Langsamer Einstieg, aber grandioses Worldbuilding und authentische mental health rep
Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.
Aufmachung:
Ich liebeliebeliebe das Cover!! Mir gefällt ...
Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.
Aufmachung:
Ich liebeliebeliebe das Cover!! Mir gefällt dabei besonders gut, dass der Stil dem des Originalcovers sehr ähnlich ist, gleichzeitig hat die deutsche Variante einen eigenen Charme: Auf dem Auftakt sieht man das Gesicht von Karina, auf dem Folgeband das von Malik. Legt man die beiden Bücher nebeneinander, sehen die Protagonisten sich an! Toll dabei finde ich, dass das Cover des zweiten Bandes auf dem hinteren Buchdeckel dieses Bandes abgebildet ist und die hintere Klappe in dessen rötlicher Farbgebung gehalten ist, während die vordere die Farbe des Covers hat.
Abgesehen davon ist das Cover mit dem dunkelgrünen Hintergrund und den goldgelb angedeuteten Ornamenten eher schlicht, wenn auch sehr edel gehalten. Die Innenklappen sind im ähnlichen Design mit Zitaten aus dem Buch ausgestaltet.
Die sehr hochwertige Aufmachung wird dazu noch garniert von dem wunderschönen grünen Farbschnitt mit den gleichen goldgelben Ornamenten, die auf dem Cover zu finden sind!
Insgesamt hat sich hiermit der Knaur-Verlag mal wieder selbst übertroffen.
Im Übrigen gefällt es mir sehr gut, dass der Originaltitel übernommen und ihm nur ein deutscher Untertitel hinzugefügt wurde.
Meine Meinung:
Auch wenn „A Song of Wraiths and Ruin“ kein Highlight geworden ist, ist es doch ein mehr als gelungener Auftakt einer einzigartigen High Fantasy-Dilogie!
Der Grund für den Punktabzug liegt dabei zum einen darin, dass die meisten Twists hier doch früh vorhersehbar sind und man daher wenig überrascht wird. Darüber hinaus bleibt Vieles bis zum Schluss noch offen und unklar, insbesondere was das Magiesystem angeht. Ich habe immer noch nicht so ganz die Funktionsweise der unterschiedlichen Magiearten verstanden, ob und inwiefern die Magie limitiert ist, was ihre Stärken sind, ihre Quellen usw. Also eigentlich alles, was ich mir in einer High Fantasy von einem ausgeklügelten Magiesystem erhoffe. Trotzdem hat mir die Magie hier ausgesprochen gut gefallen; wenn sie von den Figuren angewandt wird, kann man sie jedes Mal fast schon vor sich sehen! Meine Kritikpunkte können ja immer noch vom zweiten Band aufgelöst werden.
Viel stärker fällt dagegen der doch sehr langatmigen Einstieg negativ auf. Während ich zwar durchaus finde, dass er sich gerade in Bezug auf das Worldbuilding ausgezahlt hat, braucht ASOWAR doch eine ganze Weile, bis es fesselt.
Denn wie es für einen Auftakt typisch ist, wird in der ersten Hälfte sehr viel Energie darauf verwendet, den Weltenbau zu umreißen, in das Magiesystem einzuführen und die Figuren vorzustellen. Als großer Fan auch von langsamer High Fantasy hat mir das Lesen auch hier viel Spaß gemacht, was vor allem an dem Weltenbau gelegen hat, dazu später mehr. Dennoch habe auch ich mich irgendwann gefragt, wann es endlich losgeht; das Pacing ist der Autorin hier nicht ganz so gut gelungen. Ich glaube, es hätte dem Buch besser bekommen, wenn sie nicht alle schnellen Szenen, in denen sich die Handlung überschlägt, und alle Twists in das letzte Drittel verlegt, sondern auch in den ersten zwei Dritteln ein paar kleinere Konflikte mehr in die Story integriert hätte. Das hätte sie nicht vom Aufbau abgelenkt, aber es hätte der Geschichte etwas mehr Spannung verliehen. So konzentriert sich die Sogwirkung von ASOWAR auf die letzten 200 Seiten, und im Mittelteil braucht man dagegen ein wenig Durchhaltevermögen.
Das zahlt sich insgesamt aber auch aus, denn vor allem das Worldbuilding ist, wie bereits angedeutet, grandios! Die Welt von ASOWAR ist an afrikanische Kulturen angelehnt, was im großen Pool einander sehr ähnlicher Fantasyadaptionen europäischer oder allgemein westlicher Kulturen schon ein Pluspunkt für sich ist.
Darüber hinaus webt die Autorin aber eine spannende, magische Welt mit ihren eigenen Regeln, Kulturen, einer weit in die Vergangenheit reichenden Geschichte, einer Politik geprägt von Ungerechtigkeiten, Unterdrückung und Rassismus, die hochkomplex ist, in der man sich auf Anhieb verliert und von der man unbedingt mehr erfahren muss!
Erst viel später ist mir dabei die Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit aufgefallen, mit der Brown ihre Welt schafft und den Leser dahin entführt. Das geschieht so schleichend, dass ich es beim Lesen gar nicht gemerkt habe, und genau das ist für mich ein Zeichen eines hervorragenden Schreibstils!
Eine große Stärke des Buches ist also, dass man der Autorin alles ohne zu hinterfragen abkauft und sich in ihrer Welt verliert. Das hilft dann letztlich auch über den langen Einstieg hinweg und ist Grund dafür, weshalb ich dem Buch am Ende auch nicht mehr als nur einen Punkt abziehen kann.
Die zweite große Stärke von ASOWAR ist die mental health rep.
Beide der Protagonisten haben mit Problemen zu kämpfen: Karina leidet seit dem Tod ihrer Familie unter Migräneanfällen, sie hat Schwierigkeiten, sich im Anschluss anzupassen und muss sich noch dazu dem Druck stellen, Thronfolgerin von Sonande zu sein.
Malik leidet unter Angststörungen, social anxiety und Panikattacken. Die Art, wie die Autorin die Probleme beider Figuren darstellt, ist in meinen Augen sehr authentisch. Sie zeigt sehr gut auf, welche Situationen für die beiden schwierig sind, wie sie damit umgehen und welche Auswirkungen es auf ihren Alltag hat.
Karina und Malik sind darüber hinaus beide auf ihre Art sympathisch; Karina hat einen sehr lauten, fordernden Charakter, der auch darauf zurückzuführen ist, dass sie die Prinzessin ist. Demgegenüber ist Malik eher vorsichtiger und stiller, was natürlich auch mit seiner social anxiety und damit zusammenhängt, was er als Kind erlebt hat.
Beide schaffen es, sich auf ihre Art ihren jeweiligen Ängsten zu stellen und über sich hinauszuwachsen, ohne den Bezug zu sich selbst zu verlieren.
„‚Du bist nicht körperlich stark, nein. Niemand wird je Lieder über deine athletischen Fähigkeiten singen. Aber du bist gütig, Malik Hilali. Unterschätze nicht die Stärke, die man dafür braucht, in einer so grausamen Welt wie der unseren freundlich zu sein.‘“ (S. 451)
Darüber hinaus hat mir an den beiden Protagonisten vor allem sehr gut gefallen, wie die Autorin hier mit Gegensätzen gespielt hat, nicht nur in Bezug auf ihren Charakter, sondern auch bezüglich ihrer sozialen Herkunft, ihres Schicksals und der Geschichte ihrer Familien. Das ist nicht nur außerordentlich raffiniert, sondern gibt der Handlung an sich auch ein starkes Fundament.
Fazit:
„A Song of Wraiths and Ruin“ ist ein solider Auftakt, der mich vor allem im letzten Drittel fesseln konnte.
Der Anfang zieht sich etwas, einige Fragen blieben unbeantwortet – insbesondere in Bezug auf das Magiesystem erhoffe ich mir im Folgeband einfach mehr! – und die großen Twists waren fast alle vorhersehbar, daher gibts einen Stern Abzug. Ansonsten kann „A Song of Wraiths and Ruin“ vor allem mit einem tollen Worldbuilding, vielschichtigen Figuren und einer mitreißenden Idee überzeugen! Ich freue mich sehr auf die Fortsetzung von Karinas und Maliks Geschichte.
4/5 Lesehasen.