Cover-Bild Bescheidenheit ist eine Zier
7,99
inkl. MwSt
  • Verlag: epubli
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: allgemein und literarisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 132
  • Ersterscheinung: 09.03.2021
  • ISBN: 9783753173245
Rudolf Friedrich

Bescheidenheit ist eine Zier

Was alles passiert
Neben der Küche gab es noch zwei Räume.
Oberhalb unserer Wohnstube befand sich unsere Schlafkammer.
Im oberen Stock hatten wir noch ein Schlafzimmer unter dem Dach.
Darin standen die beiden Ehebetten unserer Eltern.
In dem Bett vor dem Fenster schliefen mein Zwillingsbruder Bernhard und ich.
Das Bett davor gehörte meiner Oma Maria.
Unsere Oma stammt aus dem Anwesen in Augsfeld Nr.66
Früher wurden selbst in Großstädten die Häuser einfach durchnummeriert.
In Köln gab es die Hausnummer 4711. Deswegen heute noch Parfüm 4711.
Ja unsere Schlafkammer.
Da haben wir etwa zehn Jahre in unserer Kindheit geschlafen.
Sobald es dunkel wurde mussten wir ins Bett. Im Winter mit einer Wärmflasche aus Blech.
Wenn es draußen klirrend kalt war, bildeten sich auf den kleinen Fensterscheiben Eisblumen.
Sobald es in der Frühe auf sechs Uhr zuging roch es aus der Küche angenehm nach frisch gebrühtem Kaffee. Manchmal hörte ich auch die Geräusche der Kaffeemühle.
Die hölzerne Kaffeemühle brachte meine Oma aus Nürnberg mit.
Vor ihrer Heirat mit Georg Niklaus aus Buch bei Obertheres lebte meine Oma in Nürnberg.
Sie sollte sogar den Kolonialwarenladen ihres Onkels bekommen. Das verwandte Ehepaar aus Nürnberg war nämlich kinderlos.
Aber die Brüder und ihr Vater schickten immer wieder per Post Hilferufe nach Nürnberg: „Marie komm wieder heim nach Augsfeld, wir kommen ohne dich nicht zurecht“.
Also kehrte meine Großmutter wieder auf Land in ihr Bauerndorf Augsfeld zurück.
Heute komme ich mindestens einmal in der Woche beruflich nach Nürnberg und denke manchmal an meine Oma, wie sie vor dem 2. Weltkrieg in dieser Frankenmetropole wohl gelebt haben könnte.
Ja, in unserer Schlafkammer erzählte uns Oma alle Märchen und tröstete uns bei unseren Kinderkrankheiten.
Jeden Sonntag mussten wir Kinder in den Gottesdienst gehen.
Unsere Oma Maria weckte uns beim ersten Glockenläuten auf.
Am Sonntag gab es zum Frühstück Malzkaffee und Gesundheitskuchen.

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