Cover-Bild Der Krieg im Garten des Königs der Toten
19,99
inkl. MwSt
  • Verlag: DuMont Buchverlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 272
  • Ersterscheinung: 15.02.2016
  • ISBN: 9783832198275
Sascha Macht

Der Krieg im Garten des Königs der Toten

Roman
Ausgezeichnet mit dem Silberschweinpreis 2016

Was tun, wenn man siebzehn ist und die Eltern über Nacht spurlos verschwinden, ohne eine Nachricht zu hinterlassen? Man übernimmt selbst den Abschluss seiner Erziehung – mithilfe der miesen Horrorfilme, die man vom »schönen Hans« im Dorfladen geschenkt bekommt. Bruno Hidalgo hat jedoch noch ganz andere Probleme. Denn er lebt nicht nur in einem Provinznest, sondern auf einem riesenhaften Eiland, das infolge von Atomtests aus dem Ozean aufgestiegen ist. Die glanzvollen Gründerjahre sind vorbei, nun liegt die Inselgesellschaft am Boden. Rebellen marodieren, ausländische NGOs versuchen, die Bewohner mit dem Nötigsten zu versorgen, Antilopen weiden in der Savanne zwischen den Müllbergen einer zerbrochenen Utopie.

Sascha Macht schickt seinen jungen Helden auf eine Reise durch diese schillernde, kühn erträumte Welt, die doch bedrohlich nah an unserer Realität gebaut ist. Er erzählt eine Geschichte über das Erwachsenwerden, die langen Schatten der großen Ideologien und die heilsame Kraft des Horrorfilms: sprachmächtig, klug und irre witzig.

»Wie hier einer mit der Eleganz des Motorsägenspezialisten aus dem Weltgeäst wilde, wilde, anarchische Literatur entastet, wie frei hier einer in das Realistische reinsägt, in das Symbolische, in das Absurde und Fantastische, ohne dass die Kette geölt werden müsste, ohne Rückschlag und auch ohne selbst die Bodenhaftung zu verlieren – das ist grandios, das ist doch grandios!« Saša Stanišić

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Lesejury-Facts

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  • Girdin hat dieses Buch gelesen.

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein ungewöhnlicher Roman

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Bruno Hildalgo, 17 Jahre alt, lebt auf einer Insel, die sich erst vor ungefähr 70 Jahren aus dem Ozean erhoben hat. Seine Eltern gehörten einer New-Age-Gruppe an und gründeten gemeinsam mit Gleichgesinnten ...

Bruno Hildalgo, 17 Jahre alt, lebt auf einer Insel, die sich erst vor ungefähr 70 Jahren aus dem Ozean erhoben hat. Seine Eltern gehörten einer New-Age-Gruppe an und gründeten gemeinsam mit Gleichgesinnten am Ende der 1980er Jahre am Rand der großen Savanne das kleine Dorf Kajagoogoo (die 1980er Popwelt lässt grüßen) um sich den ständigen Wechseln in den politischen Machtverhältnissen zu entziehen. Vor mehr als einem Jahr sind Brunos Eltern über Nacht verschwunden. In der Folgezeit beschäftigt er sich mit dem aktuellen Tagesgeschehen. Sein großes Hobby ist das Filmen. Ein Bekannter von ihm schenkt beziehungsweise verkauft ihm Videokassetten mit Horrorfilmen, die er anderweitig in seinem Geschäft nicht verwenden kann. So wird Bruno zum Fan des Genres. Eines Tages begegnet er einer Familie, die in die Hauptstadt der Insel zu den Republikanischen Filmfestspielen reist. Fortan wächst bei Bruno der Wunsch es ihnen gleichzutun und er macht sich mit einer Tasche voller Horrorfilme auf den Weg.

Ob er dort ankommen wird, erfährt der Leser im Buch „Der Krieg im Garten des Königs der Toten“, dem Debütroman von Sascha Macht. So bunt illustriert wie das Cover ist auch der Inhalt des Buchs. Hier sei noch verraten, dass sich auch unter dem Schutzumschlag ein dekoratives Buch verbirgt. Mit einer überbordenden Fantasie erzählt der Autor die aberwitzigsten Szenen. Der Schreibstil lässt sich durchgehend flüssig lesen. Dem Erzählstrang hinterher zu kommen, erfordert jedoch eine gewisse Aufmerksamkeit des Lesers.

Bruno erzählt seine Geschichte in der Ich-Form. Der Leser verfolgt seine jugendliche Wahrnehmung in vielen Dingen. Seine Gedanken ziehen oftmals Parallelen zu Horrorfilmen, die er gesehen hat und hin und wieder driftet er dadurch in eine Traumwelt ab. Sein Bekanntenkreis ist klein. Doch immer wieder begegnet er Personen, die ohne erkennbaren Grund plötzlich da sind, manchmal verschwinden Figuren auch einfach so. Natürlich interessiert Bruno sich dafür, wie und warum sie plötzlich in sein Umfeld geraten sind oder wieder fortgehen. Manchmal gibt es dafür vom Autor aber bewusst keine Erklärung und der Leser kann sich die Lücke nach eigener Vorstellung gestalten.

Im Roman gibt es kaum etwas, was themenmäßig nicht ausgefüllt wird. Brunos Welt ist bunt und facettenreich, von der alltäglichen Lebensweise über politische Gesinnungen hin zu Liebe und Machtspielen. Manches Mal nimmt er kein Blatt vor den Mund ohne jedoch vulgär zu wirken. Seit seine Eltern verschwunden sind hat er gelernt, für sich selbst zu sorgen. Als er sich auf seine Reise begibt, beginnt für ihn ein wichtiger Lernprozess, wem er sein Vertrauen schenken kann. Freude und Enttäuschung liegen für ihn nahe beieinander, während um ihn herum verschiedene politische Gruppierungen der Inselbewohner um ihre Vormachtstellung kämpfen.

Brunos Anliegen ist es, mit der Kunstform des Horrorfilms den Menschen Hoffnung auf eine Zukunft zu geben. Obwohl sich die Umgebung in der er aufwächst im Laufe der Zeit als unbeständig erweist und ihn eigentlich verzweifeln lassen sollte, stellt er sich seinem Schicksal mit stoischem Eigensinn und mutig entgegen.

In den ungewöhnlichen Charakteren die der Autor schafft, glaubt man so manche bekannte Persönlichkeit und seine Handlungsweise ansatzweise zu erkennen oder auch nicht. Die Gedankenwelt Brunos ist teils so bizarr, die Situationen so ungewöhnlich und verdreht, dass sie den Leser auch erheitern und amüsieren. Man muss sich hierauf einlassen können und jedem wird die Geschichte nicht gefallen. Ich habe dieses wortgewandte und bildhafte Debüt gerne gelesen und empfehle es gerne an interessierte Leser ungewöhnlicher Roman weiter.