Schön, aber...
Wanda, Ende zwanzig, ist unheilbar an Krebs erkrankt und lebt bereits im Hospiz. Nach außen tut sie taff, degradiert das Pflegepersonal zu Statisten und lenkt andere Patienten von trüben Gedanken und Gefühlen ...
Wanda, Ende zwanzig, ist unheilbar an Krebs erkrankt und lebt bereits im Hospiz. Nach außen tut sie taff, degradiert das Pflegepersonal zu Statisten und lenkt andere Patienten von trüben Gedanken und Gefühlen ab. Innerlich scheint sie ihr Schicksal hingegen schon zu bewegen. Weshalb sonst würde sie mit dem Ghostwriter Sven ihre Geschichte mit einem Happy End neu schreiben? Gerade aber, wenn sie ihr Buchprojekt im Gespräch mit anderen in den Vordergrund rückt oder Angehörige nicht mit dem Sterbenden allein lassen kann, vermisse ich bei ihr jedoch ein gewisses Feingefühl.
In der Gestaltung der Alterskonstellation Wanda/Sven ist der Autorin in der von mir gelesenen Fassung ein Schnitzer unterlaufen, was verwirrend war und das Knistern zwischen ihnen auch unglaubwürdig gemacht hat. Nach Rückfrage bei der Autorin hat sie es für die Zukunft angepasst. Unabhängig davon fand ich die Romanze dennoch erzwungen mit einem Drift ins Kitschige. Das Buch hätte sie nicht gebraucht und ihr beider Verhältnis ebenso offen lassen können wie das sonstige Ende.
Dieses fand ich allerdings nicht so gelungen, da sich die Ereignisse dann überschlagen, während sich der Großteil des Buches in gemächlichem Tempo abspielt. So wird bspw. die eingewobene Krimikomponente voller Action noch an einem Sterbebett aufgelöst. Musste das wirklich sein? Aber auch Wandas Entwicklung finde ich äußerst überraschend nach ihrem ganzen vorherigen Verlauf.
In diesem Buch hat sich die Autorin einem nicht ganz leichten Thema angenommen, denn Sterben und Tod wird meist tabuisiert. Durch ihre Schilderungen, die zum Großteil berühren und nachdenklich machen, werden (zwangsläufig) selbst erlittene Verluste wieder hochgeholt und man wird traurig. Wie es denjenigen beim Lesen geht, die noch keine nahen Menschen verloren haben, kann ich hingegen nicht einschätzen.
Dennoch muss ich aufgrund der o. a. Punkte leider Sterne abziehen.