Die DDR und Österreich 1949 - 1972

Die Verantwortlichen am Ballhausplatz wussten, was sie den für das wirtschaftliche Wohlergehen des eigenen Gemeinwesens unverzichtbaren bundesdeutschen Nachbarn schuldig waren. Solange die Bonner Regierenden an ihrem Alleinvertretungsanspruch für alle Deutschen festhielten, hatte Österreich durch Verweigerung der diplomatischen Anerkennung und der daraus folgenden strikten Ablehnung offizieller Kontakte seinen Beitrag zur fortgesetzten internationalen Ächtung der DDR zu leisten. Daher sollte die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zur DDR erst am Tag der Unterzeichnung des deutsch-deutschen Grundlagenvertrags erfolgen. Dennoch bestanden bzw. entwickelten sich in den vorangehenden 23 Jahren seit Gründung der DDR vielfältige Beziehungen zwischen beiden Staaten. In den osteuropäischen Hauptstädten waren informelle Kontakte der jeweiligen Diplomaten an der Tagesordnung. Österreichische Minister zeigten gegenüber den sich regelmäßig in Wien einfindenden DDR-Offiziellen keine Berührungsängste. Seit 1953 existierten in Gestalt von Kammerabkommen vertragliche Handelsbeziehungen. Zumindest auf österreichischem Boden fand durch Gastspiele ostdeutscher Bühnen und Orchester ein gewisser Kulturaustausch statt. Intensive Sportbeziehungen vervollständigten das Bild.
Auf Grundlage der maßgeblichen österreichischen und ostdeutschen Quellen wird die Entwicklung all dieser Beziehungen detailliert nachgezeichnet und analysiert. Darüber hinaus widmet sich die Untersuchung ausführlich den zeitweise überaus konfliktreichen SED/KPÖ-Beziehungen.