Cover-Bild „Ein Volk, das nicht mehr arbeitet, ist dem Verderben geweiht“.
Band 7 der Reihe "Wittener Hefte für Stadtgeschichte"
7,50
inkl. MwSt
  • Verlag: de Noantri
  • Themenbereich: Geschichte und Archäologie - Geschichte
  • Genre: keine Angabe / keine Angabe
  • Seitenzahl: 93
  • Ersterscheinung: 11.01.2024
  • ISBN: 9783943643299
Ralph Klein

„Ein Volk, das nicht mehr arbeitet, ist dem Verderben geweiht“.

Die Ruhrbesetzung 1923 in Witten.
„Ein Volk, das nicht mehr arbeitet, ist dem Verderben geweiht“. Die Ruhrbesetzung 1923 in Witten.
Am 15. Januar 1923 trafen französische Truppen in Witten ein. Zwei Jahre lang besetzten sie die Stadt. Meistens wird das als Dreiklang von Besetzung, Inflation und Hitler-Putsch erzählt. Dagegen stehen in dieser Ausgabe der Wittener Hefte für Stadtgeschichte diejenigen im Mittelpunkt, die am meisten unter der Situation litten. Wie reagierten sie auf die französischen Truppen? Was unternahmen sie, um nicht hungern zu müssen? Es waren meistens sehr junge, in der Regel ungelernte Arbeiterinnen und Arbeiter. Bürgertum und traditionelle Gewerkschaften nannten sie verächtlich Janhagel. Sie standen der Nation und der bürgerlichen Ordnung antagonistisch gegenüber. Janhagel organisierte sich kaum politisch und handelte nicht strategisch, sondern wollte die konkreten Lebensumstände hier und jetzt verbessern.
Im Oktober 1923 endete ein fünf Jahre dauernder Zyklus von Kämpfen des Proletariats. Er hatte mit der Novemberrevolution 1918 begonnen, gewann in den Wittener Unruhen im März 1919 und in den Kämpfen der Roten Ruhrarmee im März 1920 an Intensität. 1923 erschütterten sie erneut die Gesellschaft. Ein meist übersehener Aspekt war der Kampf um die Arbeitszeit. Ende 1923 entfiel der Acht-Stunden-Tag, den es seit der Novemberrevolution 1918 gegeben hatte. Die wöchentliche Arbeitszeit betrug für die Mehrheit der lohnabhängig Arbeitenden erneut 60 Stunden und mehr.
Abgesehen von einer Tafel am Ruhrtalradweg haben die Geschehnisse des Jahres 1923 keine sichtbaren Spuren in der Stadt hinterlassen. Das spurlose Verschwinden der Menschen aus den proletarischen Milieus, die in dieser Veröffentlichung im Mittelpunkt stehen, ist kennzeichnend für den gesellschaftlichen und geschichtswissenschaftlichen Umgang mit ihnen. Ihre Leben, ihre Leidenschaften und Träume, ihre Kämpfe, Niederlagen und Siege müssen mühsam dem Verdrängen und Vergessen-Machen entrissen werden.

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