Heimatlos
Ellis, die Protagonistin des Debütromans von Selene Mariani, lebt inzwischen seit fast zwanzig Jahren in Deutschland. Sie kam zur Welt in Italien, in einer deutsch-italienischen Familie. Nach der Trennung ...
Ellis, die Protagonistin des Debütromans von Selene Mariani, lebt inzwischen seit fast zwanzig Jahren in Deutschland. Sie kam zur Welt in Italien, in einer deutsch-italienischen Familie. Nach der Trennung von ihrem Mann kehrte Ellis` Mutter mit damals noch kleinen Tochter nach Deutschland zurück.
Für Ellis blieb ihre neue Heimat irgendwie fremd, unnahbar. Sie wurde in der Schule regelmäßig wegen ihrer Herkunft gemobbt. Es zählte nicht, dass das Mädchen halb Italienerin – halb Deutsche war.
Einiges änderte sich jedoch, als Grace in Ellis` Klasse kam. Grace beschützte das gemobbte Mädchen und wurde für sie zur besonderen Freundin. Zum ersten Mal fühlte sich Ellis sicherer, ihre Umgebung erschien ihr vertrauter. Doch dieses Gefühl verschwand rasch, als Grace sich plötzlich der feindlichen Clique anschloss und seitdem Ellis mied.
Ein paar Jahre später treffen sich die jungen Frauen zufällig wieder; die alte Freundschaft erwacht erneut zum Leben. Ellis lädt Grace nach Italien ein, wo sie bei Ellis` Großeltern den Sommer zusammen verbringen. Während Grace ihren italienischen Sommer genießen will, schwelgt Ellis in alten Erinnerungen und entdeckt erneut ihre Gefühle für Grace.
Die Erlebnisse aus dem Leben der jungen Protagonistin wurden auf den Seiten des schmalen Buches (147 Seiten in der Print-Ausgabe) in Form von kurzen Episoden zusammengewürfelt. Es gibt keine Chronologie in dem Roman, das Jetzt wird mit den Puzzleteilen aus der Vergangenheit zusammengemischt. So kommen die Gefühle des innerlich zerrissenen Mädchens, das sich nirgends zuhause fühlt und nach Anerkennung und Geborgenheit lechzt, besonders zum Ausdruck. Wie Erinnerungsblitze wirken die Fragmente mit Ellis` Rückblicken an die schwere Schulzeit und ihre toxische Freundschaft mit Grace.
Emotional und tiefgehend ist diese Geschichte in einer wunderbaren, einfühlsamen Sprache verfasst. Die zahlreichen sprachlichen Bilder der italienischen Dolce Vita ergänzen diese bewegende Geschichte.
„Ellis“ – ein emotionaler, intensiver Roman, in dem die Themen Herkunft, Zugehörigkeit und Freundschaft meisterhaft miteinander verwoben wurden.