Gelebter Wahn

Dass Genie und Wahnsinn ‚irgendwie‘ zusammenhängen, ist ein Gemeinplatz, der von den antiken Inspirationslehren bis zur psychiatrischen Kreativitätsforschung unserer Tage reicht. Doch worin genau besteht dieser Zusammenhang? Was unterscheidet einen schöpferischen Wahn von einem destruktiven? Gibt es überhaupt eine Grenze zwischen dem alltäglichen ‚Wahnsinn‘, der einer ‚verrückten Idee‘ nachjagt, aber dabei erfolgreich ist, und der krankhaften Psychose, die in geistige Umnachtung führt? Oder sind die Übergänge fl ießend? Gelebter Wahn zeigt an sieben Lebenswegen berühmter Künstler, Wissenschaftler und Machtmenschen aus zwei Jahrhunderten, wie prekär die Gratwanderung zwischen schöpferischer und zerstörerischer Spitzenleistung, geistigem Höhenfl ug und Absturz in die Psychose ist: Franz Grillparzer, Camille Claudel, C. G. Jung, Adolf Hitler, Martin Heidegger, Axel Springer und Glenn Gould.

Anhand biographischer Schlüsselszenen werden die je unterschiedlichen Verstrickungen von Genie und Wahnsinn analysiert. Ein ausführliches Einleitungskapitel führt die Befunde auf psychodynamische Faktoren zurück, so dass ein differenziertes Bild der Wahntendenzen entsteht, die kreative wie destruktive Großtaten gleichermaßen antreiben.