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25,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Berlin Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 336
  • Ersterscheinung: 01.08.2024
  • ISBN: 9783827014856
Olaf Olafsson

Berührung

Roman | Eine isländischer Liebesroman - die Romanvorlage zum Film „Touch"
Gisa Marehn (Übersetzer)

Kann eine Liebe wirklich ein halbes Jahrhundert überdauern?

Ausgerechnet als die Pandemie ausbricht, beschließt Kristófer, sich auf eine Reise um die halbe Welt zu begeben. Sein erfolgreiches Restaurant in Reykjavík macht er einfach zu und nimmt eines der letzten Flugzeuge, die Island verlassen dürfen. Denn Kristófer hat eine Nachricht von seiner lang verschollenen großen Liebe bekommen, von Miko Nakamura aus Japan. Auch wenn die Umstände die Welt gerade auf den Kopf stellen, Kristófer muss erfahren, was damals, Ende der Sechzigerjahre, geschah, als Takahashi-san sein Restaurant über Nacht schloss und mit Tochter Miko London ohne Abschied verließ.

Während die Spurensuche seinen Helden von Reykjavík über London nach Tokio führt, erzählt Olafsson dessen herzzerreißende Lebensgeschichte. Seine literarische Intensität aber gewinnt dieser Roman durch den mit isländischer Kargheit erzählten Subtext: Was bleibt, im Angesicht des Alters und des Sterbens?

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.01.2025

Ein wunderbarer Roman

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Nachdem ich die letzte Seite dieses Romans geschlossen hatte, brauchte ich mehrere Tage, um das Gelesene zu verarbeiten. Es ist eine Geschichte, die nachhallt – eine, die leise fragt: Was bleibt, wenn ...

Nachdem ich die letzte Seite dieses Romans geschlossen hatte, brauchte ich mehrere Tage, um das Gelesene zu verarbeiten. Es ist eine Geschichte, die nachhallt – eine, die leise fragt: Was bleibt, wenn wir die verbleibende Zeit unseres Lebens nicht länger in weiter Ferne betrachten, sondern uns ihr direkt stellen?
Der Roman erzählt auf behutsame, fast meditative Weise von Liebe und Verlust. Doch vor allem stellt er jene drängenden Fragen, die man oft ein Leben lang unbeantwortet lässt. Der Autor schreibt mit einer zurückhaltenden Eleganz, die den Leser einlädt, selbst zwischen den Zeilen nach Antworten zu suchen.
Wie ein roter Faden durchzieht das Thema der Vergänglichkeit die Erzählung. Die Lebensgeschichte des Protagonisten Kristofer, erzählt in bewegenden Rückblenden, zeichnet sich durch eine berührende, beinahe schmerzhafte Ehrlichkeit aus. Ebenso eindrucksvoll werden die rauen Landschaften Islands und die kontrastreiche Atmosphäre Tokios beschrieben. Dies ist ein eindringlicher Roman über die Schönheit und Zerbrechlichkeit menschlicher Beziehungen. Und er stellt im Angesicht des Alterns die große, universelle Frage: „Was bleibt am Ende?“
Ein beeindruckendes Werk, das ich aus vollem Herzen empfehlen kann.

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Veröffentlicht am 24.09.2024

Über die Liebe und andere Hindernisse

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REZENSION – Kann eine Liebe ein halbes Jahrhundert überdauern, wenn man sich weder gesehen noch von einander gehört hat? Mit dieser Frage beschäftigt sich der aus Island stammende, aber seit 40 Jahren ...

REZENSION – Kann eine Liebe ein halbes Jahrhundert überdauern, wenn man sich weder gesehen noch von einander gehört hat? Mit dieser Frage beschäftigt sich der aus Island stammende, aber seit 40 Jahren in den USA lebende Schriftsteller Olaf Olafsson (61) in seinem psychologisch tiefgehenden Roman „Berührung“, der zeitgleich mit dem deutschen Kinostart der isländische Verfilmung im August beim Berlin Verlag erschien. In seinem sehr feinfühligen Lebensrückblick des 75-jährigen Witwers Kristófer, Besitzer eines erfolgreichen Restaurants in Reykjavík, erzählt uns der Autor von unvergessener Liebe, der Zerbrechlichkeit menschlicher Beziehungen und den Folgen falscher Entscheidungen auf das weitere Leben.
Mitten in der sich weltweit ausbreitenden Corona-Pandemie beschließt Kristófer - für seine langjährigen Mitarbeiter völlig überraschend - sein gut laufendes Restaurant aufzugeben und mit einem der letzten Flüge, die das Land noch verlassen dürfen, nach Japan zu reisen. Nach 50 Jahren hatte er völlig unerwartet auf Facebook eine Nachricht von seiner einstigen Jugendliebe, der Japanerin Miko, aus Hiroshima erhalten. Jetzt will er von ihr endlich erfahren, warum sie mit ihrem Vater damals im Sommer 1970 ohne Abschied London verließ.
Während seines Wirtschaftsstudiums in London hatte sich Kristófer in die junge Japanerin verliebt. Ihretwegen hatte er sogar sein Wirtschaftsstudium abgebrochen, nur um im Restaurant ihres Vaters als Küchenhilfe arbeiten und in ihrer Nähe sein zu können. Nach einigem Zögern erwiderte Miko diese Liebe ebenso innig, hielt sie aber vor ihrem Vater Takahasi-san geheim. Doch als Kristófer im Sommer 1970 nach kurzem Heimaturlaub aus Island nach London zurückkehrte, war das Restaurant verlassen. „Ich war 23 Jahre alt und hatte sie nur ein paar Monate gekannt, als sie verschwand.“ Nach vergeblicher Suche kehrte er nach Reykjavík zurück, eröffnete später sein eigenes Lokal und heiratete erst als über 40-Jähriger die geschiedene Ásta, Mutter der kleinen Gerdur. Im Rückblick ist sich Kristófer seines Fehlers bewusst: „Sie hatte Besseres verdient, einen Mann, der sie bedingungslos liebte … der nicht von einer anderen Frau träumte. … Ich habe es versucht. Ich habe alles versucht. … Sie wusste, dass irgendetwas nicht stimmte, sie spürte, was fehlte.“
„Berührung“ ist eine wahrhaft berührende, melancholische Erzählung über die Vielfalt zwischenmenschlicher Beziehungen: Sie handelt vom Bedürfnis nach Nähe („Ich muss nur die Finger ausstrecken, um sie zu berühren.“) und Liebe, die oft durch äußere Umstände wie kulturelle Barrieren, gesellschaftliche Erwartungen ebenso wie durch Missverständnisse, innere Konflikte und eigene Unsicherheit verhindert wird. Dies zeigt der Autor nicht nur am Beispiel Kristófers und Mikos, sondern auch am Verhältnis zu Kristófers Stieftochter oder seinem älteren, im Pflegeheim unzufriedenen Bruders, der von ihm Zuwendung einfordert. Es geht um Scham und Stolz sowie um die Schwierigkeit, Fehler im eigenen Verhalten zu erkennen und Konsequenzen zu ziehen. Und es geht um Vergebung. So flüstert Ásta kurz vor ihrem Tod Kristófer noch zu: „Ich weiß, du hast es versucht, ...“.
Nicht jeder wird gleich zu Beginn des Romans Zugang zu dieser doch sehr „leisen“, dadurch umso eindringlicheren Erzählung finden. Worauf will der Autor hinaus, ist doch keine rechte Handlung erkennbar? Nebensätze erwähnen scheinbar Belangloses. Doch Olafsson charakterisiert seine Figuren sehr glaubwürdig, präzise auch in Nebensächlichkeiten, sparsam ohne jede Übertreibung, womit er eine besondere Atmosphäre erzeugt. Deshalb lohnt es sich durchzuhalten: Mit jeder weiteren Buchseite und tieferem Einstieg in die Vergangenheit fühlt man sich mehr und mehr mit der Figur des Witwers emotional verbunden. Man spürt, wie Kristófer mit seinem oberflächlich zwar erfolgreichen, im Innersten seines Herzens aber doch unerfüllten Leben hadert und einem verpassten Leben nachtrauert. In Japan erwartet er nun die Antwort auf eine Frage, die seinem Leben vor 50 Jahren ohne eigenes Verschulden eine ungewollte Wendung gab.