Eine besondere Geschichte
INHALT:
Die literarische Sensation aus Japan: Eine Außenseiterin findet als Angestellte eines 24-Stunden-Supermarktes ihre wahre Bestimmung. Beeindruckend leicht und elegant entfaltet Sayaka Murata das ...
INHALT:
Die literarische Sensation aus Japan: Eine Außenseiterin findet als Angestellte eines 24-Stunden-Supermarktes ihre wahre Bestimmung. Beeindruckend leicht und elegant entfaltet Sayaka Murata das Panorama einer Gesellschaft, deren Werte und Normen unverrückbar scheinen. Ein Roman, der weit über die Grenzen Japans hinausweist.
Keiko Furukura ist anders. Gefühle sind ihr fremd, das Verhalten ihrer Mitmenschen irritiert sie meist. Um nirgendwo anzuecken, bleibt sie für sich. Als sie jedoch auf dem Rückweg von der Uni auf einen neu eröffneten Supermarkt stößt, einen sogenannten Konbini, beschließt sie, dort als Aushilfe anzufangen. Man bringt ihr den richtigen Gesichtsausdruck, das richtige Lächeln, die richtige Art zu sprechen bei. Keikos Welt schrumpft endlich auf ein für sie erträgliches Maß zusammen, sie verschmilzt geradezu mit den Gepflogenheiten des Konbini. Doch dann fängt Shiraha dort an, ein zynischer junger Mann, der sich sämtlichen Regeln widersetzt. Keikos mühsam aufgebautes Lebenssystem gerät ins Wanken. Und ehe sie sichs versieht, hat sie ebendiesen Mann in ihrer Badewanne sitzen. Tag und Nacht.
MEINUNG:
Seit Die Vegetarierin und Geständnisse bin ich Fan von asiatischer Romane, die auch von asiatischen Schriftstellern geschrieben sind. Man taucht hier immer in völlig andere Gesellschafts- und Kulturformen ab. Vieles ist mit meiner europäisch geprägten Lebensweise oft kaum nachvollziehbar, aber gerade deswegen ist die Literatursparte so vielversprechend für mich.
Keiko ist in der Tat sehr speziell. Sie schätzt Ordnung bzw. geordnete Abläufe in ihrem Leben sehr. Die Arbeit im Konbini ist da genau das richtige für sie und Keiko liebt ihre Arbeit. Hier wird der Leser gleich mit diversen Vorurteilen konfrontiert, denn in der Regel ist der Job im Konbini nur als berufliche Zwischenlösung zu sehen und nicht als Job fürs Leben, wie er es für Keiko ist. Bei uns in Deutschland ist das wohl zum Teil vergleichbar mit den Jobs in der Gastronomie, wo Fachkräfte auch das eine oder andere Mal gefragt werden, was man noch so macht, als ob es nur ein Job ist, weil man Geld braucht oder gerade nicht das Passende findet. Die Akzeptanz ist hier für Keiko sehr gering.
Ein weiteres Problem ist auch, dass sie noch immer nicht verheiratet ist in ihrem Alter und dafür immer wieder Nachfragen oder spöttische Kommentare erntet. Keiko ist wie sie ist und lässt sich davon nicht wirklich aus der Bahn werfen. Sie ist eine liebenswerte Person, die aber scheinbar nur wenig Zugang zu ihrem Gefühlsleben zu haben scheint. Vieles, was für die meisten Menschen ganz selbstverständlich ist, auch gewisse zwischenmenschliche Verhaltensweisen, bleibt ihr fremd. Dadurch kommt es auch immer wieder zu der einen oder anderen lustigen Anekdote.
Keikos so wohl geordnetes Leben wird dann durch Shiraha gestört, auch wenn das für sie zunächst so gar nicht absehbar bar. Shiraha ist ebenso, aber anders seltsam. Ich empfand Shiraha tatsächlich als Störfaktor, aber ohne ihn gäbe es auch keine wirkliche Handlung in dem Buch. Keiko und er reiben sich aneinander und auch Keikos so geliebte Arbeit im Konbini gerät in Gefahr.
FAZIT:
Es ist eine sehr kurzweilige, aber einprägsame Geschichte für alle die gerne besondere Charaktere in Außenseiterrollen und Geschichte im asiatischen bzw. japanischen Kulturraum mögen. Bei mir bekommt es seinen Platz im Regal direkt neben Die Vegetarierin.
Ich vergebe 4 von 5 Sternen.