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- Verlag: Dielmann, Axel
- Themenbereich: Biografien, Literatur, Literaturwissenschaft - Biografien und Sachliteratur
- Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
- Seitenzahl: 72
- Ersterscheinung: 06.09.2004
- ISBN: 9783933974457
Neben mir einer, der sich Mörike nennt
Erzählung über Eduard Mörike
Am 8. September 2004 ist der 200ste Geburtstag von Eduard Mörike zu feiern. Olaf Velte hat sich dem kauzigen schwäbischen Dichter über eine Episode genähert, in der wir Mörike als gerade 25-jährigen sehen. In der Erinnerung an seine Freundschaften aus dem Tübinger Stift, wo er Theologie studiert, um Pfarrer zu werden, zieht es Eduard Mörike hinaus in die ländliche Umgebung. –
Die schwäbische Landschaft des Jahres 1829 beginnt Olaf Veltes Prosa in Stimmung und Inhalt zu beherrschen, als eine Schäfer-Gruppe und ihre Herden die Handlung kreuzt. Die könnte aus E.T.A. Hoffmanns Gespenstigkeiten, Friedrich Schillers flammenden Szenen und Mörikes eigenen Landschaftsbildern gemischt sein. Der alte Hölderlin tritt auf. Schillers Dramen gähren. Und die bäuerlichen Figuren und Schäfer, die anderweitig bloß die Schablonen einer gähnenden Romantik-Vorstellung liefern, sind unversehens die eigentlichen Aufständischen und die wirklich unmittelbarer Erlebnisse Zugänglichen. –
'Er kennt den Nachtraben seit Anbeginn. Der Großvater sprach mit ihm in mondloser Nacht, hatte den Schindplatz in Feuer getaucht, sprach in den staunenden Wald. Im Morgendämmer wälzte er sich in einem Bett aus Laub. Die Brüder spuckten aus, wünschten ihn an den Haken. Unnützer Fresser! Da saß der Rabe schon in ihren Köpfen. Hackt sanft gegen die zarten Wände, läßt sich Zeit. Schwirrt beizeiten aus und besetzt den Karren der Frau Mutter. Während die Herde schon gegen den Pferch drückt, ein irres Gelärm in die Nacht schickt, schreckt sie aus dem Schlaf. Hellwach ist das Kind an ihrem Herzen. Langsam kippt die Gemarkung und rutscht der Weltkante zu. Ins Fensterloch beugt sich ein Schatten. Offenbarung, krächzend, Zukunft. Geduckt in den Federbalg riecht der Junge das Getier, die weißbestäubte Modersprache. Ein Fraß aus stinkendem Jahrtausend. Abdeckergeruch. Brudervogel. / Immer in der Nähe.' –
Olaf Velte hatte sich 2002 erzählerisch dem Dichter Christian Dietrich Grabbe zu dessen 200stem Geburtstag genähert und über Grabbes Jahr in Frankfurt die Erzählung Herr Auditeur Grabbe / Zur Stadt Frankfurt geschrieben. Sie wurde unter anderem vom HR als Hör-Version gesendet und ist dort inzwischen wiederholt worden (gesprochen von Reinhart von Stolzmann). Olaf Velte erhielt dafür 2003 das Jahresstipendium der Frankfurter Künstlerhilfe. – Jüngst ist er, ein Omen, mit dem Förderpreis der Schiller Stiftung für seine Lyrik ausgezeichnet worden. Olaf Veltes Gedichtband Ein Kragen aus Erde erschien 2000 bei uns.
Die schwäbische Landschaft des Jahres 1829 beginnt Olaf Veltes Prosa in Stimmung und Inhalt zu beherrschen, als eine Schäfer-Gruppe und ihre Herden die Handlung kreuzt. Die könnte aus E.T.A. Hoffmanns Gespenstigkeiten, Friedrich Schillers flammenden Szenen und Mörikes eigenen Landschaftsbildern gemischt sein. Der alte Hölderlin tritt auf. Schillers Dramen gähren. Und die bäuerlichen Figuren und Schäfer, die anderweitig bloß die Schablonen einer gähnenden Romantik-Vorstellung liefern, sind unversehens die eigentlichen Aufständischen und die wirklich unmittelbarer Erlebnisse Zugänglichen. –
'Er kennt den Nachtraben seit Anbeginn. Der Großvater sprach mit ihm in mondloser Nacht, hatte den Schindplatz in Feuer getaucht, sprach in den staunenden Wald. Im Morgendämmer wälzte er sich in einem Bett aus Laub. Die Brüder spuckten aus, wünschten ihn an den Haken. Unnützer Fresser! Da saß der Rabe schon in ihren Köpfen. Hackt sanft gegen die zarten Wände, läßt sich Zeit. Schwirrt beizeiten aus und besetzt den Karren der Frau Mutter. Während die Herde schon gegen den Pferch drückt, ein irres Gelärm in die Nacht schickt, schreckt sie aus dem Schlaf. Hellwach ist das Kind an ihrem Herzen. Langsam kippt die Gemarkung und rutscht der Weltkante zu. Ins Fensterloch beugt sich ein Schatten. Offenbarung, krächzend, Zukunft. Geduckt in den Federbalg riecht der Junge das Getier, die weißbestäubte Modersprache. Ein Fraß aus stinkendem Jahrtausend. Abdeckergeruch. Brudervogel. / Immer in der Nähe.' –
Olaf Velte hatte sich 2002 erzählerisch dem Dichter Christian Dietrich Grabbe zu dessen 200stem Geburtstag genähert und über Grabbes Jahr in Frankfurt die Erzählung Herr Auditeur Grabbe / Zur Stadt Frankfurt geschrieben. Sie wurde unter anderem vom HR als Hör-Version gesendet und ist dort inzwischen wiederholt worden (gesprochen von Reinhart von Stolzmann). Olaf Velte erhielt dafür 2003 das Jahresstipendium der Frankfurter Künstlerhilfe. – Jüngst ist er, ein Omen, mit dem Förderpreis der Schiller Stiftung für seine Lyrik ausgezeichnet worden. Olaf Veltes Gedichtband Ein Kragen aus Erde erschien 2000 bei uns.
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