Ein lesenswerter und unterhaltsamer Kriminalroman mit ländlichem Charme
Bereits in den Krimis von Agatha Christie gab es einen Mord im Pfarrhaus. Nun hat auch Ruth Rendell ein derart schändliches Verbrechen in den Mittelpunkt ihrer Romane mit Inspector Wexford gestellt und ...
Bereits in den Krimis von Agatha Christie gab es einen Mord im Pfarrhaus. Nun hat auch Ruth Rendell ein derart schändliches Verbrechen in den Mittelpunkt ihrer Romane mit Inspector Wexford gestellt und eine Geistliche ermorden lassen. Eine Vikarin, die in der englischen Kleinstadt Kingsmarkham zu Hause ist und deren Art zu predigen vielen der konservativen Bewohner nicht gefällt. So war die alleinerziehende Sarah Hussein aufgrund ihrer modernen Auffassung und der halbindischen Abstammung bei einer Reihe der Gläubigen nicht beliebt, während gleichzeitig ein brisantes Geheimnis aus der Vergangenheit eine große Rolle bei der Suche nach ihrem Mörder spielt.
"Die Tote im Pfarrhaus" ist der 25. Fall für Inspector Wexford, der seit Kurzem im Ruhestand weilt, sich aber ungemein freut, als ihn DSI Mike Burden mit zum Tatort nimmt. Dadurch kann er wenigstens für eine gewisse Zeit dem penetranten Geschwätz der Putzfrau entgehen, während er gleichzeitig seine Langeweile in den Griff bekommt. Eine wahrhaft zufriedenstellende Situation, die Wexford überaus genießt, vor allem weil er seinem Hang zum Lösen kniffliger Rätsel nachgehen kann, ohne unter Erfolgsdruck zu stehen. Doch ganz so einfach, wie zunächst gedacht, gestalten sich die Ermittlungen nicht. Denn zum einen ist der ehemalige Inspector nicht mehr durch eine Polizeimarke legitimiert, zum anderen muss er viele Befragungen anstellen, um dem Motiv des Verbrechens und dem Täter auf den Grund zu kommen.
Die Handlung selbst verläuft gemächlich, ist aber mit gut gezeichneten Figuren und zwischenmenschlichen Beziehungen angereichert, sodass ein nicht zu unterschätzender Unterhaltungswert entsteht. Beliebte Nebenfiguren wie Michael Burden, Ehefrau Dora und der Rest der Familie treten wie gewohnt in Erscheinung, nehmen aber nur eine geringe Bedeutung ein. Dafür wird den Nachforschungen von Wexford viel Aufmerksamkeit geschenkt und mit ihr dem immer wieder zutage tretenden kriminellen Geschehen. Und obwohl der zu lösende Fall lange Zeit unspektakulär verläuft und durch ein weiteres Verbrechen sogar kurzzeitig in den Hintergrund tritt, überzeugt er mit einer angenehmen Undurchsichtigkeit und mit überraschenden Wendungen sowie einer Auflösung, die rundum logisch ist.
Fazit:
Ein lesenswerter und unterhaltsamer Kriminalroman für alle, die dem ländlichen Charme englischer Kleinstädte und ihrer Bewohner nicht widerstehen können und rätselhafte Mordermittlungen lieben.