer sie vorwiegend Kinder und junge Frauen befragen soll, aber gerne eigene Erkundungen anstellt, führt die Autorin dem Leser anhand von fiktiven Charakteren sehr gut die damalige Realität vor Augen.

Die Personen sind erfunden, gewisse Abläufe, Einschränkungen und Schauplätze jedoch nicht. Sehr interessant dazu sind auch die Anmerkungen, die die Autorin selbst in einem Nachwort festhält.

Insgesamt ist der Kriminalroman eine runde Sache, mit Ecken und Kanten, wo sie hingehören und der einen oder anderen Überraschung. Wer Band 1 kennt und wirklich gar nichts vorher wissen will, ein kleiner Tipp: den Klappentext nicht lesen, denn auch wenn er nichts zu den Ermittlungen verrät, steht da doch Wesentliches, was man vielleicht selbst gerne im eigenen Lesetempo entdecken würde.

Veröffentlicht am 07.02.2019

Spannender, flotter Krimi, der “Antihelden” in den Fokus rückt

Flammenkinder
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Da schon bald das neue Buch von Lars Kepler aus der Reihe um Joona Linna hier eintrifft, habe ich noch schnell einen der Vorgänger aus dem Regal gefischt und ihn verschlungen.

Kommissar Joona Linna ist ...

Da schon bald das neue Buch von Lars Kepler aus der Reihe um Joona Linna hier eintrifft, habe ich noch schnell einen der Vorgänger aus dem Regal gefischt und ihn verschlungen.

Kommissar Joona Linna ist wieder in Bestform: der schon übliche Konflikt mit der eigenen Behörde ist genauso vorhanden wie seine Ermittlungen “auf Bewährung”. Eine interne Untersuchung gegen ihn läuft, aber er wird als Beobachter in die schwedische Einöde geschickt. Dass es dabei nicht bleibt, kann sich jeder denken.

Seltsame Vorgänge laufen eines Nachts in einer Einrichtung für schwer erziehbare Mädchen ab. Der Leser ist hautnah dabei, bekommt aber nicht alles erklärt und muss selbst mitermitteln. Ganz im Stile von Lars Kepler geht es auch hier auf mehreren Ebenen zur Sache: der Krimi ist stellenweise blutig, brutal, fast immer temporeich und fesselnd. Joona schwankt zwischen Genie und Wahnsinn, zwischen Superman und einem, der doch oft die falschen Entscheidungen trifft.

Letztendlich hat er aber immer seine Superkraft parat, mehr aus Tatorten abzulesen als andere und sich sehr gut in die Psyche von sowohl Verdächtigen als auch Unschuldigen und Gesuchten hineinzuversetzen. Abgesehen von Joona gibt es in diesem Schwedenkrimi sehr viele wunderbare Figuren, die richtige “Antihelden” darstellen, Menschen wie du und ich, mit ähnlichen Problemen bis hin zu tiefer Verzweiflung. So ist es immer noch möglich, trotz Brutalität und Tempo, an den richtigen Stellen Mitleid zu empfinden.

Veröffentlicht am 03.02.2019

Buddhismus und Katze: Was wir von beidem lernen können

Die Katze des Dalai Lama
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Der Titel ist Programm: Hauptperson und Mittelpunkt allen Seins ist die die Katze, die beim bekannten Dalai Lama lebt. Sie heißt natürlich nicht ganz profan Minka oder Miezi, sondern natürlich KSH - steht ...

Der Titel ist Programm: Hauptperson und Mittelpunkt allen Seins ist die die Katze, die beim bekannten Dalai Lama lebt. Sie heißt natürlich nicht ganz profan Minka oder Miezi, sondern natürlich KSH - steht für die "Katze Seiner Heiligkeit".

Dieser Roman ist ein sehr schönes Buch, nicht für Katzenliebhaber zu empfehlen, wenngleich sich das natürlich ein bisschen aufdrängt. Geschrieben ist das Buch aus der Ich-Perspekive der Katze, sie erzählt ihr Leben, wie sie als Katzenbaby vor dem sicheren Tod gerettet und dann zur wohl berühmten Katze Tibets wurde.

Neben interessanten Einblicken in den Buddhismus und einigen Lebensweisheiten gibt es auch immer wieder humorige Seitenblicke auf die Handlung, da eine Katze ja nicht alles verstehen kann, was Menschen so tun.

Zudem interessant: Der Leser lernt, die buddhistischen Ansichten besser einzuordnen. In westlichen Ländern ist der Buddhismus ja als eine der Weltreligionen bekannt, dennoch unterscheidet er sich stark von den anderen. Missionieren scheint dort fremd zu sein, es gibt auch keinen solche Gott-Bezug wie vielfach vorhanden. Zitat: "Im Buddhismus geht es nicht darum, andere Menschen zu bekehren. Es geht darum ihnen Werkzeuge an die Hand zu geben, mit denen sie ihr Glück mehren können."

"Die Katze des Dalai Lama" bringt auf jeden Fall gemütliche Lesestunden mit sich und zeigt uns, was wir von Katzen und dem Buddhismus vielleicht noch alles lernen können.