- Verlag: artesinex verlag
- Themenbereich: Geschichte und Archäologie - Geschichte
- Genre: Sachbücher / Geschichte
- Ersterscheinung: 2026
- ISBN: 9783910471870
In den Zelten
Kulturgeschichte am Tiergartenrand 1740–1960
Micaela Porcelli (Herausgeber), Rengha Rodewill (Herausgeber)
Aufkommende Moderne
Berlin im 19. Jahrhundert – eine Stadt der Kontraste und Veränderungen. Die Straße »In den Zelten« im Berliner Tiergarten spiegelte die aufkommende Moderne wider, aber sie barg auch die Spuren einer reichen Geschichte, die bis in die tiefsten Winkel der Vergangenheit reichte.
»In den Zelten«, geht auf die dort kampierenden Flüchtlinge aus den Hugenottenkriegen in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zurück. Diese durften Spaziergängern Erfrischungsgetränke verkaufen. König Friedrich I. hatte um 1700 damit begonnen, das Wildgehege des alten kurfürstlichen Tiergartens in einen der Öffentlichkeit zugänglichen Lustgarten zu verwandeln. Unter ihm ist die Charlottenburger Allee entstanden, auf ihn gehen auch der Große Stern und die Sternallee zurück. Friedrich der Große ließ nun mit der weiteren Verschönerung fortfahren. Knobelsdorff bereicherte den Großen Stern durch Hecken, Pyramidenbäume und Statuen und erschloss die »Lustwäldchen« zwischen den Hauptstrahlen durch irrgartenartige und ähnlich verschränkte Wegenetze. Auch den Zirkel, die Promenade der wohlhabenden Berliner Bürger, schmückte er durch Statuen und mannigfaltige Bepflanzung der Alleen aus. Vor allem legte er im östlichen Teil vor dem Brandenburger Tor ein neues Lustquartier an. Vor 1745 waren die Berliner nach der jung aufstrebenden, aber noch dörflich wirkenden Nachbarstadt Charlottenburg hinausgezogen – jetzt erwuchs den Charlottenburger Wirten die peinliche Konkurrenz der »Zelter«. Nicht nur der Tod Friedrichs des Großen 1786 scheint die Lockerung der Bauauflagen in den »Zelten« begünstigt zu haben, sondern auch die Einführung des Schlittschuhlaufens in Berlin; wenigstens erhalten die »Zeltenwirte« nun die Erlaubnis, auch im Winter ihre Hütten zu benutzen, aus denen die späteren Etablissements hervorgingen. Nun erst wurden die geteerten Leinwandzelte durch Holz-, dann Fachwerk- und Steinbauten ersetzt.
Namhafte Schriftsteller der Zeit, wie Goethe, nahmen sich seit der Entstehung der »Zelten« dieser Anlage und ihrer Umgebung an, für berühmte Persönlichkeiten wie Bettina von Arnim, Mathilde Wesendonck, Clara Schumann, Magnus Hirschfeld und Max Reinhardt wurde die Straße »In den Zelten«, die nur 500 Meter lang ist, zum Mittelpunkt ihres Lebens.
Berlin im 19. Jahrhundert – eine Stadt der Kontraste und Veränderungen. Die Straße »In den Zelten« im Berliner Tiergarten spiegelte die aufkommende Moderne wider, aber sie barg auch die Spuren einer reichen Geschichte, die bis in die tiefsten Winkel der Vergangenheit reichte.
»In den Zelten«, geht auf die dort kampierenden Flüchtlinge aus den Hugenottenkriegen in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zurück. Diese durften Spaziergängern Erfrischungsgetränke verkaufen. König Friedrich I. hatte um 1700 damit begonnen, das Wildgehege des alten kurfürstlichen Tiergartens in einen der Öffentlichkeit zugänglichen Lustgarten zu verwandeln. Unter ihm ist die Charlottenburger Allee entstanden, auf ihn gehen auch der Große Stern und die Sternallee zurück. Friedrich der Große ließ nun mit der weiteren Verschönerung fortfahren. Knobelsdorff bereicherte den Großen Stern durch Hecken, Pyramidenbäume und Statuen und erschloss die »Lustwäldchen« zwischen den Hauptstrahlen durch irrgartenartige und ähnlich verschränkte Wegenetze. Auch den Zirkel, die Promenade der wohlhabenden Berliner Bürger, schmückte er durch Statuen und mannigfaltige Bepflanzung der Alleen aus. Vor allem legte er im östlichen Teil vor dem Brandenburger Tor ein neues Lustquartier an. Vor 1745 waren die Berliner nach der jung aufstrebenden, aber noch dörflich wirkenden Nachbarstadt Charlottenburg hinausgezogen – jetzt erwuchs den Charlottenburger Wirten die peinliche Konkurrenz der »Zelter«. Nicht nur der Tod Friedrichs des Großen 1786 scheint die Lockerung der Bauauflagen in den »Zelten« begünstigt zu haben, sondern auch die Einführung des Schlittschuhlaufens in Berlin; wenigstens erhalten die »Zeltenwirte« nun die Erlaubnis, auch im Winter ihre Hütten zu benutzen, aus denen die späteren Etablissements hervorgingen. Nun erst wurden die geteerten Leinwandzelte durch Holz-, dann Fachwerk- und Steinbauten ersetzt.
Namhafte Schriftsteller der Zeit, wie Goethe, nahmen sich seit der Entstehung der »Zelten« dieser Anlage und ihrer Umgebung an, für berühmte Persönlichkeiten wie Bettina von Arnim, Mathilde Wesendonck, Clara Schumann, Magnus Hirschfeld und Max Reinhardt wurde die Straße »In den Zelten«, die nur 500 Meter lang ist, zum Mittelpunkt ihres Lebens.
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