Cover-Bild Durchbruch
24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Rowohlt
  • Themenbereich: Gesellschaft und Sozialwissenschaften - Gesellschaftliche Gruppen
  • Genre: Sachbücher / Politik, Gesellschaft & Wirtschaft
  • Seitenzahl: 528
  • Ersterscheinung: 15.10.2019
  • ISBN: 9783498001148
Ronan Farrow

Durchbruch

Der Weinstein-Skandal, Trump und die Folgen
Henning Dedekind (Übersetzer), Katja Hald (Übersetzer), Hans-Peter Remmler (Übersetzer), Helmut Dierlamm (Übersetzer), Astrid Gravert (Übersetzer), Norbert Juraschitz (Übersetzer), Heike Schlatterer (Übersetzer)

Ronan Farrow hat den Weinstein-Skandal enthüllt und den mächtigsten Filmproduzenten Hollywoods zu Fall gebracht. Dieses Buch erzählt die ganze Geschichte dieser Ermittlung. Und sie geht weit darüber hinaus. Während Farrow nach und nach immer mehr Frauen trifft, die belästigt, missbraucht und sogar vergewaltigt werden, enthüllt sich ihm zugleich der Grund, warum alle schweigen: ein weit verzweigtes Kartell aus Geld, Macht und Einfluss, das mit Hilfe von Bedrohungen, Beschattungen, Lauschangriffen, Schmutzkampagnen und Knebelverträgen die Frauen zum Schweigen bringt und alle Journalisten, die darüber berichten wollen.
Farrow deckt ein Netzwerk der Einschüchterung und Nachrichtenunterdrückung auf, das tief in die Politik und die Medienlandschaft reicht. Ein Muster, dem schon Trump folgte und einige der bekanntesten Fernsehfiguren der USA: die Geschichte kaufen und verschwinden lassen. Farrow gerät bald selbst in Gefahr - und am Ende ist es seine Familiengeschichte, einschließlich der Missbrauchsvorwürfe gegen seinen Vater Woody Allen, die ihm die Kraft gibt, zu widerstehen und die Wahrheit ans Licht zu bringen - ein Durchbruch, der bis heute weltweite Folgen hat.
Dieses Buch erzählt die Geschichte von kriminellem und lange ungestraftem Machtmissbrauchs und des Muts einzelner; zugleich ist es die sehr persönliche Geschichte einer Selbstfindung, in der sich der Autor aufs Neue seiner Lebensgeschichte stellen muss.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.10.2019

Ein wichtiges, unbequemes Buch - ein Blick hinter die schäbigen Kulissen der Macht

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Die Aktivistin Tarana Burke prägte #metoo. Im Oktober 2017 verbreitete sich der Hashtag weltweit, besonders im Zusammenhang mit den Vorwürfen gegen Harvey Weinstein.

Ronan Farrow hat den Weinstein-Skandal ...

Die Aktivistin Tarana Burke prägte #metoo. Im Oktober 2017 verbreitete sich der Hashtag weltweit, besonders im Zusammenhang mit den Vorwürfen gegen Harvey Weinstein.

Ronan Farrow hat den Weinstein-Skandal abschließend enthüllt. Er hat an die Öffentlichkeit gebracht, was andere Reporter schon 15 Jahre vor ihm recherchiert hatten. Doch bisher waren die Ergebnisse immer wieder in der Schublade verschwunden.

Farrow ist Anwalt und Journalist und kennt sich sowohl im Filmbusiness und der Nachrichtenlandschaft als auch in der Politik aus (er war Berater der US-Regierung).

“Durchbruch” erzählt detailliert von Farrows zweijähriger Recherche - den Bedrohungen, denen die Frauen, aber auch die Journalisten ausgesetzt waren und schildert die perfiden Mechanismen, die viele Mitwisser so lange schweigen ließ.

Rose McGowan, Rosanna Arquette, Uma Thurman, Daryl Hannah waren einige der Schauspielerinnen, die von Weinstein scheinbar auf die schwarze Liste der “schwierigen” Frauen gesetzt worden waren.

“Peter Jackson sagte, als er erwog, Sorvino und Ashley Judd Rollen in Herr der Ringe anzubieten, hätte Weinstein der Idee einen Riegel vorgeschoben. «Ich erinnere mich, wie Miramax uns sagte, mit denen zu arbeiten wäre ein Albtraum, und wir sollten das um jeden Preis vermeiden.»”

Farrow schildert die Aussagen der Frauen, ihre Resignation gegenüber Weinsteins Gewalt, ihre Scham und die nachfolgenden massiven Einschüchterungen.

“Sciorra und (Daryl) Hannah sprachen beide über die Kräfte, die eine Frau zum Schweigen bringen. Hannah sagte, sie habe jedem davon erzählt, der ihr zuhörte. «Aber es hat niemanden interessiert.»
«Egal, ob man eine bekannte Schauspielerin ist, egal, ob man zwanzig oder vierzig ist, egal, ob man Anzeige erstattet oder nicht, man glaubt uns einfach nicht. Mehr noch, nicht nur, dass man uns nicht glaubt – man beschimpft und kritisiert uns und gibt uns die Schuld.»

“Das Schlimmste aber seien die Galaveranstaltungen und Pressetermine gewesen, bei denen sie (McGowan) lächelnd mit ihm posieren musste. «Ich kleisterte ein Lächeln auf mein Gesicht.» Als sie ihn zum ersten Mal danach wiedersah, musste sie in eine Mülltonne erbrechen.”

Weinstein wird als Machtmensch beschrieben, der herumbrüllt und Menschen massiv einschüchtert:
“Ein andermal orchestrierte Weinstein eine raffinierte Hetzkampagne gegen den Konkurrenzfilm A Beautiful Mind – Genie und Wahnsinn und platzierte Mitteilungen in der Presse, der Protagonist, der Mathematiker John Nash, sei schwul (als das nicht funktionierte, hieß es, er sei Antisemit).”

“Als sie sich weigerte, schrie er sie an: «Lass mich verdammt noch mal nicht abblitzen, wenn ich am Heulen bin!»
Sie gab nach und nichts passierte. Er schluchzte einfach nur. «Ich war noch nie wirklich glücklich», erklärte er ihr und dann: «Du gehörst zu meinen besten Freunden. Du bist so loyal.»
Sie hoffte, seine Freundschaftsbekundung bedeutete, dass er ihre Grenzen akzeptiert hatte. Aber da täuschte sie sich.
«Und dann», sagte sie und brach in Tränen aus, «fing er an, mich zu vergewaltigen.»”

Neben Weinstein berichtet Farrow über Roy Price (Amazon Studios), Matt Lauer (NBC-Nachrichtensprecher), Trump und andere. Bei vielen sind es die gleichen Mechanismen von massiver Einschüchterung, Schmutzkampagnen, Verschweigen, Machtausübung und sogar illegalen Methoden wie dem Abhören von Handygesprächen.

Farrow schreibt von Morddrohungen, manipulierten Wikipedia-Einträgen, Parteispenden und Spitzeln, die Weinstein heimlich alles zutrugen, sich sogar mit den betroffenen Frauen anfreundeten und sie aushorchten.

Farrow kennt die Namen der einschlägigen Anwälte und Pressesprecher:
“Als meine Schwester den Vorwurf des sexuellen Übergriffs gegen Woody Allen wiederholte, schickte Allen Abramowitz ins Frühstücksfernsehen, um leutselig zu grinsen und die Anschuldigungen zu bestreiten.(...) In den Monaten nach der Entscheidung, dass keine Anklage gegen Weinstein erhoben würde, spendete er 10000 Dollar für Vance’ Wiederwahl.”

“Harder war der Pitbull unter den Anwälten; er hatte beispielsweise mit einer Verleumdungsklage, die der Milliardär Peter Thiel finanziert hatte, dafür gesorgt, dass die Klatsch-Website Gawker ihren Dienst einstellen musste.”

“Hiltzik war ein gewiefter Medienmanipulator und pflegte enge Kontakte sowohl mit den Familien Clinton als auch Trump. Ivanka Trump war eine treue Kundin, zwei Mitarbeiter seiner Firma, Hope Hicks und Josh Raffel, waren nach Trumps Wahl mit Positionen im Weißen Haus belohnt worden.”

Das Buch ist in eingängiger Erzählweise, fast wie ein Spionagethriller, geschrieben und mit interessanten Informationen gespickt. Manchmal ist der Handlung aufgrund der Detailliertheit und der vielen verschiedenen Personen nicht einfach zu folgen.
Es hat mich auch irritiert, dass Ronan Farrow so persönlich wurde. Sollte sich ein Journalist nicht zurückhalten und nur die Geschichte sprechen lassen? Er beschrieb seine Frustration wegen NBCs Verzögerungstaktik während der Recherche, die langen Arbeitstage, der Stress, der sich auf seine Beziehung auswirkte, seine Angst, verfolgt zu werden, das Risiko für seine Karriere.
Doch all dies zeigt, wie wichtig Farrows Einsatz war. Er hätte sich, so wie andere auch, zurücknehmen und vom System profitieren können, doch er hat weiter gekämpft.

Im Januar 2020 wird Weinstein in New York der Prozess gemacht.
Insgesamt 80 Frauen werfen ihm sexuelle Belästigung oder Vergewaltigung vor.
“Sechzehn ehemalige und derzeitige Führungskräfte und Mitarbeiter von Weinsteins Unternehmen (...) sagten, sie seien Zeuge unerwünschter sexueller Annäherungen, unangemessener Berührungen und eines Verhaltensmusters gewesen, nachdem Weinstein Ressourcen des Unternehmens dazu nutzte Sexualkontakte der in den Vorwürfen beschriebenen Art zu arrangieren.”
Rose McGowan hat am 23.10.2019 Klage gegen Weinstein eingereicht.

“Durchbruch” ist nicht immer leicht zu lesen. Aber es ist wichtig!
Dieses Buch zeigt, warum eine Frauenquote notwendig ist. Die Macht darf nicht einigen wenigen Männern überlassen werden.

"Geschichten über Machtmissbrauch sind auch immer Geschichten über ein Versagen der Führungskultur."