Cover-Bild Sympathie
24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Kein & Aber
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: allgemein und literarisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 496
  • Ersterscheinung: 29.03.2017
  • ISBN: 9783036957579
Olivia Sudjic

Sympathie

Anna-Christin Kramer (Übersetzer)

Als die 23-jährige Alice online auf die junge Schriftstellerin Mizuko stößt, fallen ihr in deren Lebenslauf merkwürdige Parallelen zu ihrem eigenen auf. Alice ist gebannt: Von ihrem Adoptivvater, einem Physiker, weiß sie, dass jedes Partikel ein »sympathisches« Gegenpartikel besitzt, das es auf ewig anzieht. Doch als sich Mizuko und Alice immer näherkommen, wird klar: Zwischen der Person, die wir sind, und der Person, die wir online zu sein vorgeben, tut sich oftmals eine gefährliche Kluft auf.

Olivia Sudjic ist ein erstaunliches Debüt über zwei ambivalente Frauen und die Kräfte, die sie aufeinander ausüben, gelungen. Eine spannende und verästelte Geschichte, die in die Welt der Teilchenphysik eintaucht und sich mit der Vergangenheit Japans verwebt, um die Frage nach Identität und Liebe im digitalen Zeitalter zu beantworten.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.07.2017

Ein Buch, dass wichtige Fragen einfach auslässt

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Es fällt mir schwer, dieses Buch einzuordnen, ich kann es nicht einmal beschreiben.
Sicher soll die Geschichte an eine Serie von Bildern und Sätzen erinnern, wie ich sie auf instragram, twitter oder facebook ...

Es fällt mir schwer, dieses Buch einzuordnen, ich kann es nicht einmal beschreiben.
Sicher soll die Geschichte an eine Serie von Bildern und Sätzen erinnern, wie ich sie auf instragram, twitter oder facebook finde. Dies hat bei mir nicht funktioniert, ich würde sogar behaupten, das Buch beschreibt genau das Gegenteil von dem, was ich in den sozialen Medien vorfinde. Denn der Inhalt ist dort meist banal, manchmal interessant, auf jeden Fall aber einfach. In diesem Buch ist alles verschachtelt, kommt nach und nach ans Licht und wirkt doch bis zum Ende verworren.
Vielleicht will die Autorin aber auch auf etwas anderes hinaus, das Fehlen einer stringenten Handlung, das Surfen auf verschiedenen Seiten ohne nennenswerte Erkenntnisse, bei dem man gar nicht merkt wie schnell die Zeit vergeht. Und wie einsam man eigentlich ist.

Alice, allein der Name weckt Assoziationen die keineswegs zufällig sind, ist in einer Phase ihres Lebens angekommen, die sie selbst füllen muss. Mit 23 Jahren ist sie kein Kind mehr und möchte nicht mehr bei ihrer Mutter wohnen. Ihre Ausbildung ist abgeschlossen, aber einen Job hat sie noch nicht. Sie fliegt nach New York, wo ihre Großmutter wohnt. Dass Verhältnis der beiden ist kühl und durch Briefe geprägt, die beide sich geschrieben haben. Darin erzählt die Oma von Alice Vergangenheit, von ihrer Adoption und der Zeit davor.
Aber auch als beide sich eine Wohnung teilen, entsteht kein liebevolles Verhältnis, es bleibt eher kühl und jeder lebt sein Leben. Alice läuft durch New York. Jeden Tag, sie versucht die Stadt in sich aufzunehmen. Aber es geht nicht um die Stadt, es geht um die Suche. Alice postet Fotos, was ihr wichtig ist, in der Geschichte aber doch eher nebensächlich wirkt. Sie lernt einen jungen Mann kennen, mit dem sie zusammen ist ohne ihn zu lieben. Sie lernt eine Frau kennen, die sie liebt ohne mit ihr zusammen zu sein.
Am Ende ist sie allein und der Kontakt beschränkt sich darauf, die Profile der anderen im Internet zu durchsuchen und ihren Online-Status zu beobachten.

Veröffentlicht am 05.06.2017

Besessenheit, Identität und Wahnsinn: Liebe in Zeiten von Instagram

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„Sympathie“ von Olivia Sudjic hat mich wegen des ansprechenden Klappentexts und dem hübschen Cover direkt in seinen Bann gezogen. Ein Bann, der leider nach ungefähr 100 Seiten gebrochen wurde, als das ...

„Sympathie“ von Olivia Sudjic hat mich wegen des ansprechenden Klappentexts und dem hübschen Cover direkt in seinen Bann gezogen. Ein Bann, der leider nach ungefähr 100 Seiten gebrochen wurde, als das wunderschön geschriebene Buch den Zauber vom Klappentext nicht mehr aufrecht erhalten konnte. Erzählt wird die Geschichte der jungen Alice, die gerade ihren Abschluss gemacht hat und nun nichts mit sich anzufangen weiß. Ihre (Adoptiv-)Mutter rät ihr, doch zu ihrer Großmutter Sylvia nach New York zu fliegen. Diesen Rat nimmt sie, wenn auch widerstrebend, an. Bei Sylvia angekommen, weiß Alice immer noch nichts mit ihrer Zeit anzufangen, also beginnt sie, Unmengen an Fotos in der Stadt zu knipsen, die sie dann bei Instagram hochlädt. Sie lernt Dwight, einen Technik-Besessenen kennen, der kurz darauf zu ihrem festen Freund wird – die Beziehung der beiden wird dadurch bestätigt, dass Dwights Freunde Alice‘ Instagram-Collagen der beiden liken. Als Sylvia eine ganze Weile später ins Krankenhaus kommt und dort auch dann bleiben muss, landet Alice bei Verwandten von ihr (Sylvia). Durch einen Zufall landet Alice auf Mizukos Instagram-Profil und verliebt sich auf den ersten Blick. Obwohl, von Liebe kann man vielleicht nicht unbedingt sprechen, es ist eher eine Besessenheit. Wie im Wahn verfolgt Alice Mizukos Leben, zieht Parallelen zwischen ihrem Leben und Mizukos und inszeniert sogar eine „zufällige“ Begegnung, damit die beiden sich kennenlernen können. Und hier beginnt Alice‘ Abwärtsspirale. Durch Drogentrips und Liebeskummer und über eine lange Zeit vergisst Alice sich selbst immer mehr und wird immer abhängiger von Mizuko. Alice glaubt fest daran, dass Mizuko ihr „Parallelteilchen“ ist, ihr gespiegelter Zwilling, den Beweis für die Supersymmetrie.

"Wie erklärt man, wie Verliebtheit beginnt? Es ist ein Zustand, der einen bis ins Letzte durhdringt, sodass man sich fast nicht mehr daran erinnern kann, wie es sich anfühlt, ohne ihn zu leben. Alles, was ihm vorausging, wird zu einem Weg, der nur dorthin führte. Die Zeit davor dient lediglich zum Bilden einer Persönlichkeit, mit der man das Objekt seiner Verliebtheit enger an sich binden kann."

Puh. Von der wirklich tollen Schreibweise, dem Stil und der Sprache mal abgesehen, konnte ich „Sympathie“ leider gar nichts abgewinnen. Die Protagonistin, Alice, gewährt uns zwar einen detaillierten Einblick in ihr Leben, in ihre Vergangenheit und in ihre Gedankenwelt, jedoch war die Obsession über Mizuko und ihre permanente Anhänglichkeit für mich nicht nachvollziehbar. Aber fangen wir mal von vorne an. Alice lernt in ihrer Zeit in New York den ihr unsympathischen und auch komplett egomanischen Dwight kennen, verbringt ihr erstes Mal mit diesem Kerl, und beginnt danach noch eine Beziehung mit ihm. Nachvollziehbar ist dies für den Leser überhaupt nicht. Warum bindet sie sich an einen ihr so missfallenden Menschen? Was bewegt sie dazu? Doch Sudjic liefert hier keine Antworten, sondern kommt mit Mizuko um die Ecke. Die völlige Besessenheit Alice‘ ist, trotz einigen (sehr von Alice herbeigezogenen) Parallelen, völlig überzogen und wirkt auf mich sehr befremdlich. Alice nistet sich schließlich erfolgreich in Mizukos Leben ein, ist jeden Tag in ihrer Wohnung, durchsucht ohne Mizukos Wissen ihr Handy und manipuliert ihre Beziehung zueinander: indem Alice Interessen und beispielsweise Lieblingsbücher etc. vortäuscht, da sie sich vorher informiert hat, was Mizuko mag und was nicht. Alice verliert sich mehr und mehr in dem Abgrund, den sie selbst geschaffen hat, und nachdem sie komplett die Orientierung in ihrem Leben verloren hat und plötzlich auf sich allein gestellt ist, kommt der Wahnsinn zum Vorschein:

"Wenn ich nicht bei ihr war und ihr nicht folgen konnte, verbrachte ich meine Zeit damit, ihren wechselnden Online-Status zu beobachten."

Die vollständige Rezension findet ihr auf meinem Blog: http://killmonotony.wordpress.com