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Veröffentlicht am 30.06.2022

Nichts ist wie es scheint?

Faust
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Gustaf Skördemans Stockholm-Thriller mit Kommissarin Sara Nowak sind phasenweise nichts für schwache Nerven. Wenn es zur Sache geht, dann richtig. Allerdings gibt es auch lange Phasen, wo die Intensität ...

Gustaf Skördemans Stockholm-Thriller mit Kommissarin Sara Nowak sind phasenweise nichts für schwache Nerven. Wenn es zur Sache geht, dann richtig. Allerdings gibt es auch lange Phasen, wo die Intensität nicht so hoch gehalten wird. Als Verschnaufpause genau richtig.

Wie beim Vorgänger “Geiger” steht auch hier eine Agentenstory im Mittelpunkt, die Handlung fließt von Teil 1 sehr stark in diesen über. Natürlich wird einiges angesprochen und erklärt, allerdings ist bis zum Start von “Faust” so viel passiert, dass es hier wirklich empfehlenswert ist, die Bücher wenn möglich beide und chronologisch zu lesen.

Sara Nowak ist Ex-Model, zweifache Mutter und Frau von Martin, einem erfolgreichen Musikmanager. Als Ermittlerin hat sie meist recht und macht ihren Job (gegen die Regeln) auch gut, generell aber ist sie eine unsichere Person, die sich und ihre Beziehungen öfter hinterfragt. Keine Superwoman/Karrierefrau, der alles zufliegt.

Im Versuch, seine Protagonistin verletzlich und “ganz normal” zu machen, trotz des abgesicherten Lebens das sie abseits des Jobs führt (und sie müsste auch gar nicht arbeiten), trägt Skördeman in manchen Punkten auch mal etwas zu dick auf. Aber das mag man als weiblicher Leser anders empfinden als als männlicher.

Sara arbeitet nun bei einer neuen Polizeistation mit und soll eigentlich im Fall von drei Toten ermitteln. Zwei Gangster wollten eine Leiche verschwinden lassen und wurden von Jägern dabei überrascht. Ein guter Einstieg in den Thriller.

Dennoch hat sie natürlich noch alte Kontakte und daher ergeben sich nebenbei noch spannendere Ermittlungen, die sie auf eine Faust angeht und die viel Platz einnehmen. Prostitution und Stasi-Schläferzellen spielen dabei eine Rolle.

“Faust” ist also definitiv ein Buch für Thrillerfans, die gerne skandinavische Autoren lesen und Spionage-Geschichten nicht abgeneigt sind. Auch mit kleinen Plot-Twists sollte man leben können, das ist etwas, das Skördeman auch nach “Geiger” hier wieder gerne benutzt.

Veröffentlicht am 11.06.2022

Grausige Krimis spielen nicht nur in Schweden

Blutland
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“Blutland” ist der dritte Teil einer dänischen Krimireihe um Signe Kristiansen und Martin Junckersen. Die beiden Kopenhagener Ermittler haben es zunächst mit einem “einfachen Mord” zu tun. Letztlich versinkt ...

“Blutland” ist der dritte Teil einer dänischen Krimireihe um Signe Kristiansen und Martin Junckersen. Die beiden Kopenhagener Ermittler haben es zunächst mit einem “einfachen Mord” zu tun. Letztlich versinkt Kopenhagen aber in einer Serie von Taten die die Bevölkerung stark verunsichert.

Aber nicht nur die. Im Buch beschreiben die Autoren sehr gut wie es der Polizei damit geht. Sie stehen im Fokus und sollen die Sache lösen, aber so einfach wie das von außen wirkt, ist es nicht. Hinzu kommen natürlich auch noch kleine und große persönliche Sachen, die die täglichen Ermittlungen beeinträchtigen.

Nach den ersten 100-200 Seiten nimmt die Geschichte Fahrt auf und “Blutland” zeigt sein wahres Gesicht. Relativ schonungslos werden Details an Tatorten und Gedankenwelten der Beteiligten geschildert. Für alle, die mit Nervenkitzel dieser Art gut klarkommen, ist die Reihe generell zu empfehlen.

Apropos: Wer möchte, kann sie natürlich chronologisch lesen, also zuerst noch Band 1 “Winterland” und Band 2 “Todland”. Ich selbst kannte nur den ersten und mir kam vor, dass von Band 2 nicht wirklich viel angesprochen wurde. Eine große “Lücke” gab es nicht. Für die privaten Aspekte in diesem Band ist es natürlich von Vorteil, den Serienstart zu kennen, weil da immer am meisten Informationen vorhanden sind, aber es klappt auf jeden Fall auch ohne.

Die Handlung ist spannend, packend, zeitweise schnell und auch mal humorvoll, generell direkt und gerne grausam. Leider gehen ab dem Moment, als alles schneller wird, auch ein paar wenige Handlungsstränge von Beginn des Krimis eher unter weil sie weniger wichtig sind (auch für die Polizei selbst), aber hier fehlte mir noch so eine kleine Zusammenfassung dieser Aspekte für das Ende.

Veröffentlicht am 04.06.2022

Moralische und rechtliche Grenzen ausgelotet

Die andere Schwester
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Auf dem Cover steht “Kriminalroman”, aber hier erwartet den Leser ein 370 Seiten starker Actionthriller in bester skandinavischer Tradition. Die Handlung rund um Ermittler John Adderley, der unter falscher ...

Auf dem Cover steht “Kriminalroman”, aber hier erwartet den Leser ein 370 Seiten starker Actionthriller in bester skandinavischer Tradition. Die Handlung rund um Ermittler John Adderley, der unter falscher Identität lebt, ist gespickt mit Verbrechern, Waffen, Tempo und einer wendungsreichen Geschichte rund um Schuld, Besessenheit und Verrat.

Johns Geschichte wird natürlich auch in “Die andere Schwester” angesprochen, wer aber zu seiner Person alles wissen will, sollte mit dem ersten Band “Der andere Sohn” beginnen.

Im aktuellen Buch muss John gleich an mehreren Fronten kämpfen: Er soll einen Mord aufklären, obwohl er eigentlich alle Hände voll zu tun hat, sich selbst vor einem rachsüchtigen Verbrecher zu retten.

Dieser erste Mord setzt dann auch noch eine Reihe von Ereignissen in Gang, die es John zunehmend unmöglich machen, korrekt zu ermitteln und vor allem so, dass er sich selbst nicht in Gefahr bringt. Er erfährt auf die harte Tour, dass letztlich jeder sich selbst der nächste ist und muss die Grenzen von Recht und Gesetz nicht nur einem so weit dehnen, dass sie kaum noch zu erkennen sind.

Dieser Thriller spaltet den Leser. Kennt man die Figur John Adderley etwas besser, fühlt man mit ihr mit und versteht sie auch. Andererseits sollte es in manchen Situationen moralisch eindeutig sein, was eigentlich zu tun wäre (und dass John hier falsch handelt).

Neben der spannenden Handlung wirft dieses Buch auch einen Blick auf die eigene Moral und zeigt dem Leser anhand von Johns Beispiel, dass es Dilemmata gibt, die sich nicht tatsächlich lösen lassen.

Veröffentlicht am 30.05.2022

Doppelte Unruhe an der schönen Nordsee

Nordwestnacht
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Es ist immer schön, zu dieser norddeutschen Krimireihe zurückzukehren, das kleine Team rund um Kommissarin Anna Wagner ist fast wie Familie. Auch wenn das Team natürlich zusammenwächst und andere private ...

Es ist immer schön, zu dieser norddeutschen Krimireihe zurückzukehren, das kleine Team rund um Kommissarin Anna Wagner ist fast wie Familie. Auch wenn das Team natürlich zusammenwächst und andere private Dinge eine Fortsetzung erfahren, sind die Fälle aber auch einzeln absolut verständlich und unterhaltsam.

Nach “Nordwesttod” und “Nordwestzorn” ist das beschauliche Küstenörtchen St. Peter-Ording erneut ein Verbrechensschauplatz. Gleichzeitig taucht der Leser auch in die TV-Branche ein, denn die tolle Kulisse des Ortes wird ebenso für den Dreh einer Folge von “Tödlicher Norden”, einer TV-Krimiserie, genutzt.

Somit gibt es gleich doppelte Unruhe im Revier von Anna Wagner und Dienststellenleiter Hendrik Norberg.

Der Krimi ist spannend, schnell gelesen und wunderbar in das Setting eingebettet. Die Ermittlungen könnten natürlich etwas straffer erzählt werden, aber letztlich läuft es in der Realität ja auch oft so, dass Kleinigkeiten ein großes Hindernis darstellen können und entscheidende Hinweise nicht an die richtige Person gelangen.

Eine gelungene Fortsetzung, ich hoffe auf noch viele weitere “Nordwest-X”.

Svea Jensen ist ein Pseudonym von Angelika Svensson.

Veröffentlicht am 26.05.2022

Eine Steigerung in Band zwei

Todesnacht
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Dieser Thriller ist der zweite Band aus der “Dark-Iceland-Serie”. Im Vergleich zu Band 1 ist er für mich auch tatsächlich viel mehr ein Thriller als ein Krimi und allgemein fesselnder.

Die Neben-Charaktere ...

Dieser Thriller ist der zweite Band aus der “Dark-Iceland-Serie”. Im Vergleich zu Band 1 ist er für mich auch tatsächlich viel mehr ein Thriller als ein Krimi und allgemein fesselnder.

Die Neben-Charaktere sind abwechslungsreich und glaubwürdig und die Hauptpersonen bekommen neue Facetten dazu. Natürlich gibt es ein paar Details aus ihrem Privatleben, die im Vorgänger genauer erklärt werden, aber der Fall an sich und die Ermittlungen dazu unterhalten sicher auch neue Leser sehr gut.

Eine männliche Leiche liegt vor einer Hausbaustelle und es scheint kein Arbeitsunfall gewesen zu sein. Sowohl der Besitzer des Hauses als auch Kollegen und Bekannte des Toten scheinen etwas zu verbergen. Beim Versuch, das Opfer näher zu charakterisieren, bekommt die Journalistin Ísrún schockierende Details zu hören.

Was dieses Buch für mich auch noch in Summe logischer und glaubwürdiger macht als “Schneeblind” ist, dass der junge Polizist Ari Thór Arason diesen Fall nicht quasi im Alleingang löst, sondern unter anderem Ísrún eine wichtige Rolle spielt.

Ein anderer Kritikpunkt meinerseits am Vorgänger ist hier übrigens kein Thema. Es ist Juni, daher gibt es kein ständiges Klagen über zu viel Schnee und allgemein schlechtes Wetter. Island als Schauplatz spielt daher eine eher untergeordnete Rolle, aber die Geschichte selbst ist gut genug, damit das nicht negativ auffällt.

Wer einfach nur einen nicht zu dicken (hier haben wir 320 Seiten), spannenden und gut verschachtelten Island-Thriller lesen möchte, ist hier richtig.

btb startet in diesem Jahr eine etwas ältere Serie des isländischen Autors Ragnar Jónasson neu beziehungsweise wieder auf Deutsch. Band 1 der “Dark-Iceland-Serie” ist “Schneeblind” aus dem Jahr 2010/2011. Insgesamt umfasst diese Reihe bisher 6 Bände:

Schneeblind (ehemals Schneebraut)
Todesnacht
Blindes Eis (erscheint wieder am 13. Oktober 2022)
Totenklippe (erscheint wieder am 13. Oktober 2022)
Schneetod (noch kein aktueller Termin)
Vetrarmein (noch keine deutsche Übersetzung)