eine beeindruckende biografie
Martha Argerich – dieser Name ist wohl nur für diejenigen von Bedeutung, die sich in der Welt der klassischen und insbesondere in der Klaviermusik bewegen.
Ein Freund und Kollege, mit dem ich diese (musikalische) ...
Martha Argerich – dieser Name ist wohl nur für diejenigen von Bedeutung, die sich in der Welt der klassischen und insbesondere in der Klaviermusik bewegen.
Ein Freund und Kollege, mit dem ich diese (musikalische) Leidenschaft teile brachte mich vor gut drei Jahren auf die Musik von Martha Argerich. Bekannt bin ich zwar eher für meine Leidenschaft als Hardrock- und Heavy Metal-Fan, jedoch habe ich noch nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich auch die klassische und dort insbesondere die Klavier-Musik sehr zu schätzen weiß. Eine weitere Kollegin war ganz erstaunt, als sie mich dann vor zwei Jahren mit der nun zu rezensierenden Biographie von Martha Argerich im Bus sah. Aber auch sie konnte ich schnell davon überzeugen, dass ich als selbsternannter „King of Music“ (fast) allen musikalischen Ergüssen offen gegenüberstehe hust.
Okay, genug der Plänkelei – jetzt geht´s ans Eingemachte. Als ich mir Mitte Januar das Buch aus dem Regal schnappte, konnte ich noch nicht ahnen, dass ich drei Wochen später eine der (Achtung: hier kommt schon jetzt das Fazit) herausragendsten Biographien gelesen haben sollte, die ich jemals in den Händen gehalten habe.
Zum einen liegt es an der teils humorvollen, jedoch immer voller Respekt ausstrahlenden Schreibweise, den der französische Musikjournalist Olivier Bellamy in seiner Biographie über die „Löwin am Klavier“ anschlägt, aber auch an den Hintergründen und interessanten Fakten, wie Martha Argerich zu der Person wurde, die sie ist.
So kann man beispielsweise ihrem Spielkameraden im Kindergarten, der ihr immer wieder neue Herausforderungen stellt, nicht dankbar genug sein, dass er ihr eines Tages sagte „Wetten, du kannst nicht Klavier spielen?“ (S. 22) und sie sich sodann ans Klavier setzte und fehlerfrei eines der Wiegenlieder, die sie jeden Tag im Kindergarten hörte, nachspielte. Das war der Grundstein für eine bis heute andauernde beeindruckende Karriere.
Ein paar Seiten weiter heißt es über ihr erstes Konzert: „Im Alter von sieben Jahren gab sie ihr erstes richtiges Konzert im Teatro San Martin: […]. Der Druck, unter dem die kleine Martha stand, war enorm. Am Morgen des Konzerts beschwor sie sich im Badezimmer auf Knien selbst: „Wenn du eine einzige falsche Note spielst, stirbst du auf der Stelle!“ Die Bedrohung durch die Strafe ließ sie wieder heiter werden.“ (S. 39)
Auch lernen wir ihre Lehrer wie Vincenzo Scaramuzza oder Friedrich Gulda kennen, die Martha mit ihren jeweils eigenen Mitteln immer wieder vorantrieben und so ihre Persönlichkeit festigten. Auch wenn sie bis heute nicht ihre Schüchternheit und Introvertiertheit abgelegt hat, gehört sie zu den stärksten und bescheidensten Persönlichkeiten, die ich kenne und ich habe größten Respekt vor Martha Argerich, die sich trotz mehrerer persönlicher Schicksalsschläge (darunter eine Krebserkrankung) nie hat unterkriegen lassen.
Ich hatte mir beim Lesen dieser außergewöhnlichen Biographie so viele Stellen mit interessanten und lustigen Passagen markiert und wollte einiges davon in dieser Rezension unterbringen. Jetzt merke ich, dass ich lieber an die Leserinnen und Leser die Bitte richte: kauft euch diese faszinierende Geschichte über eine mittlerweile etwas zahmer gewordene, aber nicht minder ausstrahlungskräftige "Löwin", die in diesem Jahr ihren 75. Geburtstag feiert und lasst euch von ihr berauschen, tief in die Welt der Klaviermusik einzudringen.