Hacklstecka, Schmaidosn und Harpfe – Zutaten für einen guten Krimi
Bei Sabine Vöhringers Münchenkrimi „Das Ludwig Thoma Komplott“ handelt es sich um den zweiten Band aus der Tom Perlinger-Reihe. Das Buch ist im September 2018 beim Gmeiner-Verlag erschienen und umfasst ...
Bei Sabine Vöhringers Münchenkrimi „Das Ludwig Thoma Komplott“ handelt es sich um den zweiten Band aus der Tom Perlinger-Reihe. Das Buch ist im September 2018 beim Gmeiner-Verlag erschienen und umfasst 342 Seiten.
Um ihren Verlag aus den roten Zahlen zu führen, spielt Julia Frey mit dem Gedanken, ein aus dem Nachlass ihres Vaters stammendes, bisher unveröffentlichtes Ludwig Thoma-Manuskript herauszugeben. Darin stößt sie auf Hinweise auf eine nie geklärte Serie an Prostituiertenmorden aus den 60ern. In ihrer Not bittet sie ihren Freund Tom Perlinger, Beamter bei der Kripo, um Hilfe. Doch bevor es zu einem Treffen kommt, wird Julia auf offener Straße niedergeschossen. Perlinger und sein Team nehmen die Ermittlungen auf, die sie weit in die Münchener Vergangenheit zurückführen.
In dem einleitenden Prolog schildert die Autorin, wie Claas, Perlingers ehemaliger Kollege, einen Anschlag auf diesen zu verüben versucht. Nach einem Zeitsprung in die Gegenwart treten weitere Sachverhalte zu Tage. Anschlag, Ludwig Thoma, lange zurückliegende Prostituiertenmorde, Immobiliengeschäfte, Russenmafia – wie passt das alles zusammen? Das fragen sich Leser und Ermittler über lange Strecken dieses Romans. Und je weiter der Leser im Lesen voranschreitet, desto verwirrender scheinen die einzelnen Handlungsstränge zu werden, was einerseits für einen sich stetig aufbauenden Spannungsbogen sorgt, andererseits zum immerwährenden Miträtseln veranlasst und von Zeit zu Zeit in die Irre führt. Während man noch daran zweifelt, dass die einzelnen Fäden am Ende zusammengeführt werden können, gelingt es Sabine Vöhringer mit einem fulminanten Ende, diese miteinander zu verweben, sodass der Roman schließlich ein Rundes, Ganzes ergibt. Der Epilog am Ende lässt auf eine Fortsetzung der Perlinger-Reihe hoffen.
Die doch recht große Zahl an Protagonisten erscheint zu Beginn recht unübersichtlich und es dauert eine Zeitlang, bis sich der Leser hier zurechtfindet. Deshalb wäre es gut gewesen, dem Krimi eine Liste mit den wichtigsten Charakteren voranzustellen, um die Orientierung zu erleichtern. Positiv sei hervorgehoben, dass die Handelnden sehr detailliert beschrieben werden, weshalb man sie förmlich vor Augen hat.
Wie es sich für einen Lokalkrimi gehört, erhält der Leser eine quasi kostenlose Stadtführung durch die bayerische Landeshauptstadt, werden doch alle für diesen Krimi wichtigen Orte plastisch geschildert. Ferner erfährt man viel Wissenswertes über die Münchener Geschichte sowie, vor allem, über den Schriftsteller Ludwig Thoma. Insbesondere zur Auseinandersetzung mit seiner Satire „Ein Münchener im Himmel“, die in diesem Krimi eine wichtige Rolle spielt, motiviert diese Lektüre.
Vöhringer Sprache ist flüssig zu lesen, aber auch auf ein gewisses Maß an sprachlichem Lokalkolorit verzichtet die Verfasserin nicht, wenn ein Protagonist sich doch einmal im Münchener Dialekt äußert. Perspektivwechsel werden sinnvoll eingesetzt, um die Spannung aufrechtzuerhalten, und vor allem der Kripobeamte Mayrhofer sorgt zudem das ein oder andere Mal für ein Auflachen in diesem Roman.
Das Cover zeigt ein herrschaftliches Gebäude aus der Münchener Altstadt im Abendlicht und fügt sich somit stilvoll in das Gesamtkonzept dieses Romans ein.
Insgesamt liefert Sabine Vöhringer mit dem Ludwig Thoma-Komplott einen spannenden und unterhaltsamen Kriminalroman, mit Hilfe dessen der Leser im Nebenbei zahlreiche Einsichten in die Münchener Geschichte(n) und ein paar kurzweilige Lesestunden erhält. Dieses war der erste ihrer Romane, den ich gelesen habe, aber bestimmt nicht der letzte. Von mir gibt es für dieses Buch eine klare Leseempfehlung.