Cover-Bild Das andere Tal
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25,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Diogenes
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 464
  • Ersterscheinung: 20.03.2024
  • ISBN: 9783257072822
Scott Alexander Howard

Das andere Tal

Anke Caroline Burger (Übersetzer)

Dieses Tal ist ein besonderer Ort. Geht man nach Osten oder Westen, stößt man auf die gleichen Häuser, Hügel, Straßen – doch alles ist zwanzig Jahre zeitversetzt. Nur in Trauerfällen dürfen die Grenzen passiert werden. Als die junge Odile in Besuchern aus der Zukunft die Eltern ihres Freundes Edme erkennt, weiß sie, dass er bald sterben wird. Was wäre, wenn Odile das ihr auferlegte Schweigen bricht? Ein bewegendes und außergewöhnliches Debüt über Freiheit und die Macht des Schicksals.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.04.2024

Wissen um das eigene Schicksal

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Das Tal, in dem die junge Odile lebt ist etwas ganz besonderes. Je nachdem in welche Richtung man sich bewegt trifft man auf das selbe Tal, die selben Menschen, allerdings immer jeweils 20 Jahre in der ...

Das Tal, in dem die junge Odile lebt ist etwas ganz besonderes. Je nachdem in welche Richtung man sich bewegt trifft man auf das selbe Tal, die selben Menschen, allerdings immer jeweils 20 Jahre in der Zukunft, oder der Vergangenheit. Der Kontakt zwischen diesen verschiedenen Welten ist streng reglementiert, nur in wenigen Ausnahmefällen ist ein Besuch gestattet. Als Odile Besucher aus der Zukunft entdeckt ist ihr klar, dass einem ihrer Freunde etwas zustoßen wird, die Eltern von Edme sind gekommen, um ihren Sohn, kurz vor dessen Tod, noch einmal zu sehen.

Als ich den Klappentext zum Buch gelesen habe, war ich sofort von der Thematik fasziniert. Dieses Gedankenspiel zum Thema zeitversetzter Existenz, vor allem der Kenntnis darüber und natürlich der Möglichkeit eines Eingreifens bietet unglaubliche Möglichkeiten für eine Geschichte. Der Autor erzählt seine Version anhand der jungen Odile und ihrer Freunde, die kurz vor dem Schulabschluss und den damit verbundenen Veränderungen stehen. Die Figuren durchleben im ersten Teil des Buches eine Art Coming of Age Geschichte, erste Liebe, Selbstfindung, die Lösung vom Elternhaus. Nur ganz am Rand werden hier die besonderen äußeren Umstände deutlich, zum Einen natürlich durch Odiles Beobachtungen und zum Anderen durch ihre Anwärterschaft auf einen Ausbildungsplatz beim Conseil, der Institution, die über die Anträge zu möglichen Besuchen zu entscheiden hat. Im zweiten Teil sind die Auswirkungen der besonderen Lebensumstände schon wesentlich deutlicher zu spüren. Odile ist mitlerweile erwachsen und ihr Leben wurde durch die Ereignisse in ihrer Jugend entscheidend beeinflusst.

Hier im zweiten Teil stellt sich nun auch immer stärker die Frage, wie anders das Leben Aller verlaufen wäre, hätte Odile damals nicht über ihre Beobachtung geschwiegen. Hätte sie mit einer Bemerkung, einer kleinen Andeutung, den Verlauf der Ereignisse verändern, den Tod ihres Freundes verhindern können? Zuerst nur ein hypothetisches Gedankenspiel an einsamen Abenden, aber als sich dieser Gedanke erst einmal festgesetzt hat, nimmt er immer mehr Raum ein und diesen Raum nimmt er nicht nur in Odiles Gedanken ein, sondern auch im Kopf des Lesers. Genau wie Hauptfigur Odile ist man ständig dabei über die Möglichkeiten zu philosophieren, über das "was wäre wenn" und natürlich über die Konsequenzen. Was, wenn ich zum Beispiel in der Vergangenheit unbeabsichtigt das Treffen meiner Eltern verhindere, oder jemanden töte, der erst viele Jahre später ein schlimmes Verbrechen begeht? Welche Konsequenzen hat das für mich und all die Personen, die von diesen Veränderungen direkt, oder indirekt betroffen sind? Ein Gedankenspiel, bei dem einem schnell der Kopf raucht und das Spannungsgrundlage für derartige Geschichten bietet.

Natürlich ist das Szenarieo nicht ganz neu, schon in H.G.Wells "Die Zeitmaschine" wird der Leser mit dem sogenannten Zeitreiseparadox konfrontiert, das sich in ähnlicher Form hier im Buch wiederfindet. Auch andere Parallelen kommen dem Leser in den Sinn. Die fast etwas totalitäre Welt im Tal weckten in mir Assoziationen zu Büchern wie "Der Report der Magd", oder auch in einigen Aspekten zu "1984", die engen Strukturen zur Berufsfindung der Jugendlichen erinnern etwas an "Die Bestimmung" und als Kind der DDR muss ich bei der Arbeitsweise des Conseils und den Zuständen an der Grenze zwischen den einzelnen Tälern natürlich direkt an die Methoden der Staatssicherheit denken. Möglich, das andere Leser hier ganz andere Interpretationen vornehmen.

Der Roman erzählt seine Geschichte sehr unaufgeregt, manchmal fast langatmig, aber ohne dabei etwas von seiner Dramatik und seiner Eindringlichkeit zu verlieren. Die Spannung entsteht nicht so sehr durch das Offensichtliche, sondern eher durch das, was man zwischen den Zeilen liest, durch das, was sich beim Lesen und lange danach noch im Kopf des Lesers abspielt. Dieses Buch ist eines das nachhallt, das im Leser arbeitet, über das man nachdenkt, von dem man träumt, dessen Gedankenspiel man immer weiter fortführt, das einen packt und nicht mehr loslässt. Warum ich trotzdem nur 4 Sterne vergebe? Schwierig zu beantworten, aber durch dieses ständige Nachgrübeln über die Geschichte, sind mir einige lose Enden aufgefallen, Punkte, die der Autor, in meinen Augen, nicht konsequent zu Ende gedacht hat, kleine Sandkörnchen im gut geölten Getriebe dieser fiktiven Welt, die einen leichten, kaum hörbaren Misston verursachen. Nicht wirklich greifbar, aber eben vorhanden.

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Veröffentlicht am 10.04.2024

Düsteres Zeitreiseepos

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Es handelt sich um einen Roman, der in einem zeitlosen Tal spielt, das von anderen Tälern umgeben ist. Geht man nach Westen in das angrenzende Tal, reist man 20 Jahre in die Vergangenheit, geht man ins ...

Es handelt sich um einen Roman, der in einem zeitlosen Tal spielt, das von anderen Tälern umgeben ist. Geht man nach Westen in das angrenzende Tal, reist man 20 Jahre in die Vergangenheit, geht man ins östliche Tal, reist man 20 Jahre in die Zukunft. Damit Vergangenheit und Zukunft nicht versehentlich von Menschen geändert werden, werden die Grenzen von autoritären Regierungen auf allen Seiten streng kontrolliert. Nur Personen mit einem triftigen Grund dürfen unter strengen Auflagen ein anderes Tal besuchen, z.B., um einen verstorbenen Menschen ein letztes Mal aus weiter Entfernung zu sehen.

In diesem Setting wächst die schüchterne Odile auf und bewirbt sich für den Rat, der über die Besuche entscheidet. Der erste Teil des Romans ist eigentlich ein Coming-of-age-Roman über Odile, die erstmals Freunde findet und sich verliebt. Das hat einen großen Sog auf mich entfaltet, sodass ich förmlich durch die Seiten geflogen bin. Auch den Schreibstil des Autors mochte ich sehr, er tendiert dazu Beschreibungen anschaulich auszuschmücken, allerdings ist er dabei nicht kitschig oder blumig. Im zweiten Teil lernt man Odile als Erwachsene kennen, dieser Teil ist deutlich düsterer und beklemmender, die Konsequenzen des autoritären Systems für die Menschen werden deutlich und sehr ausführlich beschrieben. Ich muss sagen, dass mir der zweite Teil nicht so gut gefallen hat wie der erste Teil, weil es kaum Hoffnung gibt und Odile kaum Positives erlebt. Ich war deshalb dann doch froh, als ich den Roman ausgelesen hatte, weil er mich ein bisschen heruntergezogen hat.

Wie immer bei Zeitreisenromanen gab es auch ein paar Logikfehler, die mein Leseerlebnis allerdings nicht beeinträchtigt haben. Zudem wirft der Roman moralische Fragen auf: Sollte man in die Vergangenheit reisen, um Menschen noch einmal zu sehen? Und sollte man diese Menschen sogar warnen und damit einen Tod verhindern? Wir wirken sich autoritäre Systeme auf die Gefühle und das Leben der einzelnen Menschen aus? Insgesamt hat mir der Stil des Autors so gut gefallen, dass ich schon gespannt auf sein nächstes Buch bin.

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Veröffentlicht am 07.04.2024

Ändere nicht die Vergangenheit

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„Das andere Tal“ beschreibt eine Welt, in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ganz nah beieinanderliegen. Im jeweiligen Nachbartal gibt es ein Tal, das dem anderen nur jeweils zwanzig Jahre voraus ...

„Das andere Tal“ beschreibt eine Welt, in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ganz nah beieinanderliegen. Im jeweiligen Nachbartal gibt es ein Tal, das dem anderen nur jeweils zwanzig Jahre voraus ist oder zwanzig Jahre in der Zeit zurückliegt. Besuche sind nur in seltenen Ausnahmefällen erlaubt, wenn der Tod eines Angehörigen kurz bevorsteht, um diesen Menschen noch einmal zu sehen.

Diese Besuche werden genauestens von den Mitarbeitenden des Conseils geprüft und nur selten gewährt, zu groß ist die Gefahr, dass bei einem Besuch etwas aus dem Ruder läuft und versucht wird in die Vergangenheit einzugreifen. Ein solches Eingreifen kann schwerwiegende Konsequenzen für alle Täler haben und die Zeitlinie verändern.

Das Unheil liegt von Anfang an über der Geschichte. Odile, ein ruhiges Mädchen das eher zu den Außenseitern gehört, sieht Edmes Eltern und weiß, dass sie gekommen sind, weil ihm etwas passieren wird, ansonsten wäre ihnen kein Besuch im Tal gewährt worden.

Scott Alexander Howard hat die Geschichte um „Das andere Tal“ in einem eher puristischen Setting konstruiert. Es spielt in einer Zeit vor unserer Zeit, aber nicht zu weit davor, denn es gibt zum Beispiel schon Autos. Allerdings fehlen Informationen dazu, wie die Außenwelt rund um die Täler ist, wie können die Bewohner Kontakt halten, es scheint nur Ausbildungsberufe zu geben, von einer Universität ist nicht die Rede, obwohl es einen Arzt gibt.

Die Menschen scheinen ein einfacheres Leben als heute zu führen, es gibt weniger Ablenkungen, die Jugendlichen gehen am Wochenende ins Strandbad am See oder treffen sich heimlich im Wald. Es gibt das Teeboot, wohin man zu besonderen Gelegenheiten wie Geburtstagen geht. Odile lebt sehr zurückgezogen mit ihrer Mutter, die sie allein erzieht und die sich wünscht, dass ihre Tochter ihren Traum von einer Ausbildung im Conseil lebt.

Die Menschen leben vor sich hin, vorherbestimmt, es wirkt sehr eindimensional und es war für mich an manchen Stellen etwas langatmig. Die Geschichte geht weiter und da ich nicht allzu viel verraten möchte, erzähle ich jetzt nicht darüber weiter. Plötzlich beginnt ein zweiter Teil, der zwanzig Jahre weiter in der Zukunft spielt. Odile hat einen Beruf gelernt und lebt ein ganz anderes Leben als man hätte erwarten können im ersten Teil.

Scott Alexander Howard bleibt auch hier bei der spartanischen Ausschmückung, doch kleidet er das Innenleben der jetzt erwachsenen Odile mehr aus und mir als Leserin blieb nichts anderes übrig als mit ihr und ihrer Seelenpein mitzuleiden, auch wenn es manchmal ein wenig zu viel erscheint. „Das andere Tal“ packte mich im zweiten Teil und kann mit einem überraschenden Ende und ein paar interessanten Wendungen aufwarten.

Das Gedankenspiel der Zeitreise macht das Buch interessant und der rote Faden der vertanen Chancen. Die Mutter, die will, dass ihre Tochter ihre Träume verwirklicht, die Eltern, die ihren Sohn an seinen Träumen hindern wollen, das Nichteingreifen-Dürfen in die Zeit, auch wenn die Möglichkeit besteht, jederzeit in das andere Tal nebenan zu gehen. Die Menschen sind eingesperrt und sind dazu verdammt, in diesem Tal zu verharren und sich der vorgegebenen Zeitlinie zu fügen. Das erklärt auch, warum vieles nicht ausgeschmückt ist, die Personen nur wenige Charakterzüge haben und nicht komplett wirken.

Das fasziniert und irgendwie hofft man beim Lesen, dass es da noch mehr gibt. Das Buch wird wohl als Serie verfilmt werden und es klingt nach einer guten Vorlage für eine Mini-Serie, allein weil es sehr spartanisch erzählt ist. „Das andere Tal“ hat mich im zweiten Teil eingezogen in die Geschichte oder mehr in Odiles Kopf. Wenn du Freude an Was-wäre-wenn-Gedankenexperimenten hast, ist das Buch etwas für dich.

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Veröffentlicht am 07.04.2024

Anderes Leben

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Das andere Tal von Alexander Howard Scott ist ein sehr speziell und Roman der anderen Art. Wenn man sich auf das Buch einlässt tauch man in eine völlig andere Welt voller Geheimnisse ein, diese beim lesen ...

Das andere Tal von Alexander Howard Scott ist ein sehr speziell und Roman der anderen Art. Wenn man sich auf das Buch einlässt tauch man in eine völlig andere Welt voller Geheimnisse ein, diese beim lesen zu erkunden könnten mich begeistert.

Das Tal ist ein besonderer Ort, geht man nach Osten oder Westen stößt man auch die komplett gleiche Landschaft und Häuser nur eben zwanzig Jahre zeitversetzt. Nur im Trauerfall dürfen die Grenzen überschritten werden. Die junge Odile erhält plötzlich Besuch aus der Zukunft. Es sind die Eltern ihres Freundes Edme. Nun weiß sie das er sterben wird und darf ihr Schweigen nicht brechen ...
Ein toller Debütroman des Autors, eine Geschichte über Liebe und Hoffnung, das Erwachsen werden und das Schicksal.
Mir hat die Geschichte gut gefallen, es war etwas völlig neues und ein besonderer Roman der ganz anders ist.

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Veröffentlicht am 27.03.2024

Zeit und Schicksal

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Der Debütroman des Kanadiers Scott Alexander Howard spielt in einem auf den ersten Blick idyllischen Tal: eine Stadt, ein See, Obstbaumwiesen, hohe Berge. Bei genauerem Hinsehen entpuppt sich der Ort als ...

Der Debütroman des Kanadiers Scott Alexander Howard spielt in einem auf den ersten Blick idyllischen Tal: eine Stadt, ein See, Obstbaumwiesen, hohe Berge. Bei genauerem Hinsehen entpuppt sich der Ort als isoliert, umgeben von Stacheldrahtzäunen, Wachtürmen und patrouillierenden Gendarmen. Niemand darf das Tal ohne Zustimmung des Conseils verlassen, um in die identische Stadt im Osten zu gelangen, die 20 Jahre in der Zeitlinie voraus ist, oder im Westen, wo es 20 Jahre früher ist. In 20-Jahres-Schritten wiederholen sich die Täler in unendlicher Abfolge. Flüchtlinge werden gnadenlos gejagt. Wer auf eine Eingabe hin eine der seltenen Besuchsbewilligungen in die Zukunft oder Vergangenheit erhält, meist im Zusammenhang mit einem Trauerfall, darf die Zeitlinie bei Androhung drakonischer Strafen weder stören noch gar verändern:

"Verlass nie dein Tal, misch dich nirgendwo ein." (S. 100)

Ein ungeplanter Zwischenfall
Die zunächst jugendliche Erzählerin Odile Ozanne steht als 16-Jährige zu Beginn des Romans kurz vor dem Schulabschluss und soll sich auf Wunsch ihrer Mutter für das Auswahlverfahren zum Conseil bewerben, wo ihr dauerhaft Macht, Ansehen und finanzielle Sicherheit winkt. Odile ist eine schüchterne, unsichere Außenseiterin, die gerade erst eine Gruppe von Freunden gefunden hat. Während sie am strengen Ausscheidungswettbewerb teilnimmt, wird sie zufällig Zeugin eines Besuchs aus dem Osten, der Zukunft. Odile erkennt in den trauernden Besuchern ausgerechnet die Eltern ihres Freundes Edme, ihrer ersten Liebe, und erfährt auf diese Weise, dass er bald sterben wird. Der ungeplante Zwischenfall, der dem Conseil nicht verborgen bleibt, stürzt Odile in einen Loyalitätskonflikt: Soll sie dem Conseil gehorchen, der jede Einflussnahme streng verbietet, oder ihren Freund warnen?

Eine gebrochene Biografie
Im zweiten Teil des Romans, der sich nun nicht mehr wie ein Jugendroman liest, ist Odile 20 Jahre älter. Ihre gebrochene Biografie hat sie als einzige Frau in die Grenzgendarmerie geführt, wo sie Flüchtlinge abfängt oder Besucherinnen und Besucher begleitet und in ihrer einsamen Freizeit Holzschnitte anfertigt. Noch einmal erhascht sie einen verbotenen Blick, dieses Mal in die eigene Zukunft. Wieder steht sie vor einer Entscheidung, doch ist sie nun nicht mehr die unerfahrene Jugendlich, sondern eine desillusionierte erwachsene Frau.

Ein spannendes Gedankenexperiment
Obwohl ich nie Science-Fiction lese, hat mich das dem Buch zugrundeliegende Gedankenexperiment mit den zeitverschobenen Orten sofort gereizt. Was, wenn man die Vergangenheit oder die Zukunft ändern könnte, wenn Schicksale auf ungeahnte Weise veränderbar wären? Der promovierte Philosoph Scott Alexander Howard hat wohlüberlegt und sorgfältig konstruiert ein Universum erschaffen, in das ich gerne eingetaucht bin. Die bedrückende Atmosphäre der streng abgeriegelten, diktatorisch regierten Stadt, die genauen Ortsbeschreibungen, spannende Nebenschicksale, die gut begründete Entwicklung der Protagonistin und das rasante Ende haben mir gefallen. Sprachlich ist der Roman unspektakulär und eher einfach, gedanklich verlangt er jedoch bisweilen größte Konzentration, wenn es um die Konsequenzen der Zeitverschiebung geht.

"Das andere Tal" ist ein sehr besonderer Roman über Zeit und Schicksal, Fremdbestimmung und freien Willen. Weniger als die Geschichte von Odile wird mir die ungewöhnliche Prämisse im Gedächtnis bleiben, über die sich immer wieder neu nachdenken lässt.

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