Cover-Bild »Der landsfrid ist zerbrochen«
Band 1 der Reihe "Imagines Medii Aevi. Interdisziplinäre Beiträge zur Mittelalterforschung"
38,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Reichert, L
  • Themenbereich: Biografien, Literatur, Literaturwissenschaft - Lyrik, Poesie
  • Genre: keine Angabe / keine Angabe
  • Seitenzahl: 368
  • Ersterscheinung: 01.01.1998
  • ISBN: 9783895000485
Sonja Kerth

»Der landsfrid ist zerbrochen«

Das Bild des Krieges in den politischen Ereignisdichtungen des 13. bis 16. Jahrhunderts
In einer Art publizistischen Kampagne begleiten viele hundert politische Lieder und gereimte Gedichte die zahllosen kriegerischen Auseinandersetzungen und Fehden des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit. Es sind politische Propagandatexte, die in der Regel von Höfen, Stadträten oder Kanzleien verbreitet wurden und zahlreiche Argumente aus offiziellen Dokumenten oder Chroniken aufgreifen. Diese Texte verhöhnen den Gegner, bestärken die eigenen Anhänger und versuchen, unentschlossene Dritte für die eigene Sache zu gewinnen.
Die Lieder und Reimpaarsprüche nehmen in tendenziöser Weise auf einen konkreten Krieg oder eine Fehde Bezug und versuchen, die öffentliche Meinung über den behandelten Vorfall in eine bestimmte Richtung zu lenken, um so zur Identifikation mit der eigenen Position und zur Distanzierung vom Gegner aufzurufen.
Die Lieder und Sprüche wurden in verschiedene Konfliktarten eingeteilt: Stadt-Adels-Konflikte, inneradlige Fehden, eidgenössische Kriege, Hussitenkriege, den Bauernkrieg von 1525, die Türkenkriege und den Schmalkaldischen Krieg (1546/47). Die Mehrzahl der Ereignisdichtungen verfährt bei allen Unterschieden im einzelnen nach einem gängigen Argumentationsschema, um ihre Position im Konflikt abzusichern: Sie bemühen sich, den eigenen Standort als legitim und gottgewollt darzustellen, während der Gegner erkennbar gegen das Recht und Gottes Willen verstößt. Krieg erscheint als geeignetes Mittel, um Recht und Ordnung zu wahren oder Wiederherzustellen und den Gegner für seine Untaten zu bestrafen. Auffällig ist dabei das Fehlen einer Auseinandersetzung mit dem Phänomen Krieg und seinen Folgen für die betroffenen Menschen.
Das letzte Kapitel befaßt sich mit der agitatorischen Wirkung der politischen Ereignisdichtung, mit ihrem Umfeld und ihrer Funktion. Es sind zahlreiche Antwort- und Gegendichtungen überliefert sowie Nachrichten über harte Strafen für Verfasser und Verbreiter der Texte und über Klagen verschiedener Kriegsherren, die sich von Vorwürfen in ihrem Leumund geschädigt fühlten.

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