Ein Leben in Freiheit
Rana Ahmad stammt aus Syrien, wächst aber in Saudi-Arabien auf. Es gibt viele schöne Erlebnisse in ihrer Kindheit, und sie steht vor allem ihren Vater sehr nahe. In den langen Sommerferien in Syrien als ...
Rana Ahmad stammt aus Syrien, wächst aber in Saudi-Arabien auf. Es gibt viele schöne Erlebnisse in ihrer Kindheit, und sie steht vor allem ihren Vater sehr nahe. In den langen Sommerferien in Syrien als Kind ist das Leben freier. Vor allem beim Fahrradfahren ist sie glücklich. Sie genießt den Fahrtwind und das unbeschwerte Gefühl von Freiheit.
Aber viel zu früh ist ihre Kindheit zu Ende. Das Mädchen wächst zu einer jungen Frau heran, und selbst in Syrien, das nicht so streng religiös ist wie Saudi-Arabien, darf sie schon mit zehn Jahren nicht mehr Fahrrad fahren. Ein Verwandter bekommt ihr geliebtes Fahrrad, und schon bald kann sie nur noch verschleiert das Haus verlassen.
Ob Zuhause oder in der Schule, ihr Alltag ist von der Religion geprägt. Neben den festen Gebetszeiten und dem strengen Koranunterricht, achtet vor allem ihre Mutter darauf, dass sie sich an alle Regeln hält. Rana versteht nicht, warum Frauen weniger wert sind und kaum Rechte haben. Aber was noch viel schlimmer ist, sie können sich nicht vor sexuelle Übergriffe durch Männer schützen.
Rana freut sich auf ein selbstständiges Leben als Ehefrau, aber die Ehe scheitert. Als geschiedene Frau kehrt sie zu ihren Eltern zurück. Mühsam setzt sie sich dafür ein, dass sie einen Englischkurs besuchen und arbeiten gehen darf. Sie ist aber immer darauf angewiesen, dass ihr Vater oder Bruder sie fahren.
Eine Ausflucht aus ihrem unfreien Leben findet sie mit dem Internet. Dort entdeckt sie auch atheistisches Gedankengut, das sie sehr fasziniert. Das ist aber ein Spiel mit dem Feuer, denn in ihrer Heimat wird jeder Abkehr vom Islam mit dem Tod bestraft. Wegen ihrer große Liebe zur Naturwissenschaft, beschäftigt sie sich trotzdem weiter mit den unerlaubten Gedanken, bis sie schließlich den Entschluss fasst heimlich Atheistin zu werden. Ihre Familie bemerkt eine Veränderung in ihr. Auch wenn er den Grund für diese Veränderung nicht kennt, vermutet ihr Bruder eine heimliche Beziehung, und er schlägt sie brutal zusammen.
Es kommt der Punkt, an dem Rana erkennt, dass sie ihre Heimat verlassen muss. Es fällt ihr sehr schwer alles zurückzulassen, aber sie weiß, dass sie so nicht mehr leben kann. Sie flieht in die Türkei, und von dort aus gelangt sie schließlich nach Deutschland. Sie ist begeistert über die neugefundene Freiheit, als Frau ein selbstbestimmtes Leben führen zu können. Endlich darf sie träumen und auf ihre Träume hinarbeiten.
In diesem Buch nimmt die Autorin den Leser hinein in ihr Leben, zum Beispiel bei den aufregenden Vorbereitungen für ihre Hochzeit. Sie schreibt über ihre Angst vor der Hochzeitsnacht und über die immer gegenwärtige Sorge, dass sie als Frau Schande über die Familie bringen könnte. Man hat den Eindruck ihr gegenüberzusitzen und ihrem persönlichen Bericht zu lauschen. Fesselnd geschrieben, gibt dieses Buch einen wichtigen Einblick in ein Leben, das den Meisten in europäischen Ländern fremd ist. Es ist erschütternd zu sehen, welche Repressalien Frauen befürchten müssen, für Kleinigkeiten, die bei uns selbstverständlich sind. Wie schwer muss es sein, geliebte Menschen zu verlassen, und sich auf den ungewissen und gefährlichen Weg in ein neues Land zu machen. Aber es ist andererseits berührend zu lesen, wie liebevoll die Geflüchteten mit einer warmen Mahlzeit willkommen geheißen werden.
Auch wenn es schade ist, dass sie mit den Fesseln ihrer Religion den Glauben an Gott ganz abgelegt hat, kann man ihren Weg nachvollziehen. Eine wirklich lesenswerte Geschichte über einen hoffnungsvollen Neuanfang!