Eine deprimierende Quasi-Autobiografie, die uns teilhaben lässt an einer conditio inhumana.
Eine deprimierende Quasi-Autobiografie, die uns teilhaben lässt an einer conditio inhumana.
Erstmals 1948 erschienen, begeisterte Osamu Dazais „Gezeichnet“ bereits Generationen japanischer Leser. Jetzt ...
Eine deprimierende Quasi-Autobiografie, die uns teilhaben lässt an einer conditio inhumana.
Erstmals 1948 erschienen, begeisterte Osamu Dazais „Gezeichnet“ bereits Generationen japanischer Leser. Jetzt erschien sein Werk in einer neuen, optisch sehr ansprechenden Ausgabe beim cass Verlag, der sich auf japanische Literatur spezialisiert hat. In diesem Büchlein geht es um Yozo, der sich nie richtig zugehörig fühlt und normales, menschliches Verhalten auch nie nachvollziehen kann. Er leidet unter einer sogenannten conditio inhumana, wie der japanische Originaltitel „Ningen shikakku“ — als Mensch disqualifiziert — auch bereits andeutet. In seiner großen Familie muss er um Aufmerksamkeit kämpfen, daher hat er sich bereits in seinen frühen Lebensjahren eine Maske als Clown zugelegt. Auch in der Schule kommt er mit seinen Albernheiten durch, lebt allerdings in der steten Angst, jemand könnte ihn durchschauen. Als er schließlich auch eine weiterführende Schule wechselt, mit dem Ziel, Künstler zu werden und Gemälde zu zeichnen, verfällt er dem dekadenten Leben der Großstadt, das ihm auch zunächst noch von seiner wohlhabenden Familie finanziert wird: Drogen, Prostitution und der Einsatz für die politische Linke, der zu der Zeit noch illegal war. Doch im Grunde genommen ist ihm alles gleichgültig, eigentlich möchte er nur Zeichnen. Frauen sind ihm suspekt, laufen ihm jedoch in Scharen hinterher, und mit einer begeht er gemeinsam einen Selbstmordversuch. Sie stirbt, er überlebt. Erst da beginnt sein Leiden so richtig.
"Yozo Oba, als Mensch gewogen und für zu leicht befunden.
Durchgefallen.
Ich hatte aufgehört, als Mensch zu existieren."
Osamu Dazai erzählt mit „Gezeichnet“ erdrückend und deprimierend das Schicksal des jungen Yozo, der nie richtig in seinem Leben ankommt. Aus dem Klappentext erfahren wir bereits, dass er Comiczeichner ist — also wissen wir schon zu Beginn, dass aus seinen großen Träumen wohl leider nichts wird. Nichtsdestotrotz ist es faszinierend und zugleich traurig, diesen Charakter weiterzuverfolgen. Interessant ist, dass Dazai eine kleine Rahmenhandlung um die Geschichte Yozos gebaut hat: Ein Schriftsteller erhält von einem anonymen Mann drei Notizhefte, die die Aufzeichnungen Yozos enthalten. Er entschließt sich, diese zu veröffentlichen. Ob Dazai selbst dieser Schriftsteller war, erfährt der findige Leser erst im Nachwort zum Buch. In diesem findet sich eine detaillierte Analyse der Notizbücher und deren Inhalt. Das Nachwort sollte deshalb keinesfalls übersprungen werden.
Die vollständige Rezension findet ihr auf meinem Blog: https://killmonotony.de/rezension/osamu-dazai-gezeichnet