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- Verlag: Stroemfeld
- Genre: keine Angabe / keine Angabe
- Seitenzahl: 300
- Ersterscheinung: 2011
- ISBN: 9783861091912
Mutterseelenallein 2
Das Tabu der Schönheit in Kunst und Psychoanalyse
Das Wort schön ist die natürliche Hauptmetapher der
Kunst, des Kunstdiskurses und der Kunsttheorie.
Jedoch ist es schon lange tabu, ein Kunstwerk schön zu
nennen oder überhaupt im Kunstdiskurs von einem
Schönen zu sprechen. Für gewöhnlich tun wir so, als
hätten wir das Interesse an der Schönheit in der Kunst
ganz hinter uns gelassen. Wenn Psychoanalytiker Bilder,
Musik oder Filme interpretieren, umgehen sie diese
Frage durch die Auswahl von Werken, die von der Zeit
geadelt sind und einen großen Namen haben, der ihnen
wie von selbst das Prädikat schön oder eines seiner Derivate
verleiht. Überdies kann man sich, sobald man
professionalisiert über Kunst spricht, immer an die Position
anlehnen, auf die sich das Fach Kunstgeschichte
seit fast 100 Jahren zurückgezogen hat: sich aus Beurteilungsfragen
ganz herauszuhalten. Diese Haltung hat
gewiß ihr historisches Recht; sie ist jedoch zugleich die
Frucht einer Vermeidung. Deren Zentrum liegt darin
begründet, daß alle Menschen schöne Dinge sehen und
alle Künstler schöne Werke herstellen wollen – und daß
die Sache dem einen Widerstand entgegenbringt. Dieser
Widerstand kann immer nur für den sich andauernd
wieder entziehenden Moment, den Moment der Schönheit
eben, überwunden werden. Was aber ist die Sache?
Dieser Begriff, der bei Hegel für die Anforderungen
steht, die von dem in seiner Zeit zu schaffenden Kunstwerk
an den Künstler ergehen, bereitet Reiche so auf,
daß er zugleich für die Anforderungen steht, die von
einer durchzuführenden Psychoanalyse an den Analytiker
und an den Analysanden ergehen. Die Psychoanalyse
hat einen ihr eigenen Zugang zur ästhetischen Erfahrung
und zur Schönheit. Dieser Zugang besteht gerade
nicht in irgendeiner Anwendung irgendwelchen psychoanalytischen
Wissens auf irgendwelche Kunstwerke,
sondern er besteht in ihr selbst. Aus dieser gemeinsamen
Schnittmenge von Kunstwerk und Psychoanalyse
ergeben sich die methodischen
Linien eines psychoanalytischen
Zugangs
zum Kunstwerk – jenseits
von Psychopathographie
des Künstlers und jenseits
einer Tiefenhermeneutik
des unbewußten
Gehalts. Falls es so etwas
wie 'das Unbewußte des
Kunstwerks' geben sollte,
so liegt dieses nicht in irgendeiner
Tiefe, sondern
an der Oberfläche des zu
rekonstruierenden Kunstwerks. Diese Behauptung zu
demonstrieren – das unternimmt der Autor anhand
von Analysen von fünf Kunstwerken. Es sind dies: die
Installation This Situation von Tino Sehgal, das Bodenmosaik
Lords von Albert Oehlen, die Fotoinstallation
Copyshop von Thomas Demand, ein kleiner Ausschnitt
aus dem Gemälde Die Malkunst von Jan Vermeer und
das Gemälde Abendmahl von Michael Triegel.
Kunst, des Kunstdiskurses und der Kunsttheorie.
Jedoch ist es schon lange tabu, ein Kunstwerk schön zu
nennen oder überhaupt im Kunstdiskurs von einem
Schönen zu sprechen. Für gewöhnlich tun wir so, als
hätten wir das Interesse an der Schönheit in der Kunst
ganz hinter uns gelassen. Wenn Psychoanalytiker Bilder,
Musik oder Filme interpretieren, umgehen sie diese
Frage durch die Auswahl von Werken, die von der Zeit
geadelt sind und einen großen Namen haben, der ihnen
wie von selbst das Prädikat schön oder eines seiner Derivate
verleiht. Überdies kann man sich, sobald man
professionalisiert über Kunst spricht, immer an die Position
anlehnen, auf die sich das Fach Kunstgeschichte
seit fast 100 Jahren zurückgezogen hat: sich aus Beurteilungsfragen
ganz herauszuhalten. Diese Haltung hat
gewiß ihr historisches Recht; sie ist jedoch zugleich die
Frucht einer Vermeidung. Deren Zentrum liegt darin
begründet, daß alle Menschen schöne Dinge sehen und
alle Künstler schöne Werke herstellen wollen – und daß
die Sache dem einen Widerstand entgegenbringt. Dieser
Widerstand kann immer nur für den sich andauernd
wieder entziehenden Moment, den Moment der Schönheit
eben, überwunden werden. Was aber ist die Sache?
Dieser Begriff, der bei Hegel für die Anforderungen
steht, die von dem in seiner Zeit zu schaffenden Kunstwerk
an den Künstler ergehen, bereitet Reiche so auf,
daß er zugleich für die Anforderungen steht, die von
einer durchzuführenden Psychoanalyse an den Analytiker
und an den Analysanden ergehen. Die Psychoanalyse
hat einen ihr eigenen Zugang zur ästhetischen Erfahrung
und zur Schönheit. Dieser Zugang besteht gerade
nicht in irgendeiner Anwendung irgendwelchen psychoanalytischen
Wissens auf irgendwelche Kunstwerke,
sondern er besteht in ihr selbst. Aus dieser gemeinsamen
Schnittmenge von Kunstwerk und Psychoanalyse
ergeben sich die methodischen
Linien eines psychoanalytischen
Zugangs
zum Kunstwerk – jenseits
von Psychopathographie
des Künstlers und jenseits
einer Tiefenhermeneutik
des unbewußten
Gehalts. Falls es so etwas
wie 'das Unbewußte des
Kunstwerks' geben sollte,
so liegt dieses nicht in irgendeiner
Tiefe, sondern
an der Oberfläche des zu
rekonstruierenden Kunstwerks. Diese Behauptung zu
demonstrieren – das unternimmt der Autor anhand
von Analysen von fünf Kunstwerken. Es sind dies: die
Installation This Situation von Tino Sehgal, das Bodenmosaik
Lords von Albert Oehlen, die Fotoinstallation
Copyshop von Thomas Demand, ein kleiner Ausschnitt
aus dem Gemälde Die Malkunst von Jan Vermeer und
das Gemälde Abendmahl von Michael Triegel.
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