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inkl. MwSt
- Verlag: Michael Imhof Verlag
- Themenbereich: Kunst - Architektur
- Genre: keine Angabe / keine Angabe
- Seitenzahl: 368
- Ersterscheinung: 31.08.2023
- ISBN: 9783731911234
Der Schweriner Dom und König Ludwig IX. von Frankreich
Zum Transfer der Hochgotik in den Ostseeraum
Eine der ältesten, immer noch offenen Fragen zur Backsteingotik heißt: Wann, warum und auf welchen Wegen kamen die hochgotischen Formen aus Frankreich (bzw. einer west-mitteleuropäischen Zwischenstation) in den Ostseeraum, und an welchem backsteingotischen Kirchenbau erscheinen sie hier zum ersten Mal? Anhand bislang unbekannter oder kaum erschlossener Schriftquellen kann Rudolf Conrades belegen, dass der gotische Schweriner Dombau weit früher begonnen wurde, als meistens angenommen, nämlich um 1265. Schon im Jahr 1274 hatte man in der Scheitelkapelle des Chorumgangs einen Altar errichtet. Die analoge Scheitelkapelle von St. Marien in Lübeck war erst im Jahr 1291 fertiggestellt: 17 Jahre nach dem Schweriner Pendant.
Weiterhin belegt Conrades, dass Bischof Rudolf I. von Schwerin im Jahr 1262 in Paris von König Ludwig IX., dem Heiligen, einen Dorn aus der Dornenkrone Christi als Geschenk für den Schweriner Dom bekam, als er sich gemeinsam mit dem Königspaar von England fast zwei Monate lang in der Pariser Abtei Saint-Germain-des-Prés als Gast aufhielt. Ebendort fand am 6. Oktober 1262 in Gegenwart der Königspaare von Frankreich, England und Navarra die Hochzeit einer Nichte des englischen Königs mit dem Braunschweiger Herzog Albrecht I. statt, bei der Bischof Rudolf von Schwerin den abwesenden, mit ihm befreundeten Herzog vertrat.
Zwischen Ludwig dem Heiligen und dem Bischof muss es während des langen Parisbesuchs zu recht engen Kontakten gekommen sein, denn der französische König übertrug nur an Empfänger, die ihm persönlich und/oder politisch besonders wichtig waren, einen Dorn aus der Dornenkrone, für deren Verehrung er eigens die Sainte-Chapelle hatte erbauen lassen.
Aus der Sainte-Chapelle stammte nicht nur die Schweriner Dornenreliquie, von dort stammten auch bestimmte Bauformen, die sich am Schweriner Dom wiederfinden lassen. Auch andere Pariser Kirchenbauten haben diesen Dombau beeinflusst, so die Kathedrale Notre-Dame, die während der Französischen Revolution abgerissene Franziskaner-Klosterkirche Marie-Madeleine und nicht zuletzt die Abteikirche von Saint-Denis. Deren Einfluss zeigt sich besonders in der Gestaltung des Schweriner Querhauses – neben dem Kölner Dom der einzige dreischiffige Querhausbau an einer deutschen Kathedrale. Warum Saint-Denis? Dort waren die karolingischen Vorfahren Ludwigs des Heiligen bestattet, die zugleich auch die Vorfahren Heinrichs des Löwen waren – des in Schwerin hoch verehrten Domgründers. Im letzten Kapitel des Buches setzt sich der Autor in ausführlichen Quellenuntersuchungen mit der Datierung einiger „Schwesterkirchen“ des Schweriner Domes auseinander. Dies führt für den Dom und für St. Marien in Lübeck und für St. Nikolai in Stralsund zu der Erkenntnis, dass diese drei Bauten später begonnen wurden, als man zurzeit mehrheitlich annimmt – St. Marien und St. Nikolai sogar sehr viel später.
Weiterhin belegt Conrades, dass Bischof Rudolf I. von Schwerin im Jahr 1262 in Paris von König Ludwig IX., dem Heiligen, einen Dorn aus der Dornenkrone Christi als Geschenk für den Schweriner Dom bekam, als er sich gemeinsam mit dem Königspaar von England fast zwei Monate lang in der Pariser Abtei Saint-Germain-des-Prés als Gast aufhielt. Ebendort fand am 6. Oktober 1262 in Gegenwart der Königspaare von Frankreich, England und Navarra die Hochzeit einer Nichte des englischen Königs mit dem Braunschweiger Herzog Albrecht I. statt, bei der Bischof Rudolf von Schwerin den abwesenden, mit ihm befreundeten Herzog vertrat.
Zwischen Ludwig dem Heiligen und dem Bischof muss es während des langen Parisbesuchs zu recht engen Kontakten gekommen sein, denn der französische König übertrug nur an Empfänger, die ihm persönlich und/oder politisch besonders wichtig waren, einen Dorn aus der Dornenkrone, für deren Verehrung er eigens die Sainte-Chapelle hatte erbauen lassen.
Aus der Sainte-Chapelle stammte nicht nur die Schweriner Dornenreliquie, von dort stammten auch bestimmte Bauformen, die sich am Schweriner Dom wiederfinden lassen. Auch andere Pariser Kirchenbauten haben diesen Dombau beeinflusst, so die Kathedrale Notre-Dame, die während der Französischen Revolution abgerissene Franziskaner-Klosterkirche Marie-Madeleine und nicht zuletzt die Abteikirche von Saint-Denis. Deren Einfluss zeigt sich besonders in der Gestaltung des Schweriner Querhauses – neben dem Kölner Dom der einzige dreischiffige Querhausbau an einer deutschen Kathedrale. Warum Saint-Denis? Dort waren die karolingischen Vorfahren Ludwigs des Heiligen bestattet, die zugleich auch die Vorfahren Heinrichs des Löwen waren – des in Schwerin hoch verehrten Domgründers. Im letzten Kapitel des Buches setzt sich der Autor in ausführlichen Quellenuntersuchungen mit der Datierung einiger „Schwesterkirchen“ des Schweriner Domes auseinander. Dies führt für den Dom und für St. Marien in Lübeck und für St. Nikolai in Stralsund zu der Erkenntnis, dass diese drei Bauten später begonnen wurden, als man zurzeit mehrheitlich annimmt – St. Marien und St. Nikolai sogar sehr viel später.
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