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inkl. MwSt
- Verlag: Stroemfeld
- Genre: keine Angabe / keine Angabe
- Seitenzahl: 96
- Ersterscheinung: 2003
- ISBN: 9783878778295
Kulturbolschewismus?
Roland Reuss (Herausgeber)
'Wer sich für germanistische Edition interessiert, wird irgendwann einmal auch die Bände der von Norbert v. Hellingrath herausgegebenen Hölderlin-Ausgabe in der Hand gehabt haben. Gestaltet wurden die Bände von Paul Renner (1878-1956), einem der Pioniere moderner Typographie in Deutschland, der bis weit in die 1970er Jahre das avantgardistische Design nicht nur im deutschsprachigen Raum bestimmte oder zumindest beeinflußte. Ausstattung und Typographie der Hellingrathschen Edition waren für die Zeit ungewöhnlich, und die Apparatdarstellung trieb bereits mit dem ersten, 1913 erschienenen Band einen Aufwand, der entsprechende Ausgaben anderer Autoren im Hinblick auf Detailliertheit und Übersichtlichkeit in den Schatten stellte.
Renner wurde 1910 Mitglied des ›Deutschen Werkbunds‹, 1925 lehrte er an der Frankfurter Kunstschule (heute Städelschule) Werbegraphik und Typographie und wechselte 1926 nach München, um die dortige Graphische Berufsschule zu leiten, der er 1927 die Meisterschule für Buchdrucker angliederte. 1924 begann er mit der typographischen Entwicklung der berühmten ›Futura‹-Schrift, der er einen internationalen Durchbruch verschaffte.
Scharf kritisierte Renner die ›Kulturpolitik‹ der Nazis und scheute keine Auseinandersetzung, um all jene gängigen antisemitischen und antikommunistischen Ressentiments zurückzuweisen. Sein von den Nazis kassiertes, heute nur noch in wenigen Bibliotheken vorhandenes Buch ›Kulturbolschewismus?‹ war in Deutschland bereits 1932 nicht zu publizieren (2 befreundete Verleger hatten abgelehnt), und mußte bei Renners Freund im Eugen Rentsch Verlag, Zürich, erscheinen.
Es enthält eine flammende Verteidigung der Moderne in Architektur (etwa Mies van der Rohe) und Bildender Kunst (etwa Oskar Kokoschka). Vielleicht gibt es kein zentraleres Dokument der Zeit, welches klarer auf den Begriff bringt, daß ›deutsch‹ zu sein mit einem Begriff wie Rasse nichts zu tun hat. Der ›Völkische Beobachter‹ machte denn auch gleich nach Erscheinen des Buches Renner zum Gegenstand öffentlichen Hasses. Im April 1933 wurde Renner, zuvor bereits ein persönlicher Feind des neuen Innenministers Wilhelm Frick, inhaftiert.'
Roland Reuß, in TEXT 8 (2003)
Renner wurde 1910 Mitglied des ›Deutschen Werkbunds‹, 1925 lehrte er an der Frankfurter Kunstschule (heute Städelschule) Werbegraphik und Typographie und wechselte 1926 nach München, um die dortige Graphische Berufsschule zu leiten, der er 1927 die Meisterschule für Buchdrucker angliederte. 1924 begann er mit der typographischen Entwicklung der berühmten ›Futura‹-Schrift, der er einen internationalen Durchbruch verschaffte.
Scharf kritisierte Renner die ›Kulturpolitik‹ der Nazis und scheute keine Auseinandersetzung, um all jene gängigen antisemitischen und antikommunistischen Ressentiments zurückzuweisen. Sein von den Nazis kassiertes, heute nur noch in wenigen Bibliotheken vorhandenes Buch ›Kulturbolschewismus?‹ war in Deutschland bereits 1932 nicht zu publizieren (2 befreundete Verleger hatten abgelehnt), und mußte bei Renners Freund im Eugen Rentsch Verlag, Zürich, erscheinen.
Es enthält eine flammende Verteidigung der Moderne in Architektur (etwa Mies van der Rohe) und Bildender Kunst (etwa Oskar Kokoschka). Vielleicht gibt es kein zentraleres Dokument der Zeit, welches klarer auf den Begriff bringt, daß ›deutsch‹ zu sein mit einem Begriff wie Rasse nichts zu tun hat. Der ›Völkische Beobachter‹ machte denn auch gleich nach Erscheinen des Buches Renner zum Gegenstand öffentlichen Hasses. Im April 1933 wurde Renner, zuvor bereits ein persönlicher Feind des neuen Innenministers Wilhelm Frick, inhaftiert.'
Roland Reuß, in TEXT 8 (2003)
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