Cover-Bild Johann Holtrop
Teil 58 der Serie "intermedium"
20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: belleville
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 02.10.2013
  • ISBN: 9783943157581
Rainald Goetz

Johann Holtrop

"Als die Winter noch lang und schneereich und die Sommer heiß und trocken waren - Da stand der schwarzgläserne Büromonolith sinnlos riesig in der Nacht, am Ortsrand von Krölpa, Krölpa an der Unstrut, dahinter die Wälder, die Krölpa nördlich zur Warthe hin abgrenzten, da leuchtete einsam, böse und rot das glutrote Firmenlogo von Arrow PC oben am Dach über dem düsteren Riesen, aus schwarzem Stahl und schwarzem Glas gemacht, die rote Schrift darüber, ein Neubau, so kaputt wie Deutschland in diesen Jahren, so hysterisch kalt und verblödet konzeptioniert wie die Macher, die hier ihre Schreibtische hatten, sich die Welt vorstellten, weil sie selber so waren, gesteuert von Gier, der Gier -"

Ein Chef stürzt ab. Johann Hotrop erzählt die Geschichte eines Chefs aus Deutschland in den Nullerjahren. Der charismatische, schnelle, erfolgreiche Vorstandsvorsitzende Dr. Johann Holtrop, 48, seit drei Jahren Herr über 80.000 Mitarbeiter und einen Jahresumsatz von fast 20 Milliarden weltweit, ist aus der Boomzeit der späten 90er Jahre noch ganz gut in die neuen, turbulenten, wirtschaftlich schwierigeren Zeiten gekommen. Die Handlung setzt ein im November 2001 und erzählt in drei Teilen, wie im Laufe der Nullerjahre aus Egomanie und mit den Widerständen wachsender Weltmissachtung, der Verachtung der Arbeit, der Menschen, der Gegenwart und des Rechts, ganz langsam und für Holtrop selber nie richtig klar erkennbar, ein totaler Absturz ins wirtschaftliche Aus, das persönliche Desaster und das gesellschaftliche Nichts wird, so abgrundtief und endgültig, wie sein früherer Aufstieg unwiderstehlich, glorios und plötzlich gewesen war. Das war Ihr Leben, Johann Holtrop! Was sagen Sie dazu?

"Man kann jede Woche mehr Interviews von Wirtschaftsleuten lesen, als man geistig erfassen kann. Wenn man sich da reinvertieft, und das habe ich für den Roman gemacht, wenn man diese Interviews nicht einmal liest, sondern dreimal und nach einem halben Jahr nochmal zweimal, wenn man wirklich versucht, sich diese Leute echt vorzustellen aus dem, was sie sagen, wie sie denken, wie sie leben; sie geben ja alle Auskunft über ihr Leben auf ganz erstaunlich offene Art, man weiß darüber wahnsinnig viel, wie Manager wirklich leben; und all das dauernd zusammenzuführen versucht mit eigenen Menschenbegegnungserfahrungen: das ist quasi die Produktionsmethode für diesen Roman gewesen." (Rainald Goetz in "Die Zeit", 29.11.2012)

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