Wie lange hält dein Akku noch?
BLACKOUT - Morgen ist es zu spätSchon länger hatte ich geplant, auch einmal “ein älteres Buch” von Marc Elsberg zu lesen, nachdem ich ihn vor der Pandemie bei einem kleineren Buchevent erleben durfte. Letztlich kam dann aber das neue ...
Schon länger hatte ich geplant, auch einmal “ein älteres Buch” von Marc Elsberg zu lesen, nachdem ich ihn vor der Pandemie bei einem kleineren Buchevent erleben durfte. Letztlich kam dann aber das neue “Der Fall des Präsidenten” dazwischen.
Das konnte mich nicht zu 100 Prozent überzeugen, aber das Interesse an Elsbergs anderen Titeln blieb und als ich von der neuen Auflage von “Blackout” erfuhr, musste ich da einfach anfragen.
Dieser Thriller ist kein Büchlein, das sich einfach so wegliest, vielmehr muss man es in kleineren Dosen verdauen. Das Thema ist so mit unserem Alltag verwoben und hochsensibel, dass man zwar keine Panik aber doch eine frische Sichtweise auf all das bekommt, das scheinbar so selbstverständlich ist.
Konnte ich die Detailrecherche schon bei “Der Fall des Präsidenten” würdigen, so ist sie hier meiner Meinung nach sogar noch besser gelungen. Natürlich musste manches zugunsten der Geschichte verändert werden aber die Handlung um Piero Manzano und den Zusammenbruch des europäischen Stromnetzes und damit quasi unserer Zivilisation, ist so “echt” dass sie jeden sofort packt.
Durch das Thema gibt es quasi keinen Leser, der keine Berührungspunkte mit der Handlung und oder den Charakteren hat, denn heutzutage umgibt uns die elektrische Energie in so vielen Formen, sichtbar und unsichtbar.
Manzano, ein italienischer IT-Fachmann und Teilzeit-Hacker, wird wie Millionen andere Europäer von einer Sekunde auf die andere mit fast vollkommener Dunkelheit konfrontiert. Der Strom fällt überall aus, wo es keine Aggregate oder noch ein paar wenige geladene Akkus gibt. An einem Winterabend noch dazu.
Dies setzt eine verhängnisvolle Kettenreaktion in Gang und schließlich sind auch fast alle Kraftwerke Europas außer Betrieb. Was das aber im Detail für jeden Einzelnen bedeutet und was dann alles wirklich nicht mehr möglich ist, beschreibt Marc Elsberg sehr sehr anschaulich auf den fast 800 Seiten.
Während die Figuren im Buch sich täglich neuen Probleme stellen und durch den Alltag kämpfen, der nichts mehr damit gemein hat, was sie Jahrzehnte gewohnt waren, setzt beim Leser automatisch ein Gedankengang ein: “Was würde ich tun?” “Wohin könnte ich gehen?” “Hätte ich genug…. bei mir?”
Hoffen wir, dass “Blackout” auch in zehn Jahren neu aufgelegt wird und wir dann immer noch sagen können: “Wir sind besser vorbereitet als damals und noch ist so etwas auch nicht Realität geworden”.
Nur Teil der Premium-Ausgabe: Die aktuellen Informationen und Beiträge vom Autor (Kurzgeschichte 10 Jahre danach) und anderen Wegbegleitern am Ende des Buches sind sehr interessant. Dazu gibt es Notfallrezepte und hilfreiche Links. Wer die neuere Ausgabe nicht hat, kann aber anhand der Namen (sicher online zu finden) auch andere Artikel oder Interviews mit den Personen suchen und ähnliche Informationen und Tipps bekommen.
Und wer nun Interesse an der Handlung hat, aber nicht weiß ob so ein dickes Buch das richtige ist, der kann den Thriller dieses Jahr im Frühling als Mini-Serie auf Sat 1 sehen.