Familiengeschichten-Politthriller
Sarah Höflich betrachtet die politsche Situation im Deutschland 2023 anhand des Schicksals einer Familie. Felix von Altdorff ist Kanzlerkandidat
der rechtskonservativen Partei BürgerUnion. Er bittet seine ...
Sarah Höflich betrachtet die politsche Situation im Deutschland 2023 anhand des Schicksals einer Familie. Felix von Altdorff ist Kanzlerkandidat
der rechtskonservativen Partei BürgerUnion. Er bittet seine Schwägerin Hanna Ahrens, die sich eher politisch links verortet, um Hilfe beim Wahlkampf. Hanna, die nach dem Tod ihrer Großmutter gerade nicht so recht weiß, was sie mit ihrem Leben anfangen soll, stimmt zu, bekommt aber immer stärkere Gewissensbisse je klarer wird, dass der extremistische Teil von Felix Partei immer mehr Einfluss gewinnt.
Die Autorin spannt einen weiten Bogen von den Kriegserlebnissen der Großmutter bis zu der politisch sehr aufgeladenen Stimmung in naher Zukunft. Dabei liegt der Fokus auf der Familiengeschichte und den Personen und ihrem Schicksal. Die politischen Geschehnisse der Gegenwart (Kanzlerschaft Merkel, Corona-Krise, militärische Konflikte) werden ignoriert oder in Nebensätzen abgehandelt. Das ist verständlich, denn ein Buch, dass über einen langen Zeitraum geschrieben wird, wird gezwungenermaßen von der Realität überholt, sorgt jedoch für einen merkwürdig luftleeren Raum, in dem die Gegenwart des Buches spielt. Hintergründe bestimmter Ereignisse werden völlig ausgeblendet, ebenso Reaktionen anderer Staaten auf deutsche Politik. Gesetze werden, völlig untypisch für Deutschland (außerhalb von Notstandgesetzen, die hier aber nicht erwähnt werden) in wenigen Tagen beschlossen und umgesetzt. Besonders das Ende hat mich hier nicht zufrieden gestellt. Es gibt krasse Einschnitte und sehr unklare Entwicklungen, aber da nur auf die Familiengeschichte fokussiert wird, werden die Probleme nur im Kleinen aufgelöst und große Zusammenhänge werden nicht behandelt. Das fand ich etwas schade, so verliert die Geschichte nach dem guten Spannungsaufbau zum Ende hin an Kraft.
Alle sind irgendwie miteinander befreundet und verwandt und haben Berufe, die rechtfertigen, dass man immer wieder zufällig zusammentrifft. In der Familie und deren Bekanntenkreis gibt es einen offen homosexuellen Anwalt, einen homosexuellen Werber, der mit einem von der Fremdenfeindlichkeit betroffenen Iraner zusammen ist und eher zufällig in linksextreme Kreise gerät, einen Arzt, der zufällig immer zur Stelle ist, ambitionierte rechts-militaristisch eingestellte Konservative, Verlierertypen, die in der soldatischen Ausbidung endlich wieder Selbstvertrauen entwickeln...
Das ist schon ein bissschen konstruiert. Spannend und lesenswert fand ich es dennoch. Eine Art Familiengeschichten-Politthriller. 3,5 Punkte von mir und eine Leseempfehlung als Unterhaltungsroman mit etwas Potential zum Nachdenken.