Am Ende steht die Umarmung!
Olliver Merbeth-Brandtner (geboren 1979) arbeitet seit mehreren Jahren als Erzieher im Kindergarten und hat selbst zwei Kinder. Nach dem Tod seines dritten Kindes schrieb und zeichnete er Pau und die Wut. ...
Olliver Merbeth-Brandtner (geboren 1979) arbeitet seit mehreren Jahren als Erzieher im Kindergarten und hat selbst zwei Kinder. Nach dem Tod seines dritten Kindes schrieb und zeichnete er Pau und die Wut. In dem Buch geht es zwar nicht um Trauer, jedoch kann auch Wut ein Ausdruck von Verlustängsten sein.
Pau ist ein kleiner Junge von 3 Jahren. Wenn er wütend ist, kann er sich verwandeln. Er wird zum Löwen. Außerdem schreit er dann und knallt Türen. Das finden die anderen natürlich nicht schön, das ist Pau aber in dem Moment egal. Die Wut muss raus, mit aller Macht.
Die Bilder dieses Buches schreien die Emotionen von Pau regelrecht heraus. Sie werden von Seite zu Seite farbintensiver und transportieren die Wut des kleinen Protagonisten so, dass jeder sie versteht. Sie wird geradezu greifbar. Auch der Texte macht deutlich, wie die Wut in dem kleinen Pau brodelt und raus will. So sammeln sich im Lauf der Erzählung immer mehr Wort auf den Seiten an, die ausgesprochen werden müssen. Auch sie müssen raus. Raus, damit Pau es wieder gut geht, raus wie die Wut im Bauch, die einfach nicht gut tut.
Besonders gut finde ich das Ende. Der kindliche Leser wird durch eigens zu gestaltende Wutseiten einbezogen. So kann das Kind Fragen beantworten wie: Wie sieht deine Wut aus? Welche Farbe hat sie? Welches Tier ist sie? Was macht dich wütend? Wie kann man dir helfen?
Im Anhang findet sich wie immer ein Ratgeber für Erwachsene, in welchem das Thema Wut genauer beleuchtet wird. Woher kommt die Wut? Welchen Zweck erfüllt sie? Wie kann ich als Erwachsener reagieren? Wieso ist es so wichtig, dem Kind Zeit, Abstand und Ruhe zu geben?
Pau und die Wut ist ein gelungenes Kinderbuch, welches dem kindlichen Leser zeigt, dass es ganz normal ist, Wut zu empfinden. Und welches dem erwachsenen Leser vermittelt, dass die Kinder gar nicht böse oder widerspenstig sein wollen, sondern dass sie einfach noch lernen müssen, mit ihrer Wut umzugehen. Die Versöhnung am Ende ist auch ganz wichtig, um wieder geerdet zu sein.
Wut ist ein mächtiges Gefühl. Ein Gefühl, welches Raum und Zeit braucht. Es darf nicht unterdrückt werden, sondern muss sich entladen dürfen.