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Veröffentlicht am 01.03.2021

Locker, flockig, süß und österreichisch

Totentanz im Pulverschnee
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“Na endlich!” denkt sich der geneigte Arno-Bussi-Fan. In seinem dritten Fall (Abenteuer, darf man fast sagen) darf der junge Polizist wieder vom Bundeskriminalamt in Wien in seine Heimat Tirol aufbrechen. ...

“Na endlich!” denkt sich der geneigte Arno-Bussi-Fan. In seinem dritten Fall (Abenteuer, darf man fast sagen) darf der junge Polizist wieder vom Bundeskriminalamt in Wien in seine Heimat Tirol aufbrechen. Alles wie gehabt? Fast, denn es scheint langsam (endlich) bergauf zu gehen mit dem armen Arno.

Endlich könnte sich eine feste Beziehung für ihn ergeben (nein, nicht mit seiner Mama) und seine neue Sport-Leidenschaft lindert ihm die täglichen Qualen der langweiligen Büroarbeit zu der er degradiert wurde. (Wer mehr zu Arnos Vorgeschichte erfahren möchte, sollte übrigens die drei Bände in der korrekten Reihenfolge lesen, die Krimifälle an sich sind unabhängig voneinander.)

Der Tollpatsch mit dem italienischen Namen ertappt sich also erneut dabei, wie er wieder einmal in Tirol kriminalisieren muss, aber diesmal wehrt er sich lange dagegen. Diesmal nämlich ist er nicht im Auftrag seiner Behörde unterwegs sondern eigentlich nur auf Urlaub. Alle schönen Pläne muss der Arno über den Haufen werfen als eine junge Frau verschwindet und ihn seine Neugier hinter die glänzenden Fassaden der Häuser und Dorfbewohner blicken lässt.

Joe Fischlers Erzählstil passt wunderbar zu Arnos Leidenschaft: Er ist locker, flockig, süß und österreichisch - wie Kaiserschmarrn. Dazu wunderbar passend - Erna Katz, die spitzfindig-süffisante Leiterin des LKA Tirol, die zusammen mit Bussi ein geniales Ermittlerteam abgibt. Die beiden kennen sich schon vom Vorgängerband, aber verstehen sich hier wie ich finde noch besser als zuvor.

Und nachdem die beiden sich nun (endlich) wirklich gut verstehen scheint es für den Arno in Wien auch (endlich) besser zu werden… Fortsetzung erwünscht!

Veröffentlicht am 18.02.2021

Ein deutscher Harry Hole?

Der Solist
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Ein Sonderermittler ohne Vorname, skurrile Kollegen und ein reduzierter und gleichzeitig fantastischer Erzählstil machen Jan Seghers’ Roman zu einem speziellen Krimi. Neuhaus, so der Nachname, bekommt ...

Ein Sonderermittler ohne Vorname, skurrile Kollegen und ein reduzierter und gleichzeitig fantastischer Erzählstil machen Jan Seghers’ Roman zu einem speziellen Krimi. Neuhaus, so der Nachname, bekommt es mit extremistisch motivierten Taten in Berlin zu tun und geht alles auf die ihm eigene, verschlossene Art an: nicht umsonst nennen ihn viele nur den “Solisten”.

Neuhaus ist wortkarg, analytisch, aufmerksam und irgendwie immer auf dem Sprung, nirgends zuhause. Zum Teil ist seine Vergangenheit dafür verantwortlich, doch allzu viel erfährt der Leser nicht. Aber das Ende könnte auf eine Fortsetzung mit Neuhaus hindeuten, wo es dann mehr Details zu seiner Vergangenheit gibt.

Der etwas eigenbrötlerische Ermittler tritt bei seinem Kampf gegen das Verbrechen schon einmal anderen auf die Füße und ist sich nicht zu schade, sich auch mit der eigenen Behörde anzulegen wenn nötig. Festgefahrene Muster sind ihm zuwider, auch wenn er nach außen hin wenig dagegen tut. Er lebt nach seinen Maßstäben und fährt gut damit.

Er ist weniger “Skandalnudel” und Actionheld als Harry Hole, aber es gibt Ähnlichkeiten. Durchaus vielversprechende.

Veröffentlicht am 04.02.2021

Mahnend und drastisch

2,5 Grad - Morgen stirbt die Welt
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Vielleicht nicht morgen, aber unser Planet bekommt durch uns Menschen auf jeden Fall ernste Probleme. Unter den meisten ist es unbestritten, dass etwas passieren wird und dass wir einiges ändern müssen.

Mit ...

Vielleicht nicht morgen, aber unser Planet bekommt durch uns Menschen auf jeden Fall ernste Probleme. Unter den meisten ist es unbestritten, dass etwas passieren wird und dass wir einiges ändern müssen.

Mit “2,5 Grad - Morgen stirbt die Welt” gibt es einen weiteren Roman/Thriller der diese Thematik aufgreift. Mittels einer fiktiven, teils sehr drastischen Geschichte rund um eine junge Frau, die beschließt, die Untätigkeit der Obersten nicht länger hinzunehmen.

Die Handlung spielt in näherer Zukunft, Extremwetterereignisse passieren quasi monatlich und viele Städte an Deutschlands Küsten sind regelmäßig überschwemmt, in Asien wurden Mauern gegen den steigenden Meeresspiegel gebaut, und diverse Inseln gibt es nicht mehr. Alles Science Fiction?

Möglich. Aber das Buch zeigt auch, dass radikale Kräfte in solchen Krisen Nährboden finden, dass die Politik hilflos ist, teilweise auch aufgrund des Mehrheitsprinzips, und dass die Reichen letztendlich aufgeben und nur mehr ihren Hintern retten wollen.

Viele Elemente dieser Geschichte kommen uns frappierend vertraut vor. Auch die Verzweiflung, die Menschen wie hier Leela (gesprochen Lila) Faber innerhalb von nur zwei ereignisreichen Wochen zu schier unfassbaren Taten zwingt.

Noch sind solche Bücher unterhaltsam, wenn auch mahnend. Tun wir alles dafür, dass das so bleibt.

Noah Richter ist ein Pseudonym von Uwe Wilhelm.

Veröffentlicht am 23.01.2021

Sind wir laut, wird sie schwach

Das dunkle Dorf
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Ländlich, brummelig aber keineswegs eigenbrötlerisch oder auf den Kopf gefallen ist der sympathische Commissario Johann Grauner. Als er mit seinem kleinen Team einen Mord im Grödnertal aufklären soll, ...

Ländlich, brummelig aber keineswegs eigenbrötlerisch oder auf den Kopf gefallen ist der sympathische Commissario Johann Grauner. Als er mit seinem kleinen Team einen Mord im Grödnertal aufklären soll, stolpert er direkt in eine viel größere Sache.

Steht das Verbrechen im Zusammenhang mit Südtiroler Drogengeschäften? Wer steht hinter diesen Machenschaften? Grauner ist zu Beginn ratlos, scheint doch einiges auf Mafia-Beteiligung hinzudeuten. Ins beschauliche Südtirol scheint das nicht zu passen, in sein Weltbild erst recht nicht.

Doch als sein Ispettore Claudio Saltapepe, gebürtig aus dem italienischen Süden, von seiner Vergangenheit eingeholt wird, ist Grauner nicht mehr so sicher. Er entdeckt zudem geheime Absprachen innerhalb seiner eigenen Behörde und beschließt, dem Ganzen auf den Grund zu gehen. Und als wäre das nicht genug, macht er sich auch noch Sorgen um seine rebellische Tochter Sara.

297 vollgepackte Seiten mit Spannung, Freundschaft und Familie lassen keine Langeweile und keine unnötigen Längen aufkommen. Krimit von Lenz Koppelstätter sind ein wenig wie Grauner selbst: ehrlich, geradlinig, durchdacht und manchmal mahnend (siehe Seite 4). Eine Portion Humor und Lokalkolorit runden die Sache ab.

“Das dunkle Dorf” ist bereits Band 6 der Reihe um Grauner, nach “Der Tote am Gletscher”, “Die Stille der Lärchen”, “Nachts am Brenner”, “Das Tal im Nebel” und “Das Leuchten über dem Gipfel”.

Veröffentlicht am 16.01.2021

Brandaktuell und fantastisch

Der neunte Arm des Oktopus
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“Fantastisch” wird heutzutage gerne nur als “großartig” verwendet, hat aber im Wortstamm die wichtigere Bedeutung: die der Wunschbilder und Illusionen.

Auf “Der neunte Arm des Oktopus” trifft für mich ...

“Fantastisch” wird heutzutage gerne nur als “großartig” verwendet, hat aber im Wortstamm die wichtigere Bedeutung: die der Wunschbilder und Illusionen.

Auf “Der neunte Arm des Oktopus” trifft für mich mehr zweiteres als ersteres zu. Der Thriller ist gut gemacht, unterhält und hat viele authentische Details. Er ist gut recherchiert, Dirk Rossmann und seine Helfer haben viel Arbeit reingesteckt.

Der Autor versucht aber auch, einen möglichen (baldigen) Ausweg aus der Klimakrise zu finden, der natürlich an politischen Allianzen nicht vorbei kann und Gegner auf den Plan ruft. Das liest sich alles gut, aber für mich zu fantastisch, zu unwahrscheinlich, dass wir das so schaffen werden. Ad hoc habe ich auch nicht “die” Lösung, aber ich vermute, dass es - sollte es doch noch gelingen, anders passieren wird.

Aber zurück zum Buch: Am Beispiel Einzelner führt der Autor uns in größeren und kleineren Schritten vom Jahr 2018 bis 2100. Gleichzeitig gibt es noch biologische Exkurse zum Oktopus und seiner Rolle in dieser Geschichte.

Kann die Wende tatsächlich gelingen, können die Menschen die Erde “retten”? “Der neunte Arm des Oktopus” ist kurzweilig und spannend, gleichzeitig regen einzelne Details und (bei allem Fantasmus) Fakten zum Nachdenken an. Reicht es, zu hoffen, dass “wir” es schaffen? Was kann ich als Einzelner tun? Nachhaltige Gedanken zwischen zwei Buchdeckeln.