Eine literarische Perle!
„Delilah“ ist eine Perle voller Überraschung, Tiefgründigkeit, Metaphorik und Poesie.
Schon rein äußerlich ist dieses schmale Bändchen mit den rotbackigen Äpfeln, dem Symbol der Verführung, eine Pracht. ...
„Delilah“ ist eine Perle voller Überraschung, Tiefgründigkeit, Metaphorik und Poesie.
Schon rein äußerlich ist dieses schmale Bändchen mit den rotbackigen Äpfeln, dem Symbol der Verführung, eine Pracht.
Penelope sitzt in ihrem Jugendzimmer und erinnert sich an ihr letztes Schuljahr im Gymnasium.
Ein Jahr, das von der Freundschaft mit Delilah, einem 6-köpfigen „Freundschaftsgespinst“ und der ersten Liebe geprägt wurde.
Zu Beginn treffen wir auf zwei sehr gegensätzliche jugendliche Freundinnen im Abschlussjahr des Gymnasiums:
Die neue Mitschülerin Delilah und die Ich-Erzählerin Penelope.
Delilah ist ein unabhängiger, unbeschwerter und selbstbewusster Anführertyp und Penelope ist ein wohl behütetes, schüchternes und selbstunsicheres Mädchen, das sich als langweilig empfindet, Schutz sucht und sich gern anlehnt.
Die beiden schlendern durch den Vorort und pausierten auf einem Findling neben dem Fluss.
Und hier, auf dem Findling am Fluss, erzählt Delilah ihrer Freundin, die von ihr manchmal „kleines Entlein“ (S. 10) genannt wird, die Geschichte ihres Namens.
Im weiteren Verlauf der Geschichte erinnert sich Penelope an die Zeit mit der charismatischen, unabhängigen und schönen Delilah.
Wir lesen vom ersten Schultag im letzten Schuljahr auf dem Gymnasium.
Bereits in den ersten Augenblicken entstand ein besonderes Band zwischen den beiden Mädchen.
Wir erfahren vom ersten Ausflug mit Delilah, die die Fähigkeit hat, die Einzelgänger und Außenseiter der Klasse zu eine Gruppe zu vereinen und Freundschaften zu stiften.
Freundschaften zwischen Jan, Penelope, Tanja, Markus und Delilah selbst als imposantes Zentrum.
Wir lesen vom gemeinsamen Äpfelpflücken im Garten von Penelopes Eltern und von einer Mathematikstunde, in der der Lehrer eine Mitschülerin aufs Übelste beleidigt und erniedrigt.
Delilah kümmert sich nur um die reifen und schönen Äpfel und
Delilah verteidigt die gedemütigte Mitschülerin.
Eines Tages stößt Jonas, ein Freund von Jan, zu der Gruppe um Delilah. Als er eine Skizze von ihr anfertigen will, gerät sie in Rage und preist stattdessen Penelope als Modell an.
Penelope wird mehr als Jonas‘ Modell.
Von da an vollziehen sich Veränderungen im Kreis der sechs Freunde und v. a. mit Delilah:
„Mit jedem Tag wuchsen wir stärker zusammen, doch Delilah entfernte sich.“ (S. 46).
Die Geschichte umspannt ein Jahr, das mit einer Begegnung beginnt, die befreiend wirkt und allerlei Entwicklungen und Veränderungen in Gang setzt.
…und am Ende steht die schmerzliche Ambivalenz.
Dieses Werk zu lesen lohnt sich.
Die poetische Sprache mit ihren anschaulichen und eindrücklichen Bildern und Metaphern lädt dazu ein, sich hineinfallen zu lassen und zu genießen.
Die Geschichte selbst animiert zum Nachdenken.
Ganz von selbst und ausgelöst durch die nachvollziehbare Darstellung komplexer Gefühlswelten, kristallisieren sich Gedanken heraus, die sich auf das eigene Leben beziehen.
Es geht dabei vor allem um Fragen rund um Freiheit und Sicherheit sowie Abhängigkeit und Unabhängigkeit.
Die 1983 geborene Sandra Weihs verwöhnt den Leser mit präzisen, glaubhaften und tiefgründigen Charakterzeichnungen.
Die Proragonisten der Geschichte erwachen in all ihrer Vielschichtigkeit zum Leben.
Sie sind individuell und haben Ecken und Kanten, auch wenn sie im Großen und Ganzen Repräsentanten von Charakteren darstellen.
„Delilah“ bekommt einen dauerhaften Platz in meinem Bücherregal.
Es ist ein Büchlein, zu dem ich gern ein zweites Mal greifen werde.