Nicht nur für Ü60
Es gibt sie, die Altersdepression, und die befällt Benny. Notgedrungen wendet er sich an eine Psychiaterin, die ihm kleine Alltagsaufgaben stellt. Herausfinden, was am Alter gut ist, warum es gar nicht ...
Es gibt sie, die Altersdepression, und die befällt Benny. Notgedrungen wendet er sich an eine Psychiaterin, die ihm kleine Alltagsaufgaben stellt. Herausfinden, was am Alter gut ist, warum es gar nicht so toll ist, jung zu sein. Und der Ich-Erzähler (vermeintlich der Autor selbst, mit junger Frau und jungen Kindern und Schauspieler) entdeckt nicht nur neue Blickwinkel auf die Zahl seiner Lebensjahre, sondern auch auf sein Leben selbst.
Das Alter ist die Bürde des langen Lebens. Unsere Gesellschaft vergreist und mal ehrlich, es mag doch niemand Senioren. Die haben zu viel Zeit und können zu wenig mit sich anfangen. Irgendwie wie Jugendliche. Die Einstellung jedenfalls trägt der Erzähler mit sich, als er sich mit seiner eigenen Rente und den Altersanzeichen konfrontiert sieht. Das Thema der Altersdiskriminierung wird immer wieder leicht angeschnitten. Richtig zum Zug kommt sie in diesem humoristischen Buch aber nicht. Stattdessen geht es eher um persönliche Erfahrungen. Graue Haare, alte Knochen, Falten. Was darf noch getragen werden und wie gehen eigentlich die Menschen im direkten Umfeld damit um?
Mitunter scheinen die Sprünge zwischen den einzelnen Anekdoten aus Vergangenheit und Gegenwart üppig. Den ordnenden Rahmen bietet da die Psychiaterin und ihre Aufgaben. An denen hangelt sich der Erzähler zur Selbsterkenntnis. Dabei steht er am Anfang den typischen Phrasen à la „Du bist so alt, wie du dich fühlst“ mehr als nur kritisch gegenüber. Viel Witz und Humor zeigen sich, aber auch ein tiefes Nachdenken. Es kann doch noch nicht alles gewesen sein?
Nein, war es natürlich nicht. Auf seinen Erkenntnisschritten führt der Erzähler auch immer wieder in seine eigene Vergangenheit zurück. Peinlichkeiten der Jugendjahre und Unsicherheiten im Lebensverlauf bekommen nun eine ganz neue Bedeutung. Reflektiert und analytisch wird das Buch hier und zeigt, dass es weit mehr ist, als nur ein humoristisches Buch über das Altern. Zum Glück! Denn so gewinnt das Buch nicht nur Tiefe, sondern zeigt, dass es etwas Besonderes ist. Auch eignet es sich dadurch nicht nur für Menschen jenseits der 60. Ich habe nicht mal die Hälfte an Lebensjahren erreicht und fühlte mich gut aufgehoben.