Ein guter Historienschmöker!
Der heranwachsende Robert, Sohn des Earl of Carrick, hat es zunächst nicht leicht, denn sein Verhältnis zu seinem Vater ist äußerst gespannt. Der Earl verlangt Robert alles ab, um ihn auf seine Rolle als ...
Der heranwachsende Robert, Sohn des Earl of Carrick, hat es zunächst nicht leicht, denn sein Verhältnis zu seinem Vater ist äußerst gespannt. Der Earl verlangt Robert alles ab, um ihn auf seine Rolle als Titelerbe vorzubereiten und nichts macht der ungestüme abenteuerlustige Robert ihm scheinbar recht.
Doch Roberts Großvater, sein Namensgeber, Robert Bruce, Lord of Annadale begegnet seinem Enkel mit mehr Nachsicht und Liebe, auch wenn er genauso wie der Earl of Carrick ehrgeizige Pläne mit dem Jungen verfolgt.
Während Robert langsam von einem Jüngling zum Mann heranreift, spitzt sich die politische Situation nach dem mysteriösen Tod von König Alexander immer mehr zu, denn Alexander hatte bei seinem Ableben keinen männlichen Erben und es gibt gleich mehrere ehrgeizige Mannen, die nur zu gerne den Platz des verstorbenen Königs einnehmen würden.
Doch einen Hoffnungsschimmer gibt es dennoch. Alexanders junge Angetraute war schwanger, als er sein Ende fand und somit wartet ganz Schottland gebannt auf die Geburt.
Als diese jedoch eine Totgeburt wird und auch Alexanders Enkelin, die siebenjährige Margaret von Norwegen bei der Überfahrt nach Schottland, um dort als Königin gekrönt zu werden, verstirbt, bricht allgemeines Chaos aus- die allgemeine Bestürzung und Verwirrung nutzt John Balliol, der sich kurz entschlossen und mit Unterstützung einer der Comyns, zum neuen König von Schottland ausrufen lässt.
Doch Balliol ist kein guter König, zudem hat auch der englische Herrscher Edward große Pläne und würde sich zu gerne Schottland einverleiben.
Dies wiederum ruft die Bruces auf den Plan, die ebenfalls einen Anspruch auf den Thron besitzen und nachdem Roberts Großvater und Vater in dieser Hinsicht stets leer ausgingen, scheint es, als ob das Schicksal mit Robert Größeres vor hat, doch bevor es so weit ist, muss der noch recht naive Robert auf Befehl seines Großvaters an den Hofe des englischen Königs reisen, um die Interessen der Bruces zu vertreten.
Dort, zwischen Hofintrigen und Machtkämpfen des Adels lernt er eine wichtige Lektion fürs Leben- Traue keinem und vertrete in erster Linie Deine eigenen Interessen! Aber diese wichtige Lehre kommt etwas spät für ihn, er hat bereits zuvor einige unbesonnene Bündnisse geschlossen…
Nachdem sich Robyn Young mit ihren ersten historischen Romanen dem Thema „Kreuzzüge/Kreuzritter“ zuwandte, führt sie die Leser nun ins mittelalterliche Schottland und erzählt in geplanten drei Teilen die Geschichte von Robert Bruce, späterem König der Schotten. Wie sie ihn ihrem Nachwort angibt, besuchte sie persönlich Schottland um zu recherchieren und obgleich sie eigentlich ein anderes Thema für ihre nächsten Bücher geplant hatte, war sie- je mehr sie über den legendären schottischen König erfuhr, wie gebannt von seiner Geschichte und wollte diese dann auch unbedingt erzählen.
Diese Faszination spürt man auch sehr gut zwischen den Zeilen, denn Robyn Youngs „Robert Bruce“ ist ein interessanter, vielschichtiger Charakter voller Lebendigkeit.
„Rebell der Krone“ ist ein waschechter historischer Roman, der sich sehr dicht an historischen Fakten hält und der in erster Linie Leser ansprechen wird, die einen sehr gut geschriebenen, ausdrucksstarken Historienroman suchen, der allerdings stellenweise eher wie eine Biografie angelegt ist und in dem die politischen Verwicklungen, Kriegshandlungen und Intrigen stets an erster Stelle stehen. Sehr informativ und unterhaltsam, aber man sollte sich unbedingt für die schottische Geschichte interessieren, denn Robyn Youngs Romane sind nicht zu vergleichen mit anderen Historienschmökern, in denen die Romantik eine große Rolle spielt und der historische Rahmen eher schmückendes Beiwerk ist.
Wer jedoch ein Faible für diese Art von Romanen besitzt, wird hier voll auf seine Kosten kommen, denn Robyn Youngs Schreibstil ist sehr bildhaft. Detailliert und farbenfroh schildert sie Roberts Lebensraum und ihre Kampfszenarien wirken authentisch und nicht beschönigend, was für zartbesaitete Leser sicherlich eine kleine Herausforderung darstellt, für mich jedoch die genau richtige Dosis Realismus versprühte.
Ein wenig Durchhaltevermögen ist sicherlich auch gefragt, bis man alle vorgestellten Haupt und Nebenfiguren und ihre Beziehungen zueinander auseinander halten kann, doch dann wird man mit einem sehr guten Roman belohnt.
Einziger Wermutstropfen war für mich, dass manche Nebenfiguren im Gegensatz zu Robert ein wenig blass blieben, man zwar über ihre Beweggründe informiert wurde, doch charakterlich tiefgründigere Facetten ein wenig außen vor blieben und dass der politische Lauf der Dinge aus der Sicht gleich mehrerer Akteure vorangetrieben wurde, so dass die Story stellenweise ein wenig gestückelt wirkte.