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inkl. MwSt
- Verlag: FDCL
- Themenbereich: Gesellschaft und Sozialwissenschaften
- Genre: Sachbücher / Politik, Gesellschaft & Wirtschaft
- Seitenzahl: 38
- Ersterscheinung: 20.12.2023
- ISBN: 9783949237058
Neuer Rohstoffboom in Lateinamerika in Zeiten von Krieg und Klimakrise
Der Überfall Russlands auf die Ukraine hat liebgewonnene Gewissheiten plötzlich in Frage gestellt. Viele westliche Staaten und insbesondere Deutschland waren bis dahin von Energielieferungen aus Russland abhängig. Anstatt jedoch die Krise als zusätzlichen Schub für die Energiewende zu nutzen, wurde nun nach neuen Allianzen gesucht, um den Rohstoffhunger zu stillen.
Auch Ressourcen aus Lateinamerika gerieten schnell ins Blickfeld und weckten, wie schon so oft in der Geschichte, Begehrlichkeiten im Globalen Norden. Bundeskanzler Olaf Scholz und viele relevante Minister*innen reisten nach Lateinamerika und gaben sich dort die Klinke in die Hand. Einerseits wollten sie fossile Energieträger einkaufen, die sie wegen des Krieges nicht mehr in Russland beziehen konnten, und sich andererseits mit Blick auf die „Klimawende“ Zugriff auf sogenannte „grüne“ Energien sichern. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen begab sich ebenfalls auf „Partnersuche“ auf dem Subkontinent. Und in Venezuela begann das Eis in den Beziehungen zu den USA zu schmelzen: Direkt nach Ausbruch des Krieges saßen US-Diplomaten bei Staatspräsident Nicolas Maduro auf dem Sofa, um über eine Wiederaufnahme der Erdöllieferungen zu verhandeln.
Was bedeutet dieses gewachsene Interesse für die betroffenen Länder? Gibt es einen Unterschied zwischen den klassischen fossilen Exporten und den neuen „grünen“ Energien? Wer profitiert? In dieser Studie beleuchten wir drei Beispiele für den neuen Rohstoffboom in Lateinamerika und seine Auswirkungen auf Mensch und Umwelt:
Kolumbien plante eigentlich den Kohleausstieg. Die 2022 gewählte kolumbianische Linksregierung um Gustavo Petro und Francia Márquez ist mit dem Versprechen angetreten, die Förderung fossiler Energieträger zu beenden. Bewohner*innen der Region La Guajira, in der sich der größte Steinkohletagebau Kolumbiens El Cerrejón befindet, beklagen seit Jahrzehnten die durch den Kohleabbau verursachten Umwelt- und Gesundheitsschäden. Während die Mine 2021 vor der Schließung stand, ist dies aufgrund der gestiegenen Nachfrage – insbesondere auch aus Deutschland – nicht mehr abzusehen. Gleichzeitig wird in La Guajira auf indigenem Gebiet auch die Errichtung von riesigen Windparks geplant. Tininiska Zanger Montoya hat die Region bereist und berichtet, wie die Menschen in den betroffenen Gemeinden und aus der Zivilgesellschaft diese Entwicklungen sehen (Kapitel 1).
Venezuela dagegen hofft auf ein Wiedererstarken der Erdölwirtschaft. Das Land befindet sich seit Jahren in einer desolaten wirtschaftlichen Situation. Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine haben die USA und auch andere Staaten, nach Jahren strenger Sanktionen, an Lieferungen wieder Interesse bekundet. Tobias Lambert zeichnet die Entwicklung der venezolanischen Erdölpolitik nach und erörtert, ob Venezuela von diesen geänderten geopolitischen Vorzeichen profitieren könnte und ob unter den derzeitigen Bedingungen eine Überwindung der einseitigen Abhängigkeit von Erdöl möglich erscheint (Kapitel 2).
Doch gilt das wiedererwachte Interesse nicht nur fossilen Ressourcen wie Kohle und Öl. Grüne Energie, besonders in Gestalt von Wasserstoff und seinen Folgeprodukten, soll künftig in großem Stil importiert werden und so zur Energiewende und zum Klimaschutz in der Industrie beitragen. Doch führen diese Projekte zu mehr Klimagerechtigkeit und faireren Wirtschaftsbeziehungen auf Augenhöhe oder handelt es sich dabei um fortgeführten Energiekolonialismus? Sophia Boddenberg gibt in Kapitel 3 einen Überblick über die derzeit bekannten Planungen für Wasserstoffprojekte in Lateinamerika. Zudem hat sie ein Pilotprojekt von Porsche und Siemens Energy in Patagonien besucht und mit Wissenschaftler*innen und Bewohner*innen aus der Region auch über klimagerechte Alternativen gesprochen.
FDCL e.V. und Powershift e.V.
Auch Ressourcen aus Lateinamerika gerieten schnell ins Blickfeld und weckten, wie schon so oft in der Geschichte, Begehrlichkeiten im Globalen Norden. Bundeskanzler Olaf Scholz und viele relevante Minister*innen reisten nach Lateinamerika und gaben sich dort die Klinke in die Hand. Einerseits wollten sie fossile Energieträger einkaufen, die sie wegen des Krieges nicht mehr in Russland beziehen konnten, und sich andererseits mit Blick auf die „Klimawende“ Zugriff auf sogenannte „grüne“ Energien sichern. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen begab sich ebenfalls auf „Partnersuche“ auf dem Subkontinent. Und in Venezuela begann das Eis in den Beziehungen zu den USA zu schmelzen: Direkt nach Ausbruch des Krieges saßen US-Diplomaten bei Staatspräsident Nicolas Maduro auf dem Sofa, um über eine Wiederaufnahme der Erdöllieferungen zu verhandeln.
Was bedeutet dieses gewachsene Interesse für die betroffenen Länder? Gibt es einen Unterschied zwischen den klassischen fossilen Exporten und den neuen „grünen“ Energien? Wer profitiert? In dieser Studie beleuchten wir drei Beispiele für den neuen Rohstoffboom in Lateinamerika und seine Auswirkungen auf Mensch und Umwelt:
Kolumbien plante eigentlich den Kohleausstieg. Die 2022 gewählte kolumbianische Linksregierung um Gustavo Petro und Francia Márquez ist mit dem Versprechen angetreten, die Förderung fossiler Energieträger zu beenden. Bewohner*innen der Region La Guajira, in der sich der größte Steinkohletagebau Kolumbiens El Cerrejón befindet, beklagen seit Jahrzehnten die durch den Kohleabbau verursachten Umwelt- und Gesundheitsschäden. Während die Mine 2021 vor der Schließung stand, ist dies aufgrund der gestiegenen Nachfrage – insbesondere auch aus Deutschland – nicht mehr abzusehen. Gleichzeitig wird in La Guajira auf indigenem Gebiet auch die Errichtung von riesigen Windparks geplant. Tininiska Zanger Montoya hat die Region bereist und berichtet, wie die Menschen in den betroffenen Gemeinden und aus der Zivilgesellschaft diese Entwicklungen sehen (Kapitel 1).
Venezuela dagegen hofft auf ein Wiedererstarken der Erdölwirtschaft. Das Land befindet sich seit Jahren in einer desolaten wirtschaftlichen Situation. Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine haben die USA und auch andere Staaten, nach Jahren strenger Sanktionen, an Lieferungen wieder Interesse bekundet. Tobias Lambert zeichnet die Entwicklung der venezolanischen Erdölpolitik nach und erörtert, ob Venezuela von diesen geänderten geopolitischen Vorzeichen profitieren könnte und ob unter den derzeitigen Bedingungen eine Überwindung der einseitigen Abhängigkeit von Erdöl möglich erscheint (Kapitel 2).
Doch gilt das wiedererwachte Interesse nicht nur fossilen Ressourcen wie Kohle und Öl. Grüne Energie, besonders in Gestalt von Wasserstoff und seinen Folgeprodukten, soll künftig in großem Stil importiert werden und so zur Energiewende und zum Klimaschutz in der Industrie beitragen. Doch führen diese Projekte zu mehr Klimagerechtigkeit und faireren Wirtschaftsbeziehungen auf Augenhöhe oder handelt es sich dabei um fortgeführten Energiekolonialismus? Sophia Boddenberg gibt in Kapitel 3 einen Überblick über die derzeit bekannten Planungen für Wasserstoffprojekte in Lateinamerika. Zudem hat sie ein Pilotprojekt von Porsche und Siemens Energy in Patagonien besucht und mit Wissenschaftler*innen und Bewohner*innen aus der Region auch über klimagerechte Alternativen gesprochen.
FDCL e.V. und Powershift e.V.
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