Heidi Kamemba ist die erste schwarze Kriminalkommissarin Deutschlands. Da hilft es nicht viel, dass sie bei ihren alten Kollegen aufgrund ihrer kommandierenden Art als „die Deutsche“ bekannt war. Sie fällt im Präsidium auf wie ein bunter Hund, worüber ihr neuer Chef nicht sonderlich begeistert ist. Gleich an ihrem ersten Tag im KK12 wird eine Leiche in der Nähe eines Parkplatzes an der Landstraße vor Mettmann gefunden. Sein Mörder hat den Mann erschossen, verbrannt und seine Fingerkuppen abgeschnitten, um die Identität zu verheimlichen. Was ist das Motiv für eine solch professionale Tat ohne Spuren? Heidi und ihre Kollegen nehmen die Ermittlungen auf.
Auf Heidi Kamembas ersten Fall aus der Feder von Stefan Keller bin ich aufgrund des Handlungsortes aufmerksam geworden. Ich arbeite in Düsseldorf und war neugierig darauf, einen fiktiven Charakter der ansässigen Polizei bei den Ermittlungen zu begleiten. Nach einem kurzen Prolog, in dem man die letzten Momente des Mordopfers miterlebt, lernt man die Protagonistin Heidi an ihrem ersten Arbeitstag beim KK12 kennen. Aufgrund ihrer Hautfarbe bekommt sie sofort mehr Aufmerksamkeit, als ihr lieb ist. Ihre neue Kollegen und vor allem ihr Chef sind davon ebenfalls nicht sonderlich begeistert. Aus ihnen wurde ich genauso wie Heidi erst einmal nicht schlau, sie geben sich zurückhaltend und der Empfang ist nicht sonderlich herzlich.
Heidi ist froh, dass sie die merkwürdige Atmosphäre im Präsidium schnell hinter sich lassen und zum Fundort einer Leiche fahren kann. Die Identität des Opfers wurde mit allen Mitteln verschleiert, der Mörder scheint genau gewusst zu haben, was er da tat. Doch schnell findet Heidi einen allerersten Ansatzpunkt für die Ermittlungen und stürzt sich motiviert in die Arbeit. Ihre Kollegen können diesem Aktionismus nicht viel entgegensetzen und erzielen selbst keine besonderen Durchbrüche. So findet sich Heidi schnell in der Rolle der genialen, von der Spurensicherung geachteten Ermittlerin wieder. Diese Rolle steht ihr gut und ich gönnte ihr den Erfolg. Etwas schade fand ich, dass sämtliche Kollegen im Vergleich dazu wirkten, als hätten sie nichts auf dem Kasten.
Heidi ist mir mit ihrer engagierten und aufrichtigen Art schnell sympathisch geworden. Sie möchte in ihrer neuen Rolle unbedingt etwas bewegen, und ihre Hautfarbe sollte dabei keine Rolle spielen. Man erhält auch kurze Einblicke in ihr Privatleben. Ihr besorgter Vater ist amüsant, während das Verhalten ihres Freundes bei ihr Zweifel auslöst. Indem einige Kapitel aus der Sicht ihrer Kollegen geschrieben sind, lernt man auch diese etwas besser kennen und erhält Einblicke in die Gründe für ihr Verhalten.
Heidi merkt schnell, dass jegliche Erwähnung ihres Vorgängers auf Unmut stößt und beginnt parallel zu den laufenden Ermittlungen mit Nachforschungen zu dessen Tod. Schnell findet sie heraus, dass Selbstmord als Todesursache festgehalten wurde. Doch warum beschäftigt das ihre Kollegen so sehr? Unbeirrt bohrt sie tiefer und bringt Überraschendes ans Licht. Dieser zweite Handlungsstrang bot gelungene Abwechslung und offenbart noch mal eine neue Seite an Heidi und einigen anderen Charakteren.
Bei den Mordermittlungen hangeln sich die Kriminalkommissare von einem Hinweis zum nächsten und ermitteln in verschiedene Richtungen. Der Fall wird zunehmend brisant, in der Folge wächst die Unruhe im Team. Schließlich wird ein Beweisstück gefunden, dass mit dem Motiv zusammenhängen könnte. Die Erklärungen hierzu waren für mich nicht ganz plausibel. Es hätte noch mehr Erklärungen bedurft, um mich voll zu überzeugen. Wusste der Kriminalroman lang durch ruhige, angespannte Ermittlungen zu fesseln, wurde es auf den letzten Seiten temporeich und gefährlich. Ich fand diesen Abschluss gelungen und würde mich über einen weiteren Fall für Heidi Kamemba freuen.
In „Das Ende aller Geheimnisse“ begleitet der Leser Heidi Kamemba bei ihren Ermittlungen im Fall eines ermordeten Mannes, dessen Identität vom Mörder bewusst verschleiert wurde. Heidi stürzt sich voller Motivation in die Ermittlungen und wurde mir schnell sympathisch. Ihre Kollegen hingegen geben Heidi und dem Leser Rätsel auf. Der brisante Fall und ein zweiter Handlungsstrang rund um den Tod ihres Vorgängers konnten mich fesseln. Gerne empfehle ich diesen deutschen Kriminalroman weiter und vergebe sehr gute vier Sterne.