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inkl. MwSt
- Verlag: AVA
- Themenbereich: Geschichte und Archäologie - Geschichte
- Genre: keine Angabe / keine Angabe
- Seitenzahl: 415
- Ersterscheinung: 06.09.2021
- ISBN: 9783946281122
Aktenzeichen I/176/58, Strafsache gegen Langer u.a.
Ein dunkles Kapitel aus der Geschichte der DDR-Philosophie
Nach Bekanntwerden der „Geheimrede“ Chruschtschows auf dem XX. Parteitag der KPdSU über die Verbrechen Stalins und seines Sicherheitsapparates setzten auch in der DDR, vor allem unter Intellektuellen, heftige Debatten über den zukünftigen Weg der gesellschaftlichen Entwicklung ein. So vertrauten auch zahlreiche DDR-Studenten nur noch der eigenen Vernunft. Da politische Selbstbestimmung von Personen jedoch mit der Linie der führenden Partei, der SED, eher selten übereinstimmte, fand an Universitäten und Hochschulen eine Welle von Verhaftungen und Säuberungen statt, so auch am Philosophischen Institut der Humboldt-Universität in Berlin.
Hier konstituierten die Sicherheitsorgane eine „erste Feindgruppe“ um Michael Franz, der „44 Thesen“ entwickelt hatte, in denen es vor allem darum ging, welche Voraussetzungen seitens der DDR geschaffen werden müssen, um die Einheit Deutschlands möglich zu machen. Zu dieser Gruppe wurden von den Sicherheitsorganen und den Parteifunktionären des Instituts die Philosophiestudenten Karl Sauerland und Gerd Behrens gezählt. Aber bevor hier ein Exempel statuiert werden konnte, löste sich diese Gruppe auf, indem sich die Drei exmatrikulieren ließen: Franz ging zurück nach Westberlin, Sauerland wanderte nach Polen aus und Behrens entschwand zur Arbeit in die Warnowwerft/Stralsund.
Da die mit der Parteilinie nicht übereinstimmenden politischen Debatten am Philosophischen Institut jedoch nicht aufhörten, wurde in enger Zusammenarbeit der Parteileitung des Instituts mit den Sicherheitsorganen eine „zweite Feindgruppe“ zusammengestellt. Zu deren Basis erklärte man einen „Brief an die Parteiorganisation des (eigenen) Studienjahres“ von Peter Langer von Ende 1955, in dem dieser behauptet hatte, dass und warum die Werktätigen der DDR kein Vertrauen zur Parteipolitik der SED hätten und dass und warum man unter dieser Voraussetzung nicht zur Einheit Deutschlands gelangen könne. Zu dieser Gruppe zählte die Parteileitung des Instituts die nach dem XX. Parteitag zum Philosophiestudium aus der Bundesrepublik in die DDR übergesiedelten Studenten Heinz Dieter Schweikert und Karlheinz Messelken, die in der Reihenfolge Langer, Schweikert, Messelken zu sechs, fünf und drei Jahren Zuchthaus verurteilt wurden. Nach diesen Verhaftungen und nachdem weitere Studenten zur Bewährung in die Produktion geschickt worden waren, wagte an diesem Institut für lange Zeit niemand mehr, eine eigene politische Meinung zu vertreten.
Hier konstituierten die Sicherheitsorgane eine „erste Feindgruppe“ um Michael Franz, der „44 Thesen“ entwickelt hatte, in denen es vor allem darum ging, welche Voraussetzungen seitens der DDR geschaffen werden müssen, um die Einheit Deutschlands möglich zu machen. Zu dieser Gruppe wurden von den Sicherheitsorganen und den Parteifunktionären des Instituts die Philosophiestudenten Karl Sauerland und Gerd Behrens gezählt. Aber bevor hier ein Exempel statuiert werden konnte, löste sich diese Gruppe auf, indem sich die Drei exmatrikulieren ließen: Franz ging zurück nach Westberlin, Sauerland wanderte nach Polen aus und Behrens entschwand zur Arbeit in die Warnowwerft/Stralsund.
Da die mit der Parteilinie nicht übereinstimmenden politischen Debatten am Philosophischen Institut jedoch nicht aufhörten, wurde in enger Zusammenarbeit der Parteileitung des Instituts mit den Sicherheitsorganen eine „zweite Feindgruppe“ zusammengestellt. Zu deren Basis erklärte man einen „Brief an die Parteiorganisation des (eigenen) Studienjahres“ von Peter Langer von Ende 1955, in dem dieser behauptet hatte, dass und warum die Werktätigen der DDR kein Vertrauen zur Parteipolitik der SED hätten und dass und warum man unter dieser Voraussetzung nicht zur Einheit Deutschlands gelangen könne. Zu dieser Gruppe zählte die Parteileitung des Instituts die nach dem XX. Parteitag zum Philosophiestudium aus der Bundesrepublik in die DDR übergesiedelten Studenten Heinz Dieter Schweikert und Karlheinz Messelken, die in der Reihenfolge Langer, Schweikert, Messelken zu sechs, fünf und drei Jahren Zuchthaus verurteilt wurden. Nach diesen Verhaftungen und nachdem weitere Studenten zur Bewährung in die Produktion geschickt worden waren, wagte an diesem Institut für lange Zeit niemand mehr, eine eigene politische Meinung zu vertreten.
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