Die Welt mal aus einer anderen Perspektive
When the Stars AlignDieses Buch ist in jeder Hinsicht etwas Besonderes.
Das beginnt bereits bei der extrem introvertierten Protagonistin Lola, die eigentlich gar nicht Lola heißt, und deren Leben sich zwangsläufig in ihrer ...
Dieses Buch ist in jeder Hinsicht etwas Besonderes.
Das beginnt bereits bei der extrem introvertierten Protagonistin Lola, die eigentlich gar nicht Lola heißt, und deren Leben sich zwangsläufig in ihrer Einzimmerwohnung abspielt – warum? Weil sie sich aufgrund ihrer Zwangsstörung in der Nähe anderer Menschen nicht wohlfühlt. Doch dann wird sie gezwungen, in eine WG zu ziehen…
Das Thema Zwangsstörung mithilfe eines Buches der Gesellschaft näher zu bringen, halte ich für eine sehr gute Idee. Vor allem Lolas sensible Art und ihr schwarzer Humor wecken Sympathien; und die Autorin hat es mit ihrem metapherreichem und einfühlsamen Schreibstil geschafft, dass man sich gut in Lola hineinversetzen und ihre Zwangsstörung (und wie sie den Alltag einer Betroffenen beeinflusst) bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen kann. Die Zwangsstörung beeinflusst auch das Verhältnis von innerer und realer Handlung: es spielt sich sehr viel in Lolas Innerem ab, während in der Realität wenige Ereignisse geschehen, die Lola allerdings sehr beschäftigen. Obwohl die erste Hälfte des Buches sich deshalb ein wenig zieht, ist sie sehr wichtig, um Lolas besondere Art richtig kennenzulernen.
Erst der zweite Teil des Buches hat mich dann mitgerissen, denn in diesem Abschnitt lernt Lola dann, durch ihre Rückenschmerzen zur Physiotherapie gezwungen, ihren Therapeuten Felix kennen. Felix wirkt erst ein wenig unnahbar und schlecht einschätzbar, bis er sich Lola dann öffnet und man seine Geschichte erfährt, die auf ihre Art und Weise genauso belastend ist wie Lolas Vergangenheit. Zwar sehen wir die Welt ausschließlich durch Lolas Augen, aber durch lange einfühlsame Dialoge lernt man Felix auch so sehr gut kennen (und lieben :) ).
Auch Lolas Mitbewohnerinnen sind gut gezeichnete Charaktere und sofort sympathisch, wohingegen mir bei den Antagonisten einfach etwas Charakter gefehlt hat. Beide fungieren ausschließlich als „die Bösen“ und für mich waren ihre Arten und Handlungen nicht ganz nachvollziehbar.
Mir hat Lolas Entwicklung total gut gefallen. Man fiebert mit, möchte ihr aus ihrem Schneckenhaus helfen und sie dazu zwingen, sich dem Leben zu stellen. Das Ende ist ein kleiner Aufruf dazu, sich nicht klein zu machen, an sich zu glauben und sowohl andere als auch sich selbst mehr zu akzeptieren. Auch sagt Lola zum Schluss: „Ich werde nie normaler oder ganz normal sein, weil es das nicht gibt.“ Die Message des Buches ist wichtig und hat mich wirklich berührt.
Auch wenn das Buch mit seinem blau – goldenen Cover, das passend zum Titel an den Nachthimmel erinnert (das Sternemotiv zieht sich auch soo schön durch die Geschichte!), wunderschön in meinem Regal aussehen würde, werde ich es gleich meinen Schwestern zum Lesen geben. Man muss es einfach gelesen und sich mit der Thematik auseinandergesetzt haben :)