Esperanza – das bedeutet „Hoffnung“
Die hübsche selbstbewusste Esperanza Estrada entstammt sehr armen Verhältnissen. Sie wuchs am Stadtrand von Holliston in den Slums auf. Ihr unzuverlässiger und streitsüchtiger Vater ist Trinker und nur sporadisch zuhause, es obliegt der Mutter und den ältesten ihrer elf Kinder, die Familie zu ernähren. Esperanza trägt ihren Teil zum Familieneinkommen bei, indem sie in der örtlichen Konservenfabrik arbeitet. Sie ergreift die einmalige Gelegenheit, bei einem Professor der örtlichen Schulakademie im Haushalt zu arbeiten und ihr sehnlichster Wunsch nach Bildung scheint durch diesen Mann für das intelligente und wissbegierige junge Mädchen, das Bücher über alles liebt, ebenfalls in Erfüllung zu gehen. Als sie dem Schwarm ihrer Kindheit Warren Brentwood auf der Straße begegnet und erfährt, dass dieser nach seiner Ausbildung auf einem teuren Privatcollege nach Hause zurück gekehrt ist, scheint Esperanzas Glück perfekt. Warren ist von seiner ehemaligen Schulkollegin ebenfalls sehr eingenommen und stimmt sofort zu, als der örtliche Pastor ihn um den Gefallen bittet, gemeinsam mit Esperanza ein Projekt zu starten. Die beiden jungen Menschen fühlen sich zueinander hingezogen, doch die Tatsache, dass sie in völlig unterschiedlichen gesellschaftlichen Kreisen verkehren, wird zu einem immer größeren Problem. Ein plötzlich auftauchendes Gerücht über Esperanza wirft einen zusätzlichen Schatten über deren Glück – die beiden müssen nicht nur gegen die Vorurteile, sondern auch gegen ihre eigenen inneren Zweifel ankämpfen…
Mit „Esperanzas Weg“ hat Ruth Axtell einen eindrucksvollen Roman über die schier unüberwindlichen Hindernisse und gesellschaftlichen Schranken eines jungen Paares gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts geschrieben. Die Standesdünkel der höheren Gesellschaft und deren Arroganz und Gleichgültigkeit der armen Bevölkerungsschicht gegenüber wurden in diesem Buch sehr gut zum Ausdruck gebracht. Rassendiskriminierung, sexuelle Belästigung und die Machtlosigkeit der betroffenen Frauen sind ebenfalls Themen dieses Buches.
Die Autorin stellt ihren beiden gut ausgearbeiteten und überzeugenden Protagonisten Esperanza und Warren etliche Nebenfiguren zur Seite. Die Sehnsucht nach Bildung und der Wunsch, dem Leben in Armut und Ausgrenzung zu entgehen, spielen für Esperanza eine sehr wichtige Rolle. Ruth Axtell beschreibt die Hoffnungen und Sehnsüchte dieses jungen Mädchens auf sehr einnehmende Art und Weise, wodurch mir ihre Protagonistin im Verlauf dieses Romans regelrecht ans Herz gewachsen ist. Auch die innere Zerrissenheit Warrens, der im Grunde alles hat, was ein junger Mann sich wünschen kann und dennoch nicht glücklich ist, wird dem Leser überzeugend vermittelt. Warrens Weg ist von Geburt an vorgezeichnet, er folgte unbeirrbar den Wünschen seines Vaters und entsprach stets den Erwartungen seiner Familie.
Dem christlichen Glauben wird in diesem Buch viel Raum gegeben, er hat besonders für Warren Brentwood und Esperanza einen hohen Stellenwert. Die beiden in diesem Buch als wichtige Nebenfiguren auftretenden Pastoren empfand ich als ausgezeichnete Ratgeber und Mentoren, welche die christliche Botschaft sowohl durch ihr Reden, als auch durch ihr Handeln sehr überzeugend vermittelten. Hinsichtlich Warrens schüchterner Schwester Annalise hätte ich mir zudem gewünscht, ein wenig mehr über sie zu erfahren.
FAZIT: Dieser gefühlsbetonte und ohne Abenteuer oder Spannung ruhig dahin plätschernde Roman stellte für mich ein sehr schönes Lese-Erlebnis dar. Abgesehen von der Tatsache, dass die Autorin den wunderschönen Namen Esperanza permanent durch „Espy“ ersetzte, was mich bis zum Ende des Buches sogar schon massiv störte, hat mir „Esperanzas Weg“ sehr gut gefallen. Ich kann es Leserinnen mit einem Faible für Romantik, historische Romane und der Vermittlung einer christlichen Botschaft wirklich ans Herz legen.