Ein Gesamtkunstwerk, bei dem einfach alles stimmt
Ich lasse mich bei meiner Auswahl an Büchern schon gerne mal von den Empfehlungen der Presse und der Verlage inspirieren bzw. beeinflussen. Hat man dann doch eine gewisse Sicherheit, nicht komplett daneben ...
Ich lasse mich bei meiner Auswahl an Büchern schon gerne mal von den Empfehlungen der Presse und der Verlage inspirieren bzw. beeinflussen. Hat man dann doch eine gewisse Sicherheit, nicht komplett daneben zu greifen.
Manchmal aber stolpert man völlig unerwartet über ein Buch, das einen komplett vom Hocker haut.
"Die letzte Fehde an der Havel" ist so ein Buch. Ein historischer Roman, der Anfang des 15. Jahrhunderts in der Mark spielt und das Leben eines jungen Mannes namens Carl erzählt, der als junger Mann von Dietrich von Quitzow verschleppt wird und sich von da an anfangs als Stallbursche und später als Waffenknecht verdingt. Nach vielen Jahren gelingt ihm die Flucht und er kehrt mit seiner Frau Mette zum Ort seiner Kindheit und Jugend zurück. Als er erfährt, dass seine Jugendliebe wider Erwarten noch am Leben ist und nicht von Quitzow ermordet wurde, scheint ihn die Situation fast zu zerreißen. Nach einem schweren Schicksalsschlag und getrieben vom Hass auf Dietrich von Quitzow verlässt er sein zuhause und baut sich ein neues Leben als Kaufmann auf. Doch auch das läuft anders als gedacht.
Silke Elzner erzählt die Geschichte Carls und seines Umfeldes im späten Mittelalter mit so einer Detailgenauigkeit und Empathie, dass ich von der ersten bis zur letzten Seite eingetaucht bin in diese Zeit, in die Sorgen und Nöte der Menschen. Ich habe Carl bedauert und bemitleidet, seine Schwächen haben mir missfallen, sein Verhalten Frauen gegenüber habe ich verachtet und doch oder grade deswegen haben sie ihn für mich absolut authentisch und menschlich gemacht.
Die Figuren, die die Autorin zeichnet, wirken zu jeder Zeit glaubwürdig, da sie sich entwickeln dürfen und ihre Gefühle echt sind. Ich habe selten so ein in sich ganz und gar stimmiges Buch gelesen. Hier wirkt nichts konstruiert, alles fließt wie von selbst.
Ich kann diese wunderbare Geschichte von ganzem Herzen empfehlen. Wahrlich ein Gesamtkunstwerk.