Die Welt steckt voller Überraschungen
Während die meisten Kinderbuchfreunde bei den Klassikern von Otfried Preußler (1923 – 2013) nur an seine bekanntesten Titel "Der kleine Wassermann" (1956), "Die kleine Hexe" (1957), "Der Räuber Hotzenplotz" ...
Während die meisten Kinderbuchfreunde bei den Klassikern von Otfried Preußler (1923 – 2013) nur an seine bekanntesten Titel "Der kleine Wassermann" (1956), "Die kleine Hexe" (1957), "Der Räuber Hotzenplotz" (1962) mit den beiden Fortsetzungsbänden (1969 und 1973) sowie "Das kleine Gespenst" (1966) denken, gehören für mich die zwei leider etwas weniger populären Vorlesebücher um die Abenteuer des sympathischen Hutzelmanns Hörbe zu den absoluten Favoriten. "Hörbe mit dem großen Hut" (1981) und "Hörbe und sein Freund Zwottel" (1983) sind nun in sehr liebevoll von Annette Swoboda nachkolorierten Neuausgaben erschienen und machen damit als Vorlesebücher ab fünf Jahren sogar noch mehr Spaß.
Hutzelmann Hörbe ist zwar sehr klein, aber durchaus kein Hutzelmännchen, sondern ein gestandener Korbflechter und Hutmacher, der weiß, was er will. An einem schönen Herbsttag mitten unter der Woche lässt er aus einer spontanen Laune heraus die Arbeit einfach ruhen und begibt sich auf einen Wanderausflug. Als einziger alleinwohnender unter den sonst paarweise lebenden 13 Hutzelmännern im Siebengiebelwald genießt er eine gewisse Unabhängigkeit, ist aber dafür ein wenig einsam. Frohgemut verlässt er an diesem Tag sein Hutzelmannhaus unter einem Reisighaufen nach dahin und dorthin mit dem Vorsatz, am Abend zurückzukehren. Gemäß seinem Motto „Man soll sich nicht in Gefahr begeben, wenn es nicht sein muss“ ist er fest entschlossen, die Worlitzer Wälder zu meiden, wo der gefährliche Plampatsch hausen soll. Doch dann kommt alles anders, denn zunächst attackieren ihn die gefräßigen Ameisen, dann wird er auf den Rabenteichen von einer bedrohlichen Strömung erfasst und gerät schließlich in einen Wasserfall. Ein Glück, dass er seinen genialen Doppelhut hat und Zwottel, der Zottelschratz mit dem Zottelpelz und dem Zi-Za-Zottelschwanz ihm aus der Patsche hilft...
Am Ende seines Ausflugs hat Hörbe nicht nur das Rätsel um den Plampatsch gelöst, sondern auch einen wunderbaren Freund gewonnen, mit dem das Alleinsein ein für alle Male ein Ende hat.
Mit der Figur des Hörbe hat Otfried Preußler unverkennbar ein Wesen aus seiner böhmischen Heimat zum Helden seiner spannenden Geschichte in 27 kurzen Kapiteln gemacht. Der abenteuerliche Ausflug ins Unbekannte und die Begegnung zwischen dem tatkräftigen Hutzelmann und dem unbedarften „geborenen Spaßmacher“ Zwottel sind ein Vorlesespaß, der den kleinen Zuhörern genauso wie den großen Vorlesern auch fast 40 Jahre nach seiner Entstehung immer noch größte Freude macht.